Von Heiko Haberle
Der Architekt Joachim Brenncke erhielt am 4. Oktober 2017 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz. Der Präsident der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern und Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer wurde damit für sein berufspolitisches Engagement, aber auch für seinen persönlichen und meist ehrenamtlichen Einsatz für eine lokale Baukultur und für die Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume ausgezeichnet.
Schon zu DDR-Zeiten gegen Abrisse positioniert
Als junger Architekt im Schweriner Stadtbaubetrieb bewertete Joachim Brenncke in den 1980er-Jahren die Erhaltungsfähigkeit historischer Bausubstanz in der Schweriner Schelfstadt. Obwohl er viele Objekte für sanierbar hielt, wurden sie von der Stadt zum Abriss freigegeben. Als Reaktion schloss sich Brenncke mit anderen Architekten und Künstlern zu einer Initiative zusammen, besserte ein Haus mit eigenen Händen aus: „Das barg natürlich Konfliktpotenzial, im Stadtbaubetrieb zu arbeiten, aber als Privatperson öffentlich die vorgegebene Abrisspolitik anzuzweifeln. Vorladungen vor die Betriebsleitung waren die Folge“, berichtet der Geehrte.
Nach der Wende kritisch gegenüber Torismus-Boom
Ebenso kritisch beobachtete Joachim Brenncke den nach der Wende einsetzenden und bis heute anhaltenden Bauboom an der Ostseeküste: „Statt vereinfachter Schubladen-Schein-Architektur brauchen wir wieder eine ortsbezogene Baukultur.“ Die Bäderarchitektur sei nämlich überall an der Ostseeküste unterschiedlich, zum Beispiel auf dem Darß anders als auf Usedom. Die Landeskammer und ihr Präsident raten daher gerade bei touristischen Bauten zu mehr Wettbewerben. Dass lokale Bauweisen und Bezüge in Vergessenheit geraten, liegt für Brenncke auch daran, dass gerade im ländlichen Raum immer weniger Fachleute in den Bauverwaltungen sitzen. Um diese Lücke zu schließen, bietet seine Kammer für kleine Gemeinden mobile Gestaltungsbeiräte an, die je nach Bedarf eine Bauaufgabe beratend begleiten. Für einen Ort im Landkreis Vorpommern-Rügen sitzt Joachim Brenncke selbst im Beirat.
Einsatz für den ländlichen Raum
Vor dem Bauen muss der ländliche Raum aber fit für die Zukunft gemacht werden. Dabei hilft die „Akademie für Nachhaltige Entwicklung M-V“, in der sich Joachim Brenncke seit 2006 engagiert, seit 2016 als Vorstandsvorsitzender. Die Akademie fördert Projekte aus den Bereichen Bildung, Daseinsvorsorge, erneuerbare Energien, regionale Lebensmittel und Ressourcenschutz. Gerade Architekten könnten auch in strukturschwachen Regionen Potenziale erkennen und den Menschen Mut machen, findet der Geehrte. „Wir wollen erreichen, dass man uns als Fachleuten wieder zuhört und unseren Rat annimmt, anstatt dem schnellen Geld hinterherzulaufen.“
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