Von Fabian P. Dahinten
Wenn dieses Tagebuch nicht nur von Architektinnen und Architekten gelesen würde, müsste ich zuerst einmal erklären, dass es eine typische Entwicklung im Architekturstudium gibt. Diese startet in den ersten Semestern mit dem strikten digitalen Jugendschutz: Planzeichnungen müssen ohne Wenn und Aber mit der Hand gezeichnet werden! Um einen herum hängen zwar nur Pläne, die mit dem PC, also mit CAAD, erstellt wurden. ABER man soll ja schließlich lernen, wie das früher war. So um 1900. Ohne Computer und Drucker.
CAAD-Volljährigkeit erst ab dem dritten Semester
Mit Beginn des dritten Semesters ist dann aber die CAAD-Volljährigkeit erreicht! Und nun teilen sich die Studierenden in zwei Gruppen: die, die vorher schon heimlich daheim geübt haben und schon ganz passable Ergebnisse aus der Tasche ziehen können – und diejenigen, die unvorbereitet in die unendliche Welt der CAAD-Programme entlassen werden. Nicht selten werden in einer Zeichnung dann wirklich alle Standard-3D-Objekte eingesetzt, die die Programmbibliothek hergibt. Unabhängig davon, ob ein Windrad und ein Zahnarztstuhl zum Konzept gehören oder nicht.
Nicht selten auch hängen Studierende stolz Zeichnungen auf, die die Lehrenden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen. Aber aller Anfang ist eben schwer, insbesondere bei solch komplexen Herausforderungen wie der CAAD-Software.
Die Arbeitsräume, in denen man Hilfe findet, sind geschlossen
Vor ein paar Tagen hatte ich ein Gespräch mit einer Studentin, die sich eben genau an diesem Punkt befindet. Sie darf nun loslegen mit CAAD, aber die Arbeitsräume, in denen man am schnellsten Hilfe findet, wenn man seine ersten CAAD-Schritte geht – sie sind geschlossen.
Aber sie ist keineswegs verzweifelt oder hilflos. Nein, sie hat den Stier bei den Hörnern gepackt – und auch dank ihres Einsatzes starten nun bald digitale CAAD-Lerngruppen. Sogar ein Mini-Wochenendseminar von Studierenden für Studierende soll es geben. Dabei wollen erfahrene CAAD-Nutzer*innen den „Jungen“ die wichtigsten Klicks und Tricks zeigen.
Kurzum: Corona kann uns zwar die Arbeitsräume nehmen – aber nicht den Geist, der in ihnen ist.
Hier findet ihr alle Einträge im Corona-Tagebuch von Katharina und Fabian.
Fabian P. Dahinten und Katharina Körber studieren Architektur an der Hochschule Darmstadt. Im Wechsel schreiben sie für das DAB dieses Corona-Tagebuch
Und wie sind eure Erfahrungen als Architektur-Studierende oder -Lehrende? Wie reagiert ihr auf die Krise? Was macht die aktuelle Situation mit euch und der Lehre? Hinterlasst uns einen Kommentar auf dieser Seite oder schreibt uns unter DAB-leserforum@planetc.co
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