Zwei wichtige Baudaten Günter Behnischs fielen mit Lebensdaten Willy Brandts zusammen: 1972 feierten beide ihre größten Triumphe, der eine mit dem Münchener Olympiastadion, der andere mit dem grandiosen Wahlsieg als Nobelpreisträger und Reformer. 1992 starb Brandt. Als drei Wochen danach der Bundestag sein von Beginn an „Behnisch-Bau“ genanntes Haus eröffnete, war die allgemeine Begeisterung für den Bau durch Wehmut getrübt: Seine Lebenszeit als Plenarsaal würde nur kurz sein, da der Wegzug schon beschlossen war.
In Behnischs späterem Beitrag zur ungeliebten Berliner Republik, der zusammen mit Werner Durth gebauten Akademie der Künste seitwärts vom Brandenburger Tor, ist die gläserne Transparenz dann weniger Symbol für Freiheit und Aufbruch als ein Zeichen von Protest gegen die gewandelten Zeiten. Doch seine glücklicheren Tage wiegen viel mehr. Da stand Behnisch wie Brandt für Offenheit und Aufbruch, für Erleichterung von den Lasten der Vergangenheit. Brandts Devise „Mehr Demokratie wagen!“ hätte auch seine sein können. Die Erinnerung an ihn ist von Dankbarkeit geprägt: Der Architekt steht wie der Politiker für eine Haltung, durch die wir unser Land neu lieben lernten. Nicht zuletzt das verkörpern seine großen Bauten.