Von Fabian P. Dahinten
Die Bundeskanzlerin, die Queen, der Bundespräsident – alle haben sie schon ihre Ansprache zur aktuellen Situation gehalten, Frankreichs Staatschef Macron gerade zum bereits vierten Male. Sie alle mahnen nicht nur zur Disziplin in dieser ernsten Lage, sondern warnen auch vor den bei weitem noch nicht absehbaren Folgen. Welche genau das sein werden, werden wir sicher noch nicht so bald in vollem Umfang verstehen. Auch in ein paar Montanen nicht – und vielleicht auch nicht einmal in den unzähligen Jahresrückblicken am Ende dieses Jahres. Sicher ist jedoch: Wir müssen alle raus aus der Komfortzone.
Stubenhocker-Studium in Corona-Zeiten
So komplex also, wie die Folgen für die Weltwirtschaft, die Gesellschaft, die Finanzmärkte und die vielen verschiedenen Branchen wohl sein werden, so deutlich stellen sich mir die direkten Auswirkungen auf mein Leben schon jetzt dar. Dass ich vor nunmehr fünf Wochen zum Stubenhocker mutiert bin: gibt Schlimmeres. Dass ich unzählige Stunden in mal mehr, mal weniger sinnvollen Videokonferenzen verbringe: geschenkt.
Doch ich gebe zu: Ich vermisse einiges mittlerweile wirklich schmerzlich. So ist an Ostern mein langersehnter Heimatbesuch bei meiner Familie ausgefallen. Die wunderbaren Abende mit Freunden bei einem Wein oder die Partys in überfüllten Studenten-WGs sind alle abgesagt. Die Urlaubspläne für den Sommer wanken bedrohlich und scheinen schon fast in weite Ferne gerückt. Und, zu meiner großen Überraschung: Ich verspüre tatsächlich den inneren Drang, mal wieder ins Fitnessstudio zu gehen.
„Hör auf, über Deine persönlichen Einschränkungen zu klagen!“
Aber ich sage mir: Hey! Lass Dich von diesen Veränderungen ruhig auch mal stärker runterziehen. Aber vergiss nicht: Es gibt nun wirklich viel größere Leiden – und größere Leistungen. Angefangen bei den Menschen im Gesundheitssystem, die zurzeit an vorderster Front kämpfen, aber auch bei den Mitarbeitern der Supermärkte. Bis hin zu den Menschen, die in Alten- oder Pflegheimen wohnen und als „Risikogruppe“ nicht nur Angst um ihre körperliche Unversehrtheit haben, sondern auch völlig isoliert sind und seit Wochen von niemandem mehr besucht werden dürfen. Und natürlich all die Familien, deren Existenz nun in Gefahr gerät, wenn Geschäfte in Schieflage geraten und Arbeitsplätze bedroht, wenn nicht schon verloren sind.
„Warum nicht auch Spargelstechen auf dem Feld?“
Also sage ich mir noch einmal, und zwar laut: Hör auf, über Deine persönlichen Einschränkungen zu klagen. Denk statt dessen lieber darüber nach, ob Du nicht mal mehr machen müsstest. Einkaufen für Nachbarn zum Beispiel. Oder warum nicht auch Spargelstechen auf dem Feld? Eine Kommilitonin fällt mir an dieser Stelle ein: Sie hat vor ihrem Studium als Krankenschwester gearbeitet – und ist nun wieder in ihren alten Beruf zurückgekehrt.
Nun bin ich doch nachdenklicher geworden, als ich wollte … Aber es ist ja so: Jammern hilft nichts. Fragen wir uns also besser, was wir persönlich in dieser Lage beitragen können. Eines zumindest kann jeder tun, egal wie sein Leben und sein Alltag aussieht: Man kann neben den Herausforderungen auch die Chancen sehen, die diese Situation bietet. Denn eine Gesellschaft, die aus ihrer Komfortzone herausgezerrt wird, sieht sich wohl oder übel dazu gezwungen, Altbekanntes zu hinterfragen und kreative Lösungen zu suchen. Und sie wird sie auch finden.
Aber dazu mehr in meinem nächsten Eintrag.
Hier findet ihr alle Einträge im Corona-Tagebuch von Katharina und Fabian.
Fabian P. Dahinten und Katharina Körber studieren Architektur an der Hochschule Darmstadt. Im Wechsel schreiben sie für das DAB dieses Corona-Tagebuch
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