Von Fabian P. Dahinten
Vorgestern wurde der Internationale Frauentag begangen und heute (10. März) ist der Equal Pay Day 2021: Gute Anlässe, sich mit der Rolle von Frauen im Architekturgeschehen zu befassen. Einerseits waren rund 70 Prozent der Studierenden an meinem Fachbereich weiblich. Andererseits saß ich schon in Wettbewerbskolloquien, wo 40 Männer auf eine Frau kamen. Je mehr ich in unsere Branche eintauche, desto stärker verfestigt sich dieses Bild.
Kerstin Kuhnekath zeigte in einem DAB-Artikel über die Architektin Kristin Engel auf, dass in Deutschland nur ein Prozent der größeren Planungsbüros (ab zehn Mitarbeitenden) von Frauen geführt wird. Und nur bei 20 Prozent der kleineren Büros sind Frauen alleinige Inhaberinnen. Woran liegt es, dass so viele Frauen Architektur studieren aber das Berufsfeld – vor allem in den höheren Positionen – so stark männlich geprägt ist? Und dass sie weniger verdienen?
Die Sprache ist ein Anfang
Erst kürzlich hat sich der Bund Deutscher Architekten (BDA) in Bund Deutscher Architektinnen und Architekten umbenannt. Es gibt noch einige Verbände, die nach wie vor ausschließlich die männliche Form „Architekt“ im Namen tragen (ebenso die Architektenkammern). Ist das denn so wichtig? Erschwert es nicht nur unsere Sprache immer beide Geschlechter zu nennen? Meiner Meinung nach: keineswegs!
Unsere Sprache ist ein mächtiges Werkzeug. Und sie hat sich schon immer gewandelt. Durch jede Generation wird unsere Sprache geformt und weiterentwickelt. Es ist nur konsequent, dass sich die gleichberechtigte Rolle der Frau auch in der Sprache wiederfindet. Daher ist es für mich eine Selbstverständlichkeit von Architekt*innen zu schreiben und zu sprechen.
Über den Frauentag hinaus: Wir brauchen weibliche Vorbilder!
Laura Käufel hat beim Architekturnachwuchs nexture+ die AG Equal ins Leben gerufen. Deren Ziel ist es, Ungleichheiten in Studium und Beruf sichtbar zu machen. Ich habe Sie gefragt, was aus ihrer Sicht fehlt beziehungsweise sich ändern müsste. Sie schreibt:
„Im Studium lernen wir zahlreiche Architekten kennen und analysieren deren Gebäude mit Faszination und Ehrfurcht. Fragt man Studierende, ob sie ein paar Architektinnen nennen können, beginnt und endet das oft bei Zaha Hadid. Wieso fehlt es in der Ausbildung des Nachwuchses so sehr an weiblichen Vorbildern? Nicht, weil es sie nicht gibt. Es gab und gibt viele Architektinnen, von denen wir etwas lernen können. Wäre es nicht an der Zeit, dass sich die Inhalte der Lehre der steigenden Zahl von Studentinnen und Architektinnen anpassen? Wir studieren Architektur, wir haben große Ziele und wir brauchen weibliche Vorbilder.“
Habt ihr euch auch schon mal gefragt, warum vor den Damentoiletten immer eine Schlange ist und bei den Herren nicht? Das hat nämlich keine „natürliche“ Ursache, sondern auch hier fehlt es an Gleichberechtigung. Und hier findet ihr noch mehr Beiträge zum Thema Gleichberechtigung auf DABonline.
Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt startet nun ins Berufsleben und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.
Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.
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