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Internationaler Hochhauspreis 2020: Fünf Finalisten, ein Sieger

Insgesamt 31 Hochhäuser aus 14 Ländern waren in diesem Jahr nominiert. Davon hat die Jury drei aus Europa und zwei aus Asien ausgewählt

15.10.20206 Min. Kommentar schreiben

 

Der Internationale Hochhauspreis würdigt seit 2004 alle zwei Jahre eine prägnante äußere Form und innere Raumqualitäten, wie auch soziale Aspekte und exemplarische Nachhaltigkeit, die sich zu einem vorbildlichen Entwurf verbinden. Initiiert wurde der Hochhauspreis von der Stadt Frankfurt am Main, dem dortigen Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank. Planer und Bauherren erhalten gemeinsam die Auszeichnung – eine Statuette des international bekannten Künstlers Thomas Demand und ein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro. In diesem Jahr wird der International Highrise Award zum neunten Mal verliehen.

Hochhauspreis wird immer internationaler

Insgesamt 31 Hochhäuser aus 14 Ländern waren nominiert. Trotz vielen Gebäuden in Asien (China, Taiwan, Singapur, Vietnam) sind auch die USA, Mexiko, Kolumbien und Marokko vertreten – die arabische Halbinsel jedoch nur einmal (Kuwait). Auffällig viele Projekte entstanden in Europa (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, Schweden), wo man zwar nicht mit Rekordhöhen aber mit interessanten Entwürfen überzeugen konnte. Entsprechend stammen von den Ende September von der Jury bestimmten fünf Finalisten drei aus Europa und zwei aus Asien.


Norra Tornen/Innovationen in Stockholm
Sieger: OMA Office for Metropolitan Architecture (Rotterdam): Norra Tornen/Innovationen, Stockholm, Schweden

Finalist: Norra Tornen, Stockholm

Architekten: OMA Office for Metropolitan Architecture, Rotterdam / Niederlande
Bauherr: Oscar Properties
Funktion: Wohnen
Höhe: 125 m
Fertigstellung: Dezember 2018

Die Doppeltürme Norra Tornen, die „nördlichen Türme“, stehen in Stockholm am Übergang von Vasastaden, einem Stadtteil mit Wohnbebauung überwiegend aus den 1930er Jahren, zum gerade neu entstehenden Stadtteil Hagastaden. Sie bilden links und rechts der Ausfallstraße Torsgatan eine Torsituation. Vorgefertigte Fassadenelemente erlaubten es, die Baustelle auch bei unter 5 °C fortzuführen, wenn das Gießen von Beton vor Ort schon nicht mehr möglich wäre. Die Vorfertigung sparte zudem erheblich Zeit – ein Stockwerk wurde in einer Woche fertiggestellt – und nicht zuletzt Kosten. Das machte die differenzierte Fassadenbehandlung und bewegte Oberfläche mit den zahlreichen Rück- und Vorsprüngen wirtschaftlich gesehen überhaupt erst möglich. Die geschützten Balkone und die würfelartigen Module wechseln sich in regelmäßigem Muster ab und formen ein brutalistisches Vexierspiel.

Die Jury begründet Ihre Entscheidung mit der wirtschaftlichen Bauweise, einer für STockholm typischen Farbgebung und dem ebenfalls in Stockholm bekannten Motiv eines Stadttores aus zwei Türmen.


OmniTurm in Frankfurt am Main
Finalist: BIG – Bjarke Ingels Group (Kopenhagen): OmniTurm, Frankfurt/Main, Deutschland

Finalist: Omniturm, Frankfurt am Main

Architekten: BIG– Bjarke Ingels Group, Kopenhagen / Dänemark
Bauherr: Commerzbank
Funktion: Mischnutzung aus Büros und Wohnen
Höhe: 190 m
Fertigstellung: Dezember 2019

Heimspiel unter den 31 nominierten Projekten für den Hochhauspreis hatte der Omniturm mit seinem Strandort in Frankfurt am Main. Mit seinen Büro-, Wohn- und öffentlichen Räumen ist er Deutschlands erstes Hochhaus dieser Größenordnung mit gemischter Nutzung. Der Turm ist als schlanke, rationale Stapelung von Geschossen gestaltet, mit zwei den Funktionswechseln folgenden skulpturalen Bewegungen: Die unteren Stockwerke springen vor und zurück, um Terrassen und Arkaden für die öffentlich genutzten Ebenen zu ermöglichen, und verankern das Gebäude in seiner Umgebung. Im mittleren Teil des Turms, wo sich die Wohnetagen befinden, schieben sich die Geschosse in einer dem Lauf der Sonne folgenden Spiralbewegung nach außen. Dieser „Hüftschwung“ verleiht dem Turm Leichtigkeit und Dynamik.


EDEN in Singapur
Finalist: Heatherwick Studio (London): EDEN, Singapur

Finalist: EDEN, Singapur

Architekten: Heatherwick Studio, London / Großbritannien
Bauherr: Swire Properties, Celestial Fortune
Funktion: Wohnen
Höhe: 105 m
Fertigstellung: Dezember 2019

Mit üppiger Begrünung punktet das EDEN in Singapur beim Hochhauspreis. Mehr als zwanzig tropische Pflanzenarten, aufwendig für dieses Projekt ausgewählt, ermöglichen ein Wohnen wie im Dschungel. Basierend auf dem Entwicklungskonzept des Stadtstaates „City in a Garden“ verlagert das Gebäude die artenreiche Landschaft Singapurs in die Höhe. Die insgesamt 20 Wohnungen, jede mit einer Wohnfläche von 282 Quadratmetern und einer Raumhöhe von drei Metern, erstrecken sich über jeweils eine ganze Etage. Um ein großes, stützenfreies Wohnzimmer mit anschließendem Hauptbalkon gruppieren sich die übrigen Räume in drei geschlosseneren Zonen. Diese außenliegenden Kerne erstrecken sich über die gesamte Gebäudehöhe und bilden zugleich die Tragstruktur des Wohnturms. Zwischen den Betonelementen befinden sich Balkone mit üppig bepflanzten, integrierten muschelförmigen Pflanzkübeln, die von lokalen Herstellern teilweise in Handarbeit produziert wurden. Diese Anordnung der Baumasse ermöglicht eine extensive Querlüftung, weshalb auf eine elektronische Klimatisierung verzichtet werden kann.


The Stratford
Finalist: Skidmore Owings & Merrill (London): The Stratford, London, Großbritannien

Finalist: The Stratford, London

Architekten: Skidmore Owings & Merrill, London / Großbritannien
Bauherr: Manhattan Loft Corporation
Funktion: Mischnutzung aus Hotel, Gastronomie und Wohnen
Höhe: 143 m
Fertigstellung: Oktober 2019

The Stratford liegt im derzeit für Nicht-Londoner noch eher unbekannten Stadtteil gleichen Namens, der jedoch seit den Olympischen Spielen 2012 zu den am schnellsten wachsenden gehört. Der quadratische Turm ist an seiner Spitze diagonal geteilt und springt zurück. So entsteht Raum für eine dreieckige, gemeinschaftlich genutzte Terrasse. Gleiches gilt für die tiefen Einschnitte am Übergang vom Sockelbau zum Turm und auf etwa halber Höhe des Turms. 60 verschiedene Wohnungstypen werden im Gebäude vermietet, vom Einzimmerapartment mit 40 Quadratmetern über zweigeschossige Maisonette-Wohnungen bis hin zum Vier-Zimmer-Penthouse mit 120 Quadratmetern. Ummantelt wird die eigenwillige Form von einer in Plisseefalten gelegten Fassade, die den Bau je nach Blickwinkel changieren lässt. Beim Blick von oben wird klar, dass es sich dabei nicht um vorgehängte Verschattungselemente handelt, sondern die Fassade tatsächlich in unzählige Falten gelegt ist.


Leeza SOHO
Finalist: Zaha Hadid Architects (London): Leeza SOHO, Peking, China

Finalist: Leeza SOHO, Beijing

Architekten: Zaha Hadid Architects, London / Großbritannien
Bauherr: SOHO China Ltd
Funktion: Büros
Höhe: 200 m
Fertigstellung: November 2019

Das 194,15 Meter hohe Atrium des Leeza SOHO in Beijing ist das höchste der Welt und dient als öffentlicher Raum für das Viertel. Dynamisch um 45 Grad rotierend teilt es das Gebäude auf ganzer Höhe in zwei Bereiche, die über Brücken miteinander verbunden sind. Der 45 Stockwerke hohe Turm bietet flexible Büroflächen für kleine und mittlere Unternehmen und ist Zentrum des neuen Fengtai-Geschäftsviertels, eines wachsenden Finanz- und Mobilitätszentrums unweit des kürzlich eröffneten Flughafens im Südwesten der Stadt. Aufgrund der Nähe zum lokalen Bahnhof ist der Turm zum einen optimal an das Nahverkehrsnetz der Stadt angeschlossen, zum anderen verläuft direkt unter dem Turm eine U-Bahn-Strecke, die ihn im vierten Untergeschoss diagonal teilt. Dies beeinflusste das Design des Leeza Soho Turms nachhaltig und ist der Grund dafür, dass das Volumen des Hochhauses in zwei Hälften geteilt ist. Jede der beiden Hälften hat einen eigenen strukturellen Kern mit außenliegenden Stützen und stählernem Zugring, der der gekurvten Außenstruktur des Turms folgt.


Hochhauspreis in Buchform

Zum Wettbewerb ist bei Jovis der Katalog „Best Highrises 2020/21“ erschienen, der alle Projekte vorstellt.

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