Von Heiko Haberle
Erst mit einer Ausstellung im Berliner Filmmuseum 2014 wurde der Name Sir Ken Adam in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit geläufig. Zwei Jahre zuvor hatte der Szenograph sein Archiv mit hunderten Zeichnungen und Fotos an die Deutsche Kinemathek übergeben. Dabei kennt fast jeder Ken Adams spektakuläre Filmarchitekturen, vor allem die für mehrere James-Bond-Filme – und da allen voran die futuristischen Hauptquartiere der Bösewichte.
Vom Architekturstudenten zum Filmzeichner
Der 1921 als Klaus Hugo Adam in Berlin geborene Sir Kenneth Adam emigrierte 1934 mit seiner Familie nach Großbritannien, wo er zunächst Architektur studierte. Ab 1948 wurde er schnell vom Filmzeichner – zunächst vor allem für Schiffe in Piratenfilmen – zum Art Director und Production Designer.
James Bond war nur der Anfang
Neben sieben James Bond Filmen zwischen 1962 und 1979 zählen auch Filmausstattungen für Stanley Kubrick (etwa der War Room aus „Dr. Seltsam“, 1964) und ein nicht ausgeführtes Konzept für einen Star-Trek-Film zu seinem Oeuvre. Überraschend sind die farbenprächtigen Zeichnungen des biblischen Jerusalem für „König David“ (1985) und der Verbotenen Stadt für „Der letzte Kaiser“ (1987) sowie für „Die Addams Family in verrückter Tradition“ (1993).
Ken Adam Archiv in der Deutschen Kinemathek
Das sind nur einige Highlights aus dem Archiv, das die Deutsche Kinemathek keineswegs unter Verschluss hält, sondern online zugänglich macht: So lernen wir in einer Video-Führung anhand ausgewählter Zeichnungen mehr über Ken Adams Arbeitsweise und erfahren, warum das Archiv in Berlin und nicht in Großbritannien landete.
Auf der umfangreichen Website ken-adam-archiv.de ist das Archivmaterial nach Filmen aber auch thematisch sortiert und kommentiert (zum Beispiel: Schiene und Straße, Vehikel und Waffen oder Fallen). Hinzu kommen Hintergrundinformationen über den Aufbau des Archivs.
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Ein Buch für Liebhaber und Sammler
Für alle, die es exklusiver und haptischer mögen, haben der britische Autor Christopher Frayling und der Taschen Verlag eine große Auswahl des Archivmaterials für eine neue Collector’s Edition zusammengestellt. Sie ist auf 1.200 Exemplare limitiert, nummeriert und von Ken Adam handsigniert (das Buchprojekt musste nach Ken Adams Tod 2016 pausieren).
Echte Filmfans erhalten für stolze 850 Euro dann neben einer überbordenden Werkschau auch einige private Einblicke in Ken Adams Biografie, die Christopher Frayling in Essays und Gesprächen aufgeschrieben hat.
Christopher Frayling
The Ken Adam Archive
Englisch
Taschen, 2022
360 Seiten, 850 Euro
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