Nicht zurück zu den mittelalterlichen Ursprüngen, aber wieder näher an sie heran geht der Neubau des kirchlichen Bildungszentrums „Hospitalhof“ in Stuttgart. Dessen bisherige Hülle, 1961 von Wolf Irion errichtet, war marode und nicht mehr Brandschutz-gerecht. Der Nachfolgebau des Büros Lederer, Ragnarsdóttir und Oei will mit seinem Ziegelmauerwerk „dem historischen Nukleus des Viertels gerecht werden“, so die Architekten. Diese setzen sich über das Dogma hinweg, jeder Neubau habe zweifelsfrei „zeitgenössisch“ zu wirken: „Uns interessiert nicht, ob sich für den Besucher zuerst die Frage stellt, ob das Gebäude neu oder alt aussieht. Wichtiger ist die Selbstverständlichkeit, durch die es auf den ersten Blick als Teil der Stadt wahrgenommen wird.“ Hinterm Ziegel ruht Stahlbeton. Integriert ist die im Kern gotische Hospitalkirche und eine erhaltene Wand des im Krieg zerstörten Klosterbaus; ökologisiert ist dessen Baugeschichte im Hof: „An den Stellen, wo früher die gotischen Säulen das Gewölbe des Mittelschiffs trugen, haben wir schlanke, hoch wachsende Bäume gepflanzt.“ Und als wäre es ein Stück Nachkriegsarchitektur, steht der Neubau leicht verdreht zum rechtwinkligen Straßenraster aus dem 19. Jahrhundert. Der scheinbare Bruch mit der Historie ist aber noch historischer bedingt: Der Plan des 19. Jahrhunderts hatte sich nicht um die Stellung des Klosters aus dem Mittelalter geschert; der jetzige Bau nimmt sie wieder auf.
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