Von Fabian P. Dahinten
„Es läuft ja ganz gut, aber es braucht viel mehr Kraft als gedacht”, sagte erst kürzlich ein Professor zu mir, als wir uns über die aktuelle Situation unterhielten. Es geht also nicht nur den Studierenden so, dass ihnen das Online-Semester sehr schwer fällt.
Umso freudiger verfolgen alle die fortschreitenden Lockerungen und die schrittweise Rückkehr in die „alte Normalität“. So fühlt es sich auf dem Weg durch die Innenstadt schon fast so an wie früher. Die Cafés sind voll, Gelächter tönt aus allen Richtungen, und die Wege sind teils wieder so voll, dass ich Slalom um langsamer gehende Menschen laufen muss, um wenigstens halbwegs den Abstand einzuhalten.
Das nächste Online-Semester? Die TU Darmstadt geht auch für das Wintersemester davon aus
Doch wenn ich weiter in Richtung Campus und zu unserem Fachbereich gehe, wird die Zeit wieder zurückgedreht. Der Campus wird zwar wieder durch Sporttreibende, Menschen, die ihren Hund Gassi führen und ein paar Handwerker belebt – aber Studierende sucht man vergebens. Nur zwei angehende Absolvent*innen begegnen mir auf dem Gang, für sie gibt es die ersten ganz kleinen Lockerungen. Aber ansonsten hält sich die Hochschule auffällig zurück.
Aber nicht nur das. Zu meiner völligen Verwunderung hat die TU Darmstadt nun offiziell verkündet, dass auch das kommende Wintersemester wieder ein Online-Semester werden soll. Auch Freunde an anderen Hochschulen berichten von Gerüchten aus den Dekanaten, die davon ausgehen lassen, dass es bei der präsenzfreien Lehre bleibt. Auch an meinem Fachbereich habe ich solche Aussagen schon aufgeschnappt.
Seminare, Workshops, Modellbaukurse: verkleinert – aber bitte mit Präsenz!
Aber wieso? Und vor allem: Sind sich bei diesem Thema wirklich alle bereits einig? Klar, dass keine Vorlesungen mit über 100 Leuten in eng besetzten Sitzreihen stattfinden können. Aber Seminare? Workshops? Modellbaukurse? Die könnte man doch mit einem Hygienekonzept in verkleinerter Form durchführen – mit Präsenz! Unsere Hochschule hat sich darauf doch schon fleißig vorbereitet: mit wirklich unzähligen Hinweis- und Abstandsschildern – siehe mein Foto oben! –, mit abgesperrten Urinalen, mit Laufrichtungspfeilen auf allen Treppen und so weiter.
In dieser Hinsicht jedenfalls ist man doch darauf vorbereitet, wieder etwas Leben eingehaucht zu bekommen. Deshalb: Sollte das nächste Experiment nicht das Hypridsemester sein? Mit viel online weiterhin, aber auch ein bisschen offline? Nur, damit wir nicht verlernen, wie es ist, face to face vor einem Entwurf zu sitzen und wieder so zu kommunizieren wie früher …
Hier findet ihr alle Einträge im Corona-Tagebuch von Katharina und Fabian.
Fabian P. Dahinten und Katharina Körber studieren Architektur an der Hochschule Darmstadt. Im Wechsel schreiben sie für das DAB dieses Corona-Tagebuch
Und wie sind eure Erfahrungen als Architektur-Studierende oder -Lehrende? Wie reagiert ihr auf die Krise? Was macht die aktuelle Situation mit euch und der Lehre? Hinterlasst uns einen Kommentar auf dieser Seite oder schreibt uns unter DAB-leserforum@planetc.co
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