Von Fabian P. Dahinten
Die Pandemie hat das studentische Leben an Hochschulen nahezu lahmgelegt. Seit fast anderthalb Jahren stehen die meisten Architekturfakultäten völlig leer, eine Öffnung war lange undenkbar. Nur die Reinigungskräfte oder die Verwaltung schreiten gelegentlich über die Gänge. Dabei haben es zwei Personengruppen besonders schwer.
Das sind einerseits die Abschlusssemester, die völlig ungewohnte Arbeitsverhältnisse haben, während sie sich auf das vermeintlich wichtigste Projekt konzentrieren müssen. Den Vorteil, dass man seine sozialen Kontakte schon hat und nur digital pflegen muss, hat die zweite Personengruppe nicht: Erstsemesterstudierenden.
Ein Uni-Leben findet nicht statt
Die Erstsemesterstudierenden sind rein digital in die Hochschulen gestartet und haben das Leben am Fachbereich nie erlebt. Auch soziale Kontakte, die man sich in den ersten Semestern aufbaut, sind kaum das gleiche, wenn man abends nicht durch die Kneipen ziehen kann (dort freut man sich nun wieder über eine Öffnung).
Bis heute haben einige ihre Professor:innen ausschließlich auf dem Bildschirm gesehen. Manche sind sogar nie in ihre Studienstadt gezogen und sitzen noch im Elternhaus im Kinderzimmer. Es wird bereits von einem Corona-Jahrgang gesprochen, der bald Bachelor macht und nur ganz kurz die Hochschule von innen gesehen hat.
Öffnung ist eine Frage der Kreativität
So vielfältig wie die Lehre an den Hochschulen in ganz Deutschland ist, so unterschiedlich sind auch die Konzepte, wie mit der Pandemie und der präsenzfreien Lehre umgegangen wird. Während der eine Fachbereich selbst Fachschaftsvertreter:innen nicht in das Gebäude lässt, gibt es andere, die unter Hygienemaßnahmen eine Öffnung von Studios für minimale Besetzung ermöglicht haben oder Veranstaltungen im Freien abhalten.
Nun im Sommer – wo Biergärten, Außengastronomie und Geschäfte ihren Betrieb wieder aufnehmen – werden Stimmen lauter, die auch eine Öffnung der Hochschulen fordern. Gerade im jetzt laufenden Sommersemester sind die Witterungsverhältnisse ideal, um Veranstaltungen nach außen zu verlegen, um zwar mit Abstand aber zumindest überhaupt mal wieder zusammenzukommen. Denn ausgeschlossen ist es nicht, dass pünktlich zum Wintersemester die Temperaturen sinken und die Inzidenzen wieder steigen.
Die Fachbereiche dürfen also gerne ein wenig kreativer beim Thema Öffnung werden, um die Studierenden aus ihren oft zu kleinen WG-Zimmern zurück an die Hochschulen zu holen!
Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt startet nun ins Berufsleben und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.
Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.
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