Darstellung einer dreistufigen Mondbasis aus aufblasbaren Modulen (um 1972). (Klicken für mehr Bilder)
Kühne Mondmissionen mit Namen wie Luna, Ranger oder Apollo haben dazu beigetragen, dass wir heute ernsthaft über eine Besiedlung des Erdtrabanten nachdenken – weit entfernt von den naiven Fantasien der Raumfahrtpioniere. Dass man bei den im Laufe der Zeit geplanten und gebauten Artefakten nicht nur von lunarer Architektur sprechen, sondern sogar eine Typologie aufstellen kann, zeigt der „Architekturführer Mond“, der zum 50. Jahrestag der ersten Mondlandung bei DOM publishers erschienen ist.
Paul Meuser hat für diese Publikation all jene Artefakte recherchiert und zusammengestellt, die der Mensch seit der Landung von Luna 2 im Jahr 1959 auf den Mond geschickt hat: teils bizarre Technik, teils Behausungen für Astronauten. Die Bandbreite der Objekte reicht in chronologischer Ordnung vom sowjetischen und US-amerikanischen Weltraumrennen bis zur Gegenwart mit den Missionen von Japan, Europa, China, Indien und Israel – betrachtet durch die architektonische Brille, jedoch frei von ideologischer Färbung.
Die Architektinnen Galina Balaschowa (Russland) und Olga Bannova (USA, University of Houston) reflektieren konkrete Gestaltungsfragen zur Innenarchitektur einer Mondlandefähre damals und zur Gebäudestruktur einer künftigen Mondstation. Alexander Gluschko (Sohn des Chefingenieurs des sowjetischen Raumfahrtprogramms Walentin Gluschko) eröffnet eine historische Perspektive auf ein sowjetisches kosmonautisches Mondprogramm, das zwar umfangreich geplant, aber nie realisiert wurde. Und die beiden Raumfahrtkenner Brian Harvey (China) und Gurbir Singh (Indien) werfen einen detaillierten Blick auf die gegenwärtigen Entwicklungen der chinesischen und indischen Mondraumfahrt.
Der Architekturführer informiert über Erfolge, aber auch über die – teils vertuschten – Fehlschläge und lädt Leser zu einer imaginierten Reise ein, die – wie der Mond selbst – gewagte Höhenflüge inspirieren soll.
Paul Meuser
Architekturführer Mond
DOM publishers, Berlin, 2019
368 Seiten, 38 Euro
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