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Architektur und Schiffbau: Schwimmender Barock

Wie barocke Architektur den Weg von Land zum Schiffsbau und wieder zurück fand, zeigt eine sehenswerte Ausstellung im Deutschen Technikmuseum Berlin

12.02.20202 Min. Kommentar schreiben

 

Von Gerd Koch

Die Ausstellung „Architectura navalis – Schwimmender Barock“ (verlängert bis 30. April 2020) findet eifrigen Zuspruch – entsprechend der vielfältigen Aufmerksamkeitsrichtungen, die der Doppel-Titel anbietet.  Künstlerisch-gestalterische wie konstruktive Interessen werden bedient und – zum Glück – miteinander verbunden: Schiffe als Gesamtkunstwerk, vom Land aufs Wasser gesetzte Bauwerke, Herrschaftsarchitektur auf dem Wasser (auch Seerecht, Flaggenregeln, sogenannte “Staatsschiffe“).

Über Wasser prächtig, unter Wasser schnittig

Besonders das Heck (“achtern“, das Begleitbuch erläutert maritime Begriffe) dieser Segelschiffe nimmt Ikonographie und Statik der Festlandhäuser deutlich auf, während der Bug sich eher antiker Zeichen bedient: zum Beispiel Wasser-Nymphen als Gallions-Figuren. Für die Bereiche unter der Wasseroberfläche lernte man von den schnittigen Formen der Fische – und ging damit ganz un-barock vor, leitet sich doch das Wort Barock von dem Wort rocaille für eine etwas schräg oder ungleichmäßig geformte, wohl auch große Muschel ab (und wird zum style rocaille).

Auch macht die Ausstellung sinnfällig, dass sich solche navale Architektur später ortsfest in Bauten des Rokokos zitiert wiederfindet. In der Ausstellung hörte ich nebenbei dies: „Ach, deshalb nennt man wohl in Berlin die einstige Kongresshalle(jetzt Haus der Kulturen der Welt) ‚Schwangere Auster‘“ –Zwar ist ihr die Ornamentik des Barock-Rokoko nicht gerade gegeben; aber wohl doch das schräge, ungleichmäßige Muschelhaftige.

Begleitmaterial geht in die Tiefe

Im Begleitmaterial akzentuiert das Deutsche Technikmuseum Berlin schlaglichtartig, um was es in dieser Ausstellung geht: „Übertragung von Land auf See und zurück“, „Prunkvolle Schiffsmodelle“, „Riesenmuschelschale und Zeichnungen“, „Architektur als Mittel zur Darstellung souveräner Macht“.

Das Begleitbuch zur Ausstellung vertieft und erweitert die Eindrücke und verweist zusätzlich auf Forschungsergebnisse des Architekturhistorikers Prof. Dr. Jan Pieper, der diese zeitgleich in einer eigenen Publikation zusammengefasst hat

Maike Priesterjahn, Claudia Schuster (Hg.)
Schwimmender Barock
Das Schiff als Repräsentationsobjekt
be.bra verlag, 2018
159 Seiten, 24 Euro

Jan Pieper
Das barocke Schiffsheck als Architekturprospekt
Architectura navalis im Zeitalter des höfischen Absolutismus
Geymüller, 2019
416 Seiten, 79 Euro

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