Von Fabian P. Dahinten
Es ist immer mein ganz persönliches Highlight zum Semesterende, und nicht einmal wegen Corona fällt es dieses Mal aus. Es wird nur ganz anders sein. Und etwas wird auf jeden Fall fehlen …
Ich rede von der Abschiedsfeier für die Master- und Bachelor-Studierenden an unserem Fachbereich. Die familiäre Atmosphäre an unserer Fakultät gipfelt aus meiner Sicht in diesem so herzlichen Event. Im sogenannten „Glaskasten“, einem langen Veranstaltungsraum im Erdgeschoss des Hochhauses, verabschiedet sich der Fachbereich von den frisch gebackenen Absolvent*innen. Der ganze Fachbereich wurstelt auf dieses Event hin, das Gebäude wird aufgeräumt, eine Abschlussausstellung aufgebaut, Deko aufgehängt, Möbel nachgestrichen … Und die örtlichen Blumenläden werden leergekauft.
Drei Stunden voller Stolz und Freude den Abschluss feiern – mit Eltern, Geschwistern, Freunden …
Viel Aufwand für nur drei Stunden! Doch es sind drei Stunden voller Stolz und Freude. Denn meist kommen auch die Eltern, die Geschwister, die Großeltern und die Partner*innen das erste Mal an den Ort, der für uns Studierende in den zurückliegenden Jahren so prägend war. Und an dem wir oft nicht nur die Tage, sondern auch die Nächte verbracht haben.
Auch ich habe diesen Moment als Absolvent zweimal erlebt, einmal am Ende meines Bachelor-Studiums und dann mit dem Erlangen meines Masters. Doch auch in Semestern, in denen ich nicht zu den Absolvent*innen gehörte, genoss ich diese Atmosphäre über dem Campus, die feierlich gekleideten Eltern und Studierenden, die von überallher kamen, um den Moment der Zeugnisübergabe gemeinsam zu feiern. Den erfolgreich abgeschlossenen Lebensabschnitt – und den Aufbruch in den neuen, meist noch ungewissen Teil seines Lebens.
400 bis 500 Menschen auf engem Raum? Unmöglich in diesen Zeiten!
Zur Feier gehören viele Reden und Ehrungen von herausragenden Arbeiten und Engagements – aber auch Danksagungen und ein wuseliger Sektempfang mit von den nächsten Absolvent*innen selbst zubereiteten Häppchen. Dabei treffen sich die Eltern meist zum ersten Mal und lernen auch die Lehrenden persönlich kennen. Immerhin haben sie über die Jahre meist schon viel von ihnen am Küchentisch gehört.
Doch diesmal ist es natürlich undenkbar, 400 bis 500 Menschen auf so engem Raum zusammenzubringen. Deshalb wird es dieses Mal einen Livestream geben, in dem die Reden und Ehrungen übertragen werden. Der Sekt wird auch nicht fehlen, da jede*r zuvor eine Flasche erhält, mit der dann gemeinsam angestoßen werden kann.
Kein Livestream kann eine herzliche Umarmung ersetzen
Aber mal ehrlich: Das Zeremoniöse der ganzen Veranstaltung war doch eigentlich immer nur ein Rahmen für das, um was es wirklich geht: das Umarmen und das Verabschieden unter Tränen. Und das fehlt dieses Mal gänzlich. Kein Livestream der Welt kann eine ehrliche und herzliche Umarmung zum Abschied ersetzen.
Hier findet ihr alle Einträge im Corona-Tagebuch von Katharina und Fabian.
Fabian P. Dahinten und Katharina Körber studieren Architektur an der Hochschule Darmstadt. Im Wechsel schreiben sie für das DAB dieses Corona-Tagebuch
Und wie sind eure Erfahrungen als Architektur-Studierende oder -Lehrende? Wie reagiert ihr auf die Krise? Was macht die aktuelle Situation mit euch und der Lehre? Hinterlasst uns einen Kommentar auf dieser Seite oder schreibt uns unter DAB-leserforum@planetc.co
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