Tag der Architektur 2023, Baden-Württemberg: Neubau Kärcher-Areal Winnenden, Reichel Schlaier Architekten (Klicken für mehr Bilder)
Bei warmen Temperaturen und Sonnenschein luden die Architektenkammern der 16 Bundesländer am 24. und 25. Juni zum Tag der Architektur 2023 (lediglich in Nordrhein-Westfalen wurde die Veranstaltungsreihe bereits am 17. und 18. Juni begangen). Das diesjährige Motto lautete „Architektur verwandelt“. Wie im vergangenen Jahr konnten Interessierte ganze Stadtquartiere und einzelne Gebäude, Kunstobjekte und Innenräume sowie Grünanlagen als Ressource und Bereicherung für den Alltag erkunden.
Thematischer Leitfaden waren dabei die Beziehungen zwischen Umwelt, Material, Mensch und Raum: Mehr denn je stehen wir vor der Aufgabe, Lebensräume zu bauen und weiterzubauen, um sie nachhaltig zu gestalten. Am Tag der Architektur sind sämtliche Fachdisziplinen beteiligt: klassischer Hochbau wie Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur sowie Stadtplanung. Viele Architekturbüros öffneten zudem ihre Räume für Ausstellungen oder Gespräche über ihre Arbeit.
Baden-Württemberg: Extra-Touren für die Kids
Vom neuen Hochschulbau über die Erweiterung eines Firmengeländes bis hin zu Turmbesichtigungen: Über 1.000 Interessierte nutzen im Südwesten die Gelegenheit, am Tag der Architektur Planungen, Projekte und Gebäude zu erkunden. Von fachkundiger Seite wurde vor Ort der jeweilige Kontext und Hintergrund erläutert. Neben Besuchen in bereits fertiggestellten Gebäuden und Anlagen boten die 41 Kammergruppen auch exklusive Führungen durch Baustellen von Konversionsgebäuden an. Zwischen 30 und 50 Personen nahmen im Schnitt an den angebotenen Touren teil. Besonders stark frequentiert waren Objekte in Heidelberg mit 125 Erwachsenen – sowie 25 Kindern, für die es ein gesondertes Angebot gab –, gefolgt von Konstanz und Heidenheim mit je 100 Neugierigen. Die Anzahl der Teilnehmenden war häufig limitiert durch die Zahl der Plätze in den bestellten Bussen, die zu den Objekten fuhren.
Bayern: großer Andrang auf kleinem Grund
218 Projekte öffneten dieses Jahr ihre Türen zu den Architektouren, wie der Tag der Architektur in Bayern heißt. 76 davon wurden erstmals mit dem Prädikat Klimakulturkompetenz ausgezeichnet. Damit richten sich die Architektouren inhaltlich neu aus. Rund 15.000 Interessierte nahmen das Angebot am letzten Juni-Wochenende wahr, etwa 70 kamen im Schnitt zu einem Objekt. Besonders starken Zulauf verzeichnete man am neuen Volkstheater in München, das rund 500 Personen besichtigten. Ähnlich groß war der Andrang in einem deutlich kleineren Gebäude, dem Einfamilienhaus „Kleiner Grund – hoch hinaus“ in Herrsching, das nur über eine geringe Grundfläche verfügt. Welche Lösungen hierfür gefunden wurden, wollten 486 Personen sich aus der Nähe anschauen. Mit dem Ersatzneubau der Maria-Ward-Schule in Nürnberg, ließ sich wegweisende Schularchitektur besichtigen. Dort sind Klassen- und Fachräume sowie eine Dreifach-Sporthalle errichtet worden.
Berlin: zum Tag der Architetur in den Knast und über die Dächer
In der Bundeshauptstadt umfasste das Angebot zum Tag der Architektur aktuelle Projekte der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung. Zu den Publikumsmagneten zählten in diesem Jahr Führungen durch das denkmalgerecht sanierte Pressehaus am Alexanderplatz. Vom Hochhaus bot sich ein weiter Blick über die Dächer Berlins. Auf ähnlich starkes Interesse stießen das sanierte historische Fabrikgebäude Telegraph in Kreuzberg und das Up! Berlin. Das ehemalige Warenhaus am Ostbahnhof ist zum Bürogebäude transformiert worden. Auch am Stadtrand gab es Spannendes zu entdecken: etwa SOEHT 7 / The Knast, ein 1906 gebautes Gefängnis, das nun als Kulturhaus mit Gastronomie und Beherbergung fungiert. Viele Planungsbüros präsentierten aktuelle Projekte und Themen des Arbeitsalltags. Bei den Vorträgen und Diskussionen kamen die zahlreichen Gäste miteinander und mit den Planenden ins Gespräch. Führungen durch Quartiere boten den dort Wohnenden eine gute Gelegenheit sich zu informieren. Nicht selten diskutierte man dabei über reine Architekturfragen hinaus, es gab Einblicke in Konzepte des gemeinsamen Zusammenlebens und neue Impulse für die Prozessqualitäten des Planens und Bauens.
Brandenburg: präzise Platzierung und Klimahülle
Umweltschutz und Klimaneutralität als vordringlichste Aufgaben der Architektur standen beim Tag der Architektur in Brandenburg im Fokus. 29 Gebäude und Außenanlagen konnten Interessierte besuchen. Darunter auch stark gealterte und vernachlässigte Bestandsbauten, die durch behutsame Instandsetzung und geschickten Umbau zu neuem Leben erweckt worden sind. Denn nicht nur ihre physische Substanz wäre für einen Abriss zu kostbar, sie besitzen auch ideelle Werte als prägende Bausteine der Dörfer und Städte. Wie man Bestand weiterentwickeln kann, zeigte auch die Wilhelm-Gentz-Grundschule in Neuruppin. Der alte Plattenbau wurde umgebaut und mit Lerninseln versehen, um einen neuen Anbau mit Gemeinschaftsbereichen sowie einen Neubau der Sporthalle erweitert. An den Holzhäusern am Waldhornweg in Potsdam ließ sich begutachten, was mit dem nachwachsenden Rohstoff möglich ist – bei präziser Platzierung der beiden Wohnhäuser, sodass der alte Baumbestand auf dem Grundstück erhalten blieb. In Groß Kreutz (Havel) öffnete mit „Where the Wild Morels Grow“ ein Einfamilienhaus seine Türen: das beheizbare Kernhaus hat eine witterungsfeste, nicht temperierte Klimahülle.
Bremen: breites Spektrum am Tag der Architektur
Rund 1.000 Interessierte haben sich auf den Weg gemacht, um 16 aktuelle Bauten und Anlagen im Land Bremen gemeinsam mit den Architektinnen und Architekten kennenzulernen. Das Spektrum der Typologien war breit: vom Hotel „The Liberty“ über das neue Fernbusterminal bis hin zur Kunstinstallation „Metalhenge“ an der Blocklanddeponie. Alle Objekte der Hansestadt sind in der Broschüre zum Tag der Architektur aufgeführt, die die Landesarchitektenkammern Bremen und Niedersachsen gemeinsam erstellt haben.
Hamburg: alte Objekte, junge Macher
In der Hansestadt ist der Tag der Architektur und Ingenieurbaukunst Teil des Programms zum Hamburger Architektur Sommer 2023. Neben Führungen zu 44 Projekten standen zehn thematische Touren auf dem Programm. Mit Objekten wie dem Kulturhaus Eidelstedt und einem ehemaligen Getreidespeicher samt Verladebrücke spielte die Weiterentwicklung des Bestands in diesem Jahr eine relevante Rolle. In der Rubrik „Zeitzeugen“ präsentierten Planerinnen und Planer Projekte, deren Fertigstellung 20 Jahre oder länger zurückliegt. „Projektor – Der Tag der Architektur und Ingenieurbaukunst für junge Leute“ fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt: Architektur- und Ingenieurbüros luden Kinder und Jugendliche zu sich ein, um mit ihnen in eigens entwickelten Aktionen Architektur und Ingenieurbaukunst gemeinsam aktiv zu erfahren und ihnen einen Einblick in ihre Arbeit und ihren Alltag zu geben.
Hessen: neues Wohnquartier und hoch hinaus
Rund 10.000 Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, eins oder mehrere der 101 Architekturprojekte zu besichtigen. Bauende wie Planende standen Rede und Antwort und gaben Einblicke in die Arbeit des Berufsstands. Unter anderem hat rheinmain tv darüber berichtet. Die gezeigten Projekte reichten von Wohnhäusern über Schulen und Kitas bis zu Verwaltungs- und Kulturbauten. Darunter das neue Wohnquartier Thaerstraße und das Alte Gericht in Wiesbaden, das Büro- und Hotelhochhaus ONE und ein Studierendenwohnheim in Frankfurt.
Mecklenburg-Vorpommern: rauf aufs Rad und „Mach mit!“
Insgesamt öffneten 30 Projekte in Mecklenburg-Vorpommern zum Tag der Architektur ihre Türen. Darunter, nach dreijähriger Bauzeit, die nun sanierte und erweiterte Stadthalle Neubrandenburg, ein Betonschalenbau von Ulrich Müther aus dem Jahr 1969 (siehe Fotostrecke oben). Die Besichtigungen in Rostock, Stralsund und im Landkreis Vorpommern Greifswald wurden jeweils mit einer Radtour verbunden. Erstmalig fand in diesem Jahr die Aktion „Mach mit! Plane.Baue.Gestalte“ für Kinder und Jugendliche statt. Die Architektinnen Aline Raether und Doreen Edelmann der Arbeitsgruppe Architektur und Schule haben die Aktion entwickelt. Unterstützt wurden sie dabei von Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen, die das Angebot an diversen Projektstandorten begleitet haben. Große und kleine Gäste waren am Tag der Architektur 2023 eingeladen, sich mit ihrer konkreten Umgebung, ihren Wünschen und Vorstellungen zum Motto des Jahres „Architektur verwandelt“ kreativ auseinandersetzen.
Niedersachsen: umbauen, anbauen, erweitern
91 Gebäude und Freiraumanlagen wurden im Nordwesten Deutschlands für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Die Architektenkammer Niedersachsen legte mit Beginn dieses Jahres bei der Auswahl der Projekte zum Tag der Architektur einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema Weiterbauen im Bestand, sprich: umbauen, anbauen, erweitern. Dazu zählt etwa ein Erweiterungsbau auf dem Campus Suderberg, der im Spannungsfeld zwischen Bestand und ländlicher Siedlungsstruktur entworfen worden ist. Seine Giebelfront mit neuem Vorplatz definiert den Campuszugang von dieser Seite neu und ist Auftakt für die Flur-Passage durch das Haus. Ein Neubau hingegen ist die Brücke Schepsdorf. Daran wurde aus ästhetischen Gründen eine Überhöhung angebracht (siehe Fotostrecke oben). Die präsentieren Objekte wurden gemeinsam mit den Projekten im Land Bremen in einer Broschüre zusammengefasst.
Nordrhein-Westfalen: Tag der Architetur von BOB bis Bunker
Ob in der „Skylounge“ in 60 Metern Höhe über den Dächern Düsseldorfs oder an einem der neuen Wohnquartiere in NRW: Der Tag der Architektur traf an Rhein und Ruhr auf großes Interesse von Architektur- und Bauinteressierten. An 145 Objekten in 86 Städten und Gemeinden war neue und erneuerte Architektur zu erleben. Den Besucherrekord knackte in Düsseldorf das Projekt „Bilker Bunker – Kunst.Kultur.Beton“: Den lange verschlossenen, stadtbildprägenden Bau wollten genau 1.047 Architekturfans erleben. Vor allem besondere Bauwerke, die zum Teil schon mehrfach ausgezeichnet wurden, lockten viele Interessierte an; etwa der BOB Campus in Wuppertal, ein Quartiersprojekt auf dem Gelände einer alten Industrieanlage.
Rheinland-Pfalz: Wohnen und Weinbau
Wo sich früher eine Scheune befand, ein Werkstattgebäude und eine Lagerfläche, da wird heute jeweils gewohnt. Andernorts wurde ein Wohnhaus um eine Holzbox erweitert. Daneben stießen im Rheinland-Pfälzischen Programm Weinbauprojekte auf großes Interesse. Dort wurden Spitzenwerte von 450, 600 und 900 Gästen an einem Tag verzeichnet. Ein zusätzliches kulinarisches Angebot hat an diesen Orten zu der besonders guten Resonanz geführt. In den Scheunenausbau – und zum Hoffest – kamen am Sonntag 400 Besucher und am Samstag 200. Die kleinsten gemeldeten Besucherzahlen lagen bei 30 Personen an einem Tag innerhalb von vier Stunden Öffnungszeit.
Saarland: Sitzplatz in der Laube
Im Saarland nahmen in diesem Jahr zwölf Objekte am Tag der Architektur teil. So konnten Interessierte einen Erweiterungsbau für den Ganztagszweig einer Grundschule in Saarlouis besichtigen. Mit dem Altbau fasst das entstandene Ensemble nun einen zentralen Eingangshof. Durch Konstruktion und Dämmstandard sowie durch das Energiekonzept mit Fernwärme, Lüftungsgeräten und Photovoltaik erreicht der Bau Passivhaus-Standard. Auch private Bauherren öffneten die Türen ihrer Eigenheime, etwa im Bliesgau, wo einige Besucherinnen und Besucher auf Sitzbänken der vorgelagerten Laube Platz nahmen.
Sachsen: zum Tag der Architektur gehts auf die Baustelle
Über 3.000 Besucherinnen und Besucher kamen in diesem Jahr zum Tag der Architektur. Sie besichtigten 70 Programmpunkte an 23 Orten. Das Spektrum reichte von Bibliothek über Unternehmenszentrale und Kirche bis zum Hochschulgebäude. Neben den klassischen Objektbesichtigungen gab es auch wieder offene Büros, Vorträge und Ausstellungen. Besonders gut kamen Wohngebäude und Baustellenbesichtigungen an.
Sachsen-Anhalt: Fokus auf Klima- und Umweltschutz
Im Programm zum diesjährigen Tag der Architektur war der Anteil der Bauten, die umgebaut, umgenutzt oder saniert wurden, groß. Damit zeigte man in Sachsen-Anhalt Engagement für Klima- und Umweltschutz und angestrebte Nachhaltigkeit durch Nutzung vorhandener Bausubstanz. Zu besichtigen waren 30 Projekte, Kultur- und Bildungseinrichtungen ebenso wie Wohnungsbauten. Auch Baustellenbesuche fanden sich im Angebot.
Schleswig-Holstein: Tag der Architektur mit Bier
Zwischen Nord- und Ostsee besuchten 931 Interessierte zum diesjährigen Tag der Architektur 27 Projekte. Zudem öffneten elf Planungsbüros ihre Türen und luden ein, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Die präsentierten Objekte und die Planenden deckten ein breites Spektrum spannender Architekturen und Ingenieurbauleistungen ab. Unter anderem konnte in Lübeck eine alte Werkshalle besichtigt werden, in der nun Craftbier gebraut wird. Im Rahmen der Führungen erfuhren Besucherinnen und Besucher Wissenswertes und Hintergründiges rund um die Bauaufgaben, um damit verbundene Herausforderungen und die passgenau entwickelten Lösungen.
Thüringen: Lückenschluss mit Streichholzschachteln
Um neue und modernisierte, private und öffentliche Gebäude, Innenräume sowie Freianlagen in 38 Städten und Gemeinden zu erkunden, kamen rund 4.000 Bauinteressierte und Architekturfans in Thüringen zum Tag der Architektur. Landesweit waren 65 Bauwerke geöffnet. Allein in Erfurt machten sich fast 1.000 Besucher zu den zwölf in der Landeshauptstadt geöffneten Objekten auf den Weg. Die AG Baukulturelle Bildung der Architektenkammer Thüringen organisierte in Kooperation mit dem Stadtmuseum Erfurt zwei offene Werkstätten: Kinder und Familien waren eingeladen, spielerisch und kreativ verschiedene Aufgaben zum Thema „Architektur verwandelt“ zu bearbeiten. Unter anderem galt es, eine Baulücke mit Streichholzschachteln zu schließen.
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