Von Fabian P. Dahinten
„Wo finde ich Raum 221?“ – So etwas in der Art hört man zurzeit wieder häufiger an den Architekturhochschulen in Deutschland. Selbst der simple Umzug von einem Seminarraum in den anderen kann anfangs Fragen aufwerfen. Eigentlich ist es noch etwas zu früh für orientierungslose Erstsemester. Es sind die baldigen Drittsemester, die in den aktuellen Prüfungszeiten das zweite oder das erste Mal überhaupt physisch an ihren Fachbereich kommen.
Die letzten Semester haben oft ausschließlich vor dem Bildschirm stattgefunden. Daher stand für sie ein Umzug in die Stadt, in der sie eigentlich studieren, zunächst nicht zur Debatte. Einerseits die Vorzüge von „Hotel Mama“, andererseits die teils gewaltigen Mieten in den Hochschulstädten: Wozu in die Welt hinaus ziehen? Außerdem bringt so ein Umzug auch immer eine Veränderung im sozialen Umfeld mit sich. Man sieht die Familie und alte Freunde seltener, auch wenn dadurch viele neue Freunde dazukommen. Veränderung ist immer schwer.
Jetzt wird es hybrid
Genau diese Veränderung steht aber nun an. Hochschulen haben bislang teils sehr unterschiedliche Konzepte für das kommende Wintersemester. Einige Fachbereiche öffneten schon im Sommer einzelne Veranstaltungen und Arbeitsräume, manche sind komplett digital geblieben. Jetzt werden jedoch fast alle Hybridkonzepte umsetzten. Das heißt in der Regel: Kleinere Veranstaltungen werden in Präsenz durchgeführt, die Vorlesungen mit vielen Studierenden bleiben meist online. Während einige ihr Konzept schon vorgestellt haben, wissen viele Studierenden noch nicht so recht wie das nächste Semester aussieht.
Umzug für die volle Packung Studi-Leben – oder pendeln?
Ich bin mir sicher, spätestens jetzt ist der Moment, die Kartons für den Umzug in die Studienstadt zu packen. Es gab schon vor Corona drei Fraktionen: Die einen zogen von weiter Weg in die neue Stadt. Die zweite Gruppe pendelte aus der näheren Umgebung zur Uni. Von denen spaltete sich irgendwann die dritte Fraktion ab: Spätestens im dritten Semester stand der Umzug in die Studienstadt bei ihnen an.
Einige sind zwar bis zum Abschluss gut mit Pendeln klargekommen. Doch viele haben früher oder später gemerkt, dass es einen großen Unterschied macht, ob man am sozialen Leben mit den anderen Studierenden teilnimmt – oder nicht. Wer im dritten Semester noch ein Jahr braucht, um festzustellen, dass es doch besser ist, in einer WG neben der Uni zu wohnen, wacht plötzlich im Bachelor auf – und dann zieht man sicherlich nicht nochmal um.
Jetzt oder nie! Wer den Wechsel zum Hybridsemester nun nicht für den Umzug nutzt, wird sich höchstwahrscheinlich auf Dauer ans Pendeln gewöhnen müssen.
Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt startet nun ins Berufsleben und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.
Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.
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