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WIA Festival: Gleichberechtigung zur Normalität machen

Das WIA-Festival setzt bundesweit vom 19. bis 29. Juni ein starkes Zeichen für Chancengleichheit in der Architektur. Kerstin Kuhnekath sprach mit Andrea Gebhard und Dr. Arn Sauer über geringe Sichtbarkeit, wünschenswerte Anreize und kreative Impulse.

25.03.20253 Min. Von Kerstin Kuhnekath Kommentar schreiben
Andrea Gebhard und Dr. Arn Sauer

Vorfreude auf das WIA-Festival: BAK-Präsidentin Andrea Gebhard ist Schirmfrau, Dr. Arn Sauer vertritt die Bundesstiftung Gleichstellung, die das Festival unterstützt.
Cathrin Urbanek / DAB

Die Zahlen der Architektenkammern belegen es: In Büros ab zehn Mitarbeitenden sind 84 Prozent der Inhaber männlich und der Gender-Pay-Gap bei Angestellten liegt bei 16 Prozent. Wie trägt das Festival „Women in Architecture“ zu mehr ­Gerechtigkeit bei?

Andrea Gebhard: Das WIA-Festival ist eine riesige Chance! Es geht nicht nur um Sichtbarkeit, sondern darum, Frauen zu ermutigen, sich aktiv in die Architekturbranche einzubringen. Ich erinnere mich an meine eigenen Anfänge: Mein Vater war Architekt, meine Mutter Hausfrau. Schon als Mädchen wusste ich, dass ich nicht nur zuschauen, sondern selbst gestalten will. Damals fehlten weibliche Vorbilder – heute haben wir sie! Das Festival zeigt, dass wir es gemeinsam schaffen können, Gleichberechtigung selbstverständlich zu machen.

Zwischen 35 und 40 Jahren arbeiten 53 Prozent der Frauen in Teilzeit, während es nur 16 Prozent der Männer sind. Wie schaffen wir echte Wahlfreiheit bei ­Arbeitszeitmodellen?

Andrea Gebhard: Frauen sind bis zur Familiengründung oft gleichauf, doch dann entsteht die Ungleichheit. Sie bleiben zu Hause, arbeiten Teilzeit oder scheuen Führungsaufgaben, wie unsere Umfragen zeigen. Diese Muster müssen wir durchbrechen! Ich habe damals gekämpft, um in meiner Karriere weiterzukommen – und heute möchte ich andere Frauen ermutigen, ihre Chancen zu ergreifen. Veranstaltungen wie das WIA liefern dafür wichtige Impulse und Kontakte.

Arn Sauer: Wir brauchen Gegenmaßnahmen, damit alte Muster niemanden ausbremsen. Dazu gehören Anreize für eine gerechte Elternzeitverteilung, etwa nach dem finnischen Modell: Das schreibt gleiche Zeiten für Mütter und Väter vor, um staatliche Förderung zu erhalten. Eine Reform oder Abschaffung des Ehegattensplittings wäre entscheidend, da es Frauen oft in Teilzeit hält. Auch steuerliche Anreize für eine fairere Aufteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit wären hilfreich. Mit Gleichstellungs-Checks für Gesetze lässt sich zudem bewerten, wie sie die Gleichstellung beeinflussen.

Was ist das Besondere am WIA-Festival?

Arn Sauer: Das Festival ist nicht nur für Frauen in der Architektur, sondern für alle, die sich für gerechteres Planen interessieren. Es gibt Vorträge, Diskussionen und Events, die zeigen, wie viel kreative Kraft Frauen in die Architektur bringen. Und das Beste: Es findet bundesweit statt – von Rügen bis München. Eine großartige Leistung.

Andrea Gebhard: Genau! Die Energie, die das Festival verbreitet, ist unglaublich. Man trifft inspirierende Menschen, erlebt spannende Gespräche und bekommt neue Impulse für die eigene Arbeit. Ich freue mich darauf, mit jungen Architektinnen über ihre Ideen und Visionen zu sprechen.

WIA Festival 2025

„Women in Architecture“: Das WIA Festival 2025 will erneut ein Zeichen für mehr Gleichberechtigung setzen.
WIA Festival

Wie sieht eine Gesellschaft aus, in der echte Gleichberechtigung erreicht ist?

Arn Sauer: Eine wirklich gleichberechtigte Gesellschaft lebt Chancengleichheit selbstverständlich. Flexible Arbeitsmodelle, faire Bezahlung und gleiche Karrierechancen für alle wären die Norm – und Gleichstellung-Checks überflüssig.

Andrea Gebhard: Am schönsten wäre es, wenn das Thema gar nicht mehr diskutiert werden müsste, weil es normal ist, dass alle die gleichen Chancen haben. Doch bis dahin brauchen wir Festivals wie das WIA, die Mut machen und Veränderung vorantreiben!


Das Interview hören Sie in voller Länge als Episode 37 des BAK-Podcasts in Kürze hier.

Alle Infos zum Festival WIA 2025 vom 19. bis 29 Juni gibt es hier.

 

 

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