Von Roland Stimpel
Jeder Architekt kennt das: Da baut man ein herrliches Heim, und dann bosselt, brasselt und randaliert der Nutzer drin herum, als wäre er ein wildes Tier. Der Hass aufs Eigenheim ist wirklich tierischen Ursprungs – zum Beispiel hamsterischen. „Hilfe!! Hamster hat Plastikklo angenagt!“, tönte es neulich verzweifelt auf www.hamsterforum.de. Und auf www.tierforum.de schrie jemand: „Hilfe! Hamster pieselt immer in sein Haus!“ Andere Hamster verüben Strom-Suizid beim Zerbeißen von Kabeln oder knabbern ihre Laufräder an, mit denen sie dann aus der Kurve fliegen.
Nicht eigene, doch fremde Häuser attackiert ein Tier, das ausgerechnet im klassischen Architektenschwarz daherflattert: Krähen picken gerade die Fugendichtungen am Dach des Berliner Hauptbahnhofs weg – „aus Spieltrieb“, wie ein Ornithologe beschönigt. In Wahrheit schickte sie Hartmut Mehdorn, der das Bahnhofsdach komplett loswerden will. Aber auch der Architekt kann Vögel nutzen. Als Frontmann gegen die WDV-Systeme hat Christoph Mäckler jene Spechte dressiert, die jetzt in die Polystyrolplatten dieser Welt hacken. Wie sie sich täuschen lassen, erklärt ein Vogelkundler: „Die raue Struktur des Verputzes fühlt sich für den Specht wie Baumrinde an, das darunter liegende Styropor-Material klingt wie Faulholz. Darauf sitzende Insekten laden zur Nahrungsaufnahme ein.“ Spechte dieser Welt, schlagt Löcher in eure Illusionen!
Auch Baustoffhersteller arbeiten subversiv mit Tieren. Die Ziegelindustrie hat eine ganze Menagerie in Bewegung gesetzt, um norddeutschen Hausbesitzern das Reetdach zu verleiden: Marder knabbern dran herum. Splintholzkäfer und Gemeine Nagekäfer wetzen Beißerchen und Sägen. Staubläuse, Horn- Moos- und Raubmilben mampfen im Reet herum. Siehe Deutsches Architektenblatt, Ausgabe 10/2006, Seite 75.
Scheinbar einfacher wäre die Welt, gäbe es nur noch Plüschtiere. Aber selbst die sind gefährlich, weiß der Göttinger Architekt und Sachverständige Siegfried Stubenitzky: Legt man gehäkelte oder gestrickte Schlangen als Zugluftstopper vors Fenster, sind Kondenswasser und Schimmel garantiert. „Diese Stofftiere sind ein sicheres Mittel, um Holzfenster kaputt zu machen.“