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Am tiefen Ende

Achtung! Dieser Text über Rem Koolhaas ist nur beinahe jugendfrei.

01.08.20082 Min. Kommentar schreiben

Roland Stimpel

Wir wollen auch mal was sagen zu Rem Koolhaas’ Pekinger Doppelschrägturm- knickbrückenwinkeltorbogen, der nebenbei dem Fernsehmachen dient. Für das braucht man eigentlich große, abgedunkelte Studios, muss sperriges Equipment und viele Menschen transportieren. Aber derart schnöde Anforderungen sind viel zu trivial für so eine 234-Meter-Skulptur. Genau wie bei Koolhaas’ holländischer Botschaft in Berlin. Aus ihr las man von „große Klagen darüber, dass die Räume teilweise verschnitten, zu eng sind, dass die Akustik ganz schlecht ist und viele mit Ohropax arbeiten müssen“. Bei seinem Hamburger Ring aus Containern namens „Science Center“ sind Gebrauch, Erschließung und Bewirtschaftung genauso drittrangig.

„Low End“ halt, wie man im Hause Koolhaas sagt. Sein Büropartner Ole Scheeren verriet jetzt: „Wir arbeiten in Singapur gleichzeitig im Bereich des Super High End wie des Low End.“ Letzteres ist städtischer Wohnungsbau. Also etwas für den Pöbel, das gemeinhin 80 Jahre unbemerkt rumsteht, bis es sich vielleicht mal auf eine Welt­erbe-Liste verirrt. Auf die wollen Koolhaas und Scheeren aber schon mit dem Rendering. Es verheißt einen Haufen Wohnscheiben à la Marzahn, allerdings kreuz und quer übereinander drapiert wie frisch geworfene Mikadostäbe. Ostasiatisch-populär eben und global-dekonstruiert zugleich. Und immer nach Koolhaas’ Prinzip: „Its subtext is fuck context.“

Das hat auch Ole Scheeren inhaliert, wie er in einem Interview bewies. Ob er „in irgendeiner Weise popkulturell sozialisiert“ worden sei, hieß da eine zentrale Frage. Aus seiner 30-Zeilen-Antwort zitieren wir hier nur einen Super-High-End-Satz: „In diesem Sinne glaube ich, dass eine Mischung der partiellen Partizipation an der Popkultur und des gleichzeitigen kompletten Entzugs davon wichtig ist, um ein Vakuum zu schaffen, das sich diesen Dingen erst einmal entzieht, und einen Raum zu erzeugen, der etwas anderes benötigt als das, was direkt da ist.“ Suchen Sie etwa eine Erklärung für irgendwas, das in diesem Satz nicht direkt da ist? Dann wissen Sie jetzt: Ihr Denken ist hoffnungslos Low End.

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