Von Roland Stimpel
„Verantwortung gestalten“ heißt das Motto des Deutschen Architektentags 2011, der am 14. Oktober in Dresden stattfindet. Dass Architekten mit der Gestaltung von Bauwerken hohe Verantwortung gestalten, ist hinlänglich bekannt. Aber wie lebt jeder einzelne Architekt seine Verantwortung – wie gestaltet und organisiert er seine Arbeit so, dass sie ihr gerecht wird? Was sollten wir über den Beruf hinaus tun, um Kompetenzen und Kenntnisse fürs Allgemeinwohl nutzbar zu machen? Was können und müssen der Berufsstand und seine Organisationen gemeinsam gestalten, damit für jeden Einzelnen die Verantwortung im Zentrum seines Handelns steht? Und nicht zuletzt: Welche indirekte Gestaltungs-Verantwortung für die Baukultur haben andere – die Politik mit ihren Gesetzen, Bauherren mit ihrem Verständnis von Bauqualität und Partnerschaft, Medien mit ihren Berichten?
Unmittelbar politisch geht es vor allem am Vormittag zu. Bundesbauminster Peter Ramsauer und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich sind eingeladen; auf einem Podium diskutieren die baupolitischen Sprecher aller fünf Bundestagsfraktionen. Am frühen Nachmittag teilt sich das Plenum in vier Workshops auf. Im ersten mit dem Titel „Architekten als kompetente Akteure der Gesellschaftsgestaltung“ geht es um das Selbstverständnis als aktive Mitglieder der Gesellschaft und insbesondere um das politische Engagement. Thema des zweiten ist die Bedeutung der Nachhaltigkeit für den Berufsstand. Die Zukunft des Berufsbildes ist Thema von Workshop 3: Es geht um das Spannungsverhältnis zwischen Generalisten und Spezialisten, um die Rolle von Architekten als Prozess-Steuerer und Moderatoren und um einen umfassenden Qualitätsbegriff, der den Entstehungsprozess des Baus und die Anforderungen seiner Nutzer einbezieht. Letztere spielen auch im Workshop 4 eine große Rolle, dessen Themen die Partizipation und neue Formen der Bürgerbeteiligung sind.
Schauplatz ist das Hygienemuseum Dresden im Großen Garten, erbaut 1927 bis 1930 von Wilhelm Kreis, seit 1999 sensibel umgebaut von Peter Kulka. Rund um den Deutschen Architektentag ranken sich verschiedene öffentliche Veranstaltungen – etwa das Architekturquartett der Bundesarchitektenkammer am Abend des 14. Oktober. Sein attraktiver Veranstaltungsort ist der neue Konzertsaal der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber von hammeskrause architekten aus Stuttgart.
Sigurd Trommer, Präsident der Bundesarchitektenkammer, über den Deutschen Architektentag 2011.
Warum gibt es 2011 wieder einen Deutschen Architektentag?
Gerade in einer Zeit großer Umbrüche müssen wir gemeinsam Position beziehen und diese offensiv nach außen vertreten. Wir Architekten sind zu wichtigen Themen kompetent – zu Klimaschutz und Ökologie, zu Stadtpolitik, Großprojekten und Bürgerbeteiligung, zu Heimat und Globalisierung. Mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen müssen wir in die Gesellschaft hineingehen. Wir warten nicht passiv, bis jemand mit einem Auftrag kommt, sondern wir vertreten aktiv die Notwendigkeit guter Architektur und Planung für die Gesellschaft.
Was kann da der Architektentag leisten?
Austausch unter uns, vor allem aber öffentlichen Austausch mit anderen – Bürgern, Politikern, Unternehmern, Kulturleuten. Hier wirken wir umso stärker, je mehr wir sind. Deshalb sind alle Architekten und Architektinnen in Deutschland eingeladen – nein: aufgefordert, am 14. Oktober nach Dresden zu kommen. Das ist gut für unseren Berufsstand und bringt den Teilnehmern selbst neue Kontakte und Ideen.
Warum findet er gerade in Dresden statt?
Das hat viele gute Gründe. Hier diskutiert die Stadtgesellschaft lebhaft über Architektur, auch über umstrittene Projekte. Dresden ist eine der ostdeutschen Landeshauptstädte, in denen vor genau 20 Jahren Architektenkammern gegründet wurden. Damit würdigen wir auch die beachtliche Aufbauleistung. In Dresden gibt es außerdem am gleichen Tag noch ein anderes Architektur-Ereignis: die Eröffnung des von Daniel Libeskind umgebauten Militärhistorischen Museums.
Wie sieht das Programm des Deutschen Architektentages aus?
Es ist noch in Arbeit. Wir halten Sie über das Deutsche Architektenblatt auf dem Laufenden. Aber schreiben Sie schon jetzt für den 14. Oktober „Dresden“ in Ihren Kalender. Zeigen Sie mit uns Flagge!
Einen Rückblick auf die bisherigen Architektentage von 1970 bis 2001 finden Sie hier .