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Barbie im Knast

Rosa macht aggressiv – Häftlinge ebenso wie Feministinnen

31.07.20132 Min. Kommentar schreiben

Text: Roland Stimpel

Ausgerechnet in Männergefängnissen haben sie es jetzt mit Rosa probiert. Ein Farbton namens „Cool Down Pink“ zierte die Wände von Beruhigungs-Zellen in Nordrhein-Westfalen. Der Schweizer Farbhersteller Dold hatte diese Farbe als „niederschwelliges Interventionsinstrument in akuten Situationen“ empfohlen. „Auch bereits aggressive Menschen beruhigen sich in einem Cool Down Pink-Raum schnell und nebenwirkungsfrei. Es gibt keine Begleiterscheinungen wie Aggressionsstau oder Umkehr in innere Aggression.“ Pink senke den Blutdruck; das konnte „anhand einer Studie unter wissenschaftlicher Begleitung des Paracelsus-Spitals in Richterswil mit sehr hoher statistischer Signifikanz belegt werden“. Doch Nordrhein-Westfalens Intensivtäter empfanden den Farbton der Prinzesschen offenbar als Angriff auf ihre Macho-Menschenwürde, beschmierten die Wände und setzten jetzt in Dortmund durch, dass die Beruhigungszellen wieder in neutralem Weiß gestrichen sind.

llustration: Ernst Merheim
llustration: Ernst Merheim

Rosa macht aggressiv! Das weiß man auch in Berlin, seit das pinkfarbene Einkaufszentrum „Alexa“ sogar den baublinden Bürgermeister Klaus Wowereit nach sieben Amtsjahren zu seiner ersten Architekturkritik provozierte: „Massive Hässlichkeit“ sei das. Und ein paar Feministinnen liefen in diesem Frühling zorn-lila an, als direkt neben dem Alexa auch noch die komplett pinkfarbene „Barbie Dreamworld“ eröffnete. Eine Lokalzeitung schildert ihre Reaktion: „Gegen 13.45 Uhr entblößte eine Frau ihren Oberkörper und zündete ein Holzkreuz mit einer Barbie-Puppe an.“

Die Altmeister der Moderne wussten schon, warum sie Rosa so gut wie nie verwendeten. Von Gropius ist nichts in der Farbe bekannt, von Bruno Taut nur eine Haus-Rückseite an der Berliner Buschallee und von Le Corbusier das Bild „La femme rose“ von 1932, das von Picasso inspiriert wirkt, nur im Ausdruck blasser. Heute aber können Sie Ihr Architekturbüro mit Klassikern pinkmodern pimpen: Ein britischer Möbelversand namens „PlushDeco“ bietet ab 309 Pfund Repliken von Arne Jacobsens Fledermaus-Sessel ebenso wie Mies van der Rohes Barcelona-Modell in leuchtendem Rosa. Aber bitte bedenken Sie: Auch Möbel können aggressiv machen.

 

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