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Böse Sonne

Das Baugewerbe und die Hautärzte werden wohl keine Freunde, denn Zwangs- Hautuntersuchungen drohen Baustellen lahmzulegen.

30.06.20172 Min. Kommentar schreiben

Screening: Heiko Haberle

Nach Wärmeschutz und Lärmschutz ist neuerdings der Staubschutz ein großes Thema. Dabei ist fast untergegangen, was derzeit auf sommerlichen Baustellen tatsächlich die Gemüter und die Häupter erhitzt: die Sonne – beziehungsweise der Sonnenschutz. Dabei geht es nicht darum, ob außen oder innen liegend, ob Markise, Lamellen oder Rollladen. Passend zur Urlaubszeit geht es um Sonnenbrille und Hut. Das Bundesarbeitsministerium hat nämlich eine längst in Vergessenheit geratene EU-Sonnenschein-Richtlinie wiederbelebt, über die vor zehn Jahren schon heftig gestritten wurde.

Danach sollen alle Beschäftigten, die zwischen Mai und September täglich mehr als drei Stunden draußen arbeiten, jährlich zur Ganzkörperinspektion beim Hautarzt – egal, welche Körperstellen der Sonne ausgesetzt sind. Neben Biergartenkellnern, Spargelstechern, Fahrradkurieren und Kutschern wären das auch geschätzte zwei Millionen Bauarbeiter. Doch der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes ist empört und schießt gegen den Dermatologen-Verband. Man fürchtet gar Baustopps, denn wer nicht zum Zwangs-Screening geht, darf nicht mehr aufs Gerüst. Stattdessen setzt man auf Selbstkontrolle und Info-Apps.

Man könnte aber auch über alternative Maßnahmen nachdenken. Hermetisch abgeschlossene Schutzanzüge wie im Atomkraftwerk vielleicht? Vorteile: Auch das Staubproblem wäre besiegt und beim Betonieren wären sie sicher ebenfalls ganz praktisch. Nachteile: Das typische Brüllen auf Baustellen muss Handzeichen weichen und der nackte Oberkörper verschwindet als prägendes Element aus dem Stadtbild. Oder riesige temporäre Sonnendächer, die als mobile Variante auch für den Straßenbau denkbar wären? Vorteil: Nebenbei wird eine neue Bauaufgabe mit hohem Innovations- und Gestaltungspotenzial geschaffen. Nachteil: Auch das Sonnendach muss jemand bauen, der dann wiederum ungeschützt wäre.

Dann bleibt wohl nur noch Frei-Sonnencreme statt Freibier. Doch was erfährt man da: Die wirkt nur bei „messerdickem Auftrag“. Da müssen sich Bauarbeiter in Zukunft morgens wohl als erstes selbst verspachteln.

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