Von Michael Sudahl
Ausgerechnet „Buchführung für Architekten“ – soll man auch diese öden Sache selbst machen? Diese Frage könnte sich bei Lektüre des Kursprogramms der bayrischen Kammer stellen. Am 18. Januar leitet die Wirtschaftsprüferin Evi Lang in München ein Seminar, das Einblicke in die Grundlagen der Finanzbuchhaltung vermittelt. Vor allem für Gründer sei der Tageskurs zu 110 Euro wichtig, erklärt die 45-jährige Steuerberaterin und liefert den wichtigsten Grund gleich mit: „Im Studium lernen angehende Architekten nichts über Steuern und Betriebswirtschaft, diese sind jedoch Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg eines Büros.“
Denn wer sich mit Finanzbuchführung, Rechnungswesen und Wahl der Rechtsform zumindest in Grundzügen auskennt, hat sein Büro im Griff, erkennt, wann und wo Gewinn erzielt wird und welche Ausgaben wann anfallen. Zudem helfe Wirtschaftskenntnis, mit Kunden, Banken und Beratern auf Augenhöhe zu kommunizieren. Sie rät jedem Gründer, seine Buchhaltung von Anfang an selbst zu erledigen und nicht Belege und Rechnungen im Schuhkarton zu sammeln, um sie alle Schaltjahre beim Steuerberater abzuliefern. Der Berater solle nur am Anfang helfen, die Buchhaltung in Eigenregie zu organisieren. „Das bedeutet zunächst nicht mehr, als Einnahmen- und Ausgabenbelege zu sammeln und richtig zu sortieren“, verdeutlicht die Finanzfachfrau. Diese werden anschließend in einer einfachen Excel-Liste erfasst. Wer dann seine Belege in verschiedene Kategorien wie Porto, Reisekosten und Büromaterial unterteile (im Fachjargon „Konten“ genannt), habe schon den Einstieg in die Finanzbuchhaltung geschafft, meint die Beraterin.
Wer hier durchblicke, könne bereits Vorsteuer- und Umsatzsteuer ausrechnen und die Umsatzsteuer-Voranmeldung ans Finanzamt vorbereiten. Dieser Schritt solle aber mit dem Steuerberater im dreimonatigen Turnus abgestimmt und geprüft werden. Niemand solle jedoch mehr als zwei Stunden pro Woche für den Zettel- und Zahlenkrieg zu opfern. „Wer sich zu sehr in Buchungsfälle verstrickt und dabei Akquisition und sein eigentliches Geschäft vernachlässigt, macht etwas falsch!“
Nach einigen Monaten Übung mache es Sinn, ein einfaches Software-Programm zur Finanzbuchhaltung einzusetzen. Wer beim Arbeiten damit den Unterschied zwischen Anlage- und was Umlaufvermögen gelernt habe, oder, warum ein Computer abgeschrieben wird, ein Angestellter nicht, der verstehe besser, wie Unternehmen und Wirtschaftskreisläufe funktionieren. Für Büroinhaber sei solches Grundwissen unverzichtbar. Zudem würden Investoren positiv reagieren, wenn „fachfremde“ Architekten BWL-Fachjargon beherrschten und über Steuern, Rendite und Liquidität Bescheid wüssten. Lang, die selbst rund zwei Dutzend Architekturbüros betreut, verweist auf die Nähe zur Kalkulation im Bau. „So wie ein guter Architekt seine Baubudgets im Griff haben sollte, sollte er auch die Rentabilität des eigenen Büros kennen.“
Michael Sudahl ist freier Fachjournalist in Stuttgart.
Ein Seminar zum gleichen Thema läuft am 12. Januar in Berlin.