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Der Architekt, das unbekannte Wesen

Über Häuser berichten viele – aber kaum einer nennt die Namen der Entwerfer

02.12.20152 Min. Kommentar schreiben
Wolfgang Bachmann. (Foto: privat)
Wolfgang Bachmann. (Foto: Jarisch)

Text: Von Wolfgang Bachmann

Der Sender meldet sich mit „HR2 Kultur“. Da geht man einfältig und gutgläubig davon aus, dass dort auch ab und an etwas über Baukultur, vulgo Architektur zu erfahren ist. Aber beim Hessischen Rundfunk scheint das Ressort nicht besetzt zu sein. Oder mit Betriebswirtschafts-Studenten, die gerade ihr Praktikum ableisten. Zum Beispiel meldete der Sender vor einiger Zeit, dass in Frankfurt ein Wohnhochhaus der Superlative gebaut werde. Man kennt die Höhe, verweist auf die Dimensionen der benachbarten Bürotürme und teilt mit, dass ein Berliner Unternehmen das Bauwerk errichten wird. Architekten sind daran offenbar nicht beteiligt. Mit ihren Namen kann selbst Google nicht weiterhelfen.

Etwas später hören wir bei HR2 Kultur, dass es mit dem Bauhaus-Museum in Weimar losgeht. Wenigstens verlautet, dort habe mal ein Walter Gropius gewirkt. Welche Architekten an sein Erbe anschließen dürfen, wird nicht verraten. (Den Wettbewerb hatte Heike Hanada in Zusammenarbeit mit Benedict Tonon gewonnen, realisieren wird es die Architektin allein, weiß das „Baunetz“.) Der Rundfunk sendet uns nur noch, dass das Haus 23 Millionen Euro kosten wird. So teuer ist Architektur? Aber ist das viel, ist das wenig?

Bei Bayern München wäre es die Ablösesumme für einen Spieler. Überhaupt: Fußball. Da kennen sich vor allem Zeitungs-Redakteure bestens aus. Nicht nur die Namen der Spieler, auch wie sie spielen, in welcher Minute sie ein Tor geschossen haben und welchen Rang ihre Leistung in ihrer eigenen Karriere, in der Geschichte des Vereins, in der Liga, im Vergleich zu den Gegnern und in der jüngeren Fußballgeschichte überhaupt einnimmt. Architekten sind dagegen Nobodies, namenlose Dienstleister, die ihren Auftrag möglichst störungsfrei für die Gesellschaft erfüllen sollen. Wenn sie lange genug tot sind (siehe Gropius!), werden sie als Baumeister in die Kunstführer übernommen.

Loesung1_1Gibt es denn gar keine Chance, dass bei einem zeitgenössischen Gebäude in Film, Funk und Fernsehen einmal die verantwortlichen Planer genannt werden? Doch. Wenn die Bauzeiten und Baukosten sich verzehnfachen. HR2 Kultur, übernehmen Sie!

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