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Zurück Querstreber

Der arme Wortbaumeister

Frühling – Saison der Lyrik. Auch der Querstreber kommt ins Dichten

26.04.20102 Min. Kommentar schreiben

Von Roland Stimpel

Wortarchitekt: Nimm „skulptural“!
Das ist ein Wort, das dir gut steht.
Der Bauherr: Ich will „funktional“!
Weil’s leichter von der Zunge geht.

Der A: Das lösen wir ganz cool:
Vokaletausch, Dekonstruktion.
Aus skulptural wird Skalp tu rul,
dann haben wir den Zeitgeist schon.

Der B: Pass auf, gleich rollt dein Skalp.
Gleich stehst du nackt da, ohne Fell.
Auch „Skalp tu rull“ spricht sich nur halb
so flüssig aus wie „funktionell“.

A: Glaub nicht, ich hätte grad gezuckt.
Buchstaben tauschen bleibt noch dran.
Aus „skulptural“ wird „Raull spukt“.
Ich plan dir eine Geisterbahn.

B: Ich glaub, ich seh Gespenster.
Ich will nicht Spuk, ich will Funktion.
Gleich fliegst du rückwärts aus dem Fenster,
für Skalp und Spuk gibt’s keinen Lohn.

A: Streichen wir aus „skulptural“
die schwierigstsprechbaren Buchstaben
und nennen es dann „kultural“.
So versimpelt kannst du’s haben.

Der B: Nun mach mal nicht so schnell.
Das lässt sich zwar viel glatter sprechen.
Doch kultural wär kulturell
und dafür müsste ich mehr blechen.

Der A seufzt: Wir wär’s mit „Ural“?
Das ist ein achtbares Gebirge.
Leicht skulptural und etwas kahl
und keiner Zunge ein Gewürge.

B: Bingo! Fehlt nur noch ein „in“.
Dann haben wir ein Urinal –
funktional im besten Sinn!
Der A: Banal, egal, oh Qual.

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