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Ein Fall fürs Feuilleton

Zeitlos, stillos, sinnvoll: die finale Architekturkritik des Jahres.

01.12.20072 Min. Kommentar schreiben

Roland Stimpel

Der bescheiden dimensionierte Bau symbolisiert Hoffnung und Erleichterung. Dafür steht schon seine schlanke, einfache Struktur mit mittig platziertem, die Vorderfront dominierendem Haupteingang. Die Dachform stellt eine innovative Synthese eines gering geneigten Satteldachs und einer flachen Tonne dar: Was an der Giebelseite noch geradlinig und gelassen wirkt wie eine Neuinterpretation des Klassizismus, löst sich an den Traufseiten in eine Rundform mit aufgesetzten sanften Rundkuppeln auf – eleganter Blob-Barock.

Die Seitenfassaden sind mit zwei waagerechten Fensterbändern und mit optisch leider allzu dominanten Medienelementen versehen, jedoch überwiegend in ruhigem Hellblau gehalten. Diese Farbe, kombiniert mit leichtem Grau, prägt auch das Innere des Baus: ein ­optisches Grundkonzept von kluger Kargheit. Bemerkenswert auch, wie auf geringem Raum ein beachtliches Funktionsspektrum untergebracht werden konnte. Ökologisch ist das Objekt auf der Höhe der Zeit: Der Nullenergiestandard ist eingehalten; bei Einbettung in die richtigen Kreisläufe kann es sogar noch Energie für andere Nutzungen abgeben. Der Bodenverbrauch ist gering; Regenwasser versickert direkt am Bau. Allerdings ist das Braun der Vorderfront eine eher peinliche, weil allzu gewollte Reminiszenz an dunkles Holz. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Zu begrüßen ist die distanzierte Haltung des Werks zu überkommenen Architekturmoden. Postmoderne Ironie geht ihm völlig ab; zitieren tut es nichts; Regionalkitsch kennt es ebenso wenig. Erst recht weist es trotz des Frontseitenbrauns keine Attribute des Faschismus auf – kein völkisches Steildach, keine protzigen Säulenreihen und keine Verkleidung in trutzigem Muschelkalk. Ein Glück aber vor allem, dass diese Architektur nichts von neowilhelminisch-erzreaktionärem Retro-Repro-Disney-Wohlfühlkulissen-Kitsch wissen will. Sie verzichtet auf jeden Anklang an Stuck und peinlich-historisierende Mittelalterspielchen. Diese Konstruktion ist auf sinnvolle Weise stillos. Und zugleich ist die multiple Architekturskulptur „Dixi B“ auf stillose Weise eminent sinnvoll.

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