Nils Hille
Die individuellen Wünsche der Käufer stehen für Markus Schell vom Büro 213 immer im Vordergrund seiner Arbeit. „Darauf habe ich mich spezialisiert. Sie sollen eine Wohnung von Anfang an als ihre mit dem von ihnen gewünschten Grundriss sehen“, sagt der Berliner Architekt. Um diesen Wunsch auch im Berufsalltag zu realisieren, plant Schell seine gesamten Projekte mit einer 3-D-Software. Damit kann er seinen Kunden die Anschaulichkeit liefern, die sie als Laien zur Vorstellung benötigen, um mitreden zu können.
So auch bei einem besonderen Beispiel in der Hauptstadt, das Schell mit „öko, aber sexy“ beschreibt. Der Berliner Architekt suchte nach einer Lösung für ein ganz bestimmtes Wohnproblem: „Viele Menschen wünschen sich eine zentrale Lage, vermissen aber das Grün.“ Er wollte beide Bedürfnisse in einer architektonischen Gestalt erfüllen – und hat es geschafft. Mitten in Berlin entstanden drei Loftwohnungen mit 140 bis 200 Quadratmetern, ergänzt durch je 40 bis 50 Quadratmeter Dachgarten. Dafür wurden von zwei bestehenden Wohnhäusern die Spitzdächer abgerissen und von Schell mit neuen Schalendächern versehen. Meist wird diese Form in Stein oder Beton ausgeführt, doch Schell ließ sie aus Massivholz errichten. Auch die Dübel sind aus dem nachwachsenden Rohstoff und die innere Verkleidung ist mit Lehmputz ausgeführt.
Mit dem Kunden arbeiten
Neben der ökologischen Baustoffauswahl standen nur Länge, Breite und Höhe der Wohnungen fest – durch die Dachform waren keine weiteren tragenden Elemente wie Wände und Stützen nötig. Alles andere entstand im Gespräch mit den Käufern und mithilfe der Software Allplan, kombiniert mit Cinema 4D, beides aus dem Hause Nemetschek. „Die Kunden konnten mitmischen. Ich habe zum Beispiel mal eben eine Wand verschoben und sie konnten sich ein Bild davon machen, wie die Räume dann wirken.“
Je realistischer die Visualisierung sein soll, mit desto mehr Informationen muss die Software bestückt werden. „Umso detaillierter kann das Programm dann meine Projekte darstellen“, sagt Schell. So lassen sich heute auch extreme Rundungen oder andere besondere Formen generieren, an denen die Software früher scheiterte. Zusätzlich kann das Programm die Materialienmengen berechnen, was dem Planer einen weiteren, aufwendigen Arbeitsschritt erspart. Schell: „Ich habe exakte Ausführungspläne und spare Zeit, die ich dann in die individuelle Beratung stecke.“
Was dagegen nicht gut funktionierte, war die Weiterverarbeitung dieser Daten durch die Handwerker. „Die wehren sich. Da gebe ich die Dateien an die Zimmerei weiter und die arbeiten nicht damit. Sie nutzen gar keine oder andere Programme und rechnen in 2-D um“, so Schells Erfahrung. Dazu ergibt sich ein weiteres Problem durch die mangelnde Datennutzung: Je detaillierter und freier Schell die 3-D-Software verwendet, desto weniger helfen später nur Schnitte zur handwerklichen Umsetzung weiter. „Da müsste ich für alle fünf Zentimeter einen Schnitt anfertigen, damit keine Details übersehen werden.“
Um dieses Problem selbst zu lösen, hofft er auf die nächste Version des Programms: „Darin soll es möglich sein, die 3-D-Ansicht in PDFs zu integrieren. Dann können sich die Handwerker diese Dateien über meine Homepage anschauen und alle Einzelheiten erkennen.“
Investition in die Zukunft
„Früher hatte man mehr Mitarbeiter, heute hat man mehr Software – beides kostet halt sein Geld“, so Schell nüchtern. Den Preis für die Software gibt er also ohne große Klagen aus, denn er sei „letztendlich gerechtfertigt, wenn man die Programme voll ausnutzt“. Und das machen er und seine Mitarbeiter. Sie nutzen die Visualisierungs- und Berechnungsmöglichkeiten über die klassische Raumplanung hinaus und entwerfen mittlerweile auch eigene Möbel damit.
Die Finanzierungsfrage stand auch im Büro von Thomas Krämer aus Bodman-Ludwigshafen zur Diskussion. Denn eine Großinvestition ist die Anschaffung von CAD-Software immer, vor allem für kleine Büros. Trotz wirtschaftlich schlechteren Zeiten entschied er sich für die Anschaffung. Er wählte Revit Architecture von Autodesk. Sein CAD-Händler sprach ihn an, ob er diese ausprobieren wolle. Als er ihn von einem auf drei Testmonate hoch handeln konnte, sagte er zu. Vor allem durch „Learning by Doing“ ist Krämer mittlerweile sicher im Umgang, nur vier Stunden Schulung waren insgesamt nötig.
Nun ist er schon seit einigen Jahren trainiert und zufrieden: „Man kann damit so arbeiten, wie ein Architekt denkt. Die Fehlerquote ist gering und die Planungszeit kurz.“ Über ein Drittel der Zeit spart er im Vergleich zu Handzeichnungen ein. Mit seinen vier Mitarbeitern hat er die Software sogar für sein Büro weiterentwickelt. Sie programmierten spezielle Rollladentypen, die sie nun ebenfalls als Variante in die Modelle einsetzen können. So fördern sich Software und Architekt gegenseitig.
Und bei einem ehemaligen kleinen Stuttgarter Krankenhaus, das nun zu Wohneigentum umgenutzt wird, hat Krämer sogar die Abbruchbauteile erfasst, um deren Mengen ermitteln zu können. Die Datensynchronisation beschleunigt dabei den Prozess. Krämer: „Egal in welchem Bereich ich arbeite, im Modell oder Plan, ich habe den aktuellen Stand vor Augen.“
3-D macht Eindruck
Auch die Arbeit nach außen funktioniert. Krämers Kunden sind von den 3-D-Präsentationen regelmäßig beeindruckt: Da das Programm die Ansichten sowieso entwickelt, ist auch kein zeitlicher Mehraufwand für deren Erstellung nötig. „Wir drucken die Ansichten so aus, dass die Leute die Planungen verstehen. Damit machen wir gerade als kleines Büro einen sehr professionellen Eindruck“, sagt er. So konnten sie bei Wettbewerben auch schon an viel größeren Büros vorbeiziehen.
Ähnliches erlebte Rainer Meßmann von Architekten BJM aus Hameln. Auch er konnte schon vor einigen Jahren mit den Visualisierungen bei Wettbewerben punkten: „Die Jungs vom Bauausschuss waren sehr platt. Die hatten das damals noch nie gesehen.“ Das „damals“ ist noch gar nicht so lange her. Das Büro gibt es erst seit vier Jahren, mittlerweile sind sie zu siebt. Die Arbeitsplätze sind teils mit Spirit von Softtech für reine Zeichnungen und teils mit Arcon von Eleco für die 3-D-Visualisierung ausgestattet.
„Alles oberhalb eines Carports bekommt bei uns auch ein 3-D-Bild“, so Meßmann. Sein Schwerpunkt liegt aber bei öffentlichen Bauten wie Schulen und Mensen. Die Pestalozzischule in Hameln, die für den Ganztagsbetrieb umgebaut und erweitert wurde, ist ein Beispiel dafür. Drei verschiedene Grün- wie Orangetöne ziehen sich wie ein bunter Faden durch das Gebäude, bis hin zur Möblierung. Auch hier stand früh ein 3-D-Modell, nachdem nur in der allerersten Phase die Ideen per Hand skizziert worden. „Selbst die farbigen Glaslamellen ließen sich visualisieren“, erinnert sich Meßmann begeistert. Immer mehr Effekte können mithilfe der Programme vorher simuliert werden. Das zeigt die Möglichkeiten auf und erspart Enttäuschungen beim Bauherrn.
Meßmanns Ziel ist es, bald alle gewünschten Funktionen in einem Programm zu haben. „Doch die hohen Kosten halten uns noch davon ab.“ Trotzdem sieht er das Preis-Leistungs-Verhältnis als stimmig und wird neue Versionen eher nutzen als die alten ewig weiterzuverwenden. „Viele arbeiten in 2-D, da habe ich mit den 3-D-Visualisierungen immer noch gute Vorteile, obwohl es bei uns zur Routine gehört.“ Bei der Schule hat sich die Arbeit zusätzlich gelohnt. Sie wurde 2006 für den Tag der Architektur von der Architektenkammer Niedersachsen ausgewählt.
Dranbleiben
Fast die gesamte Entwurfs- und Ausführungsplanung des Gebäudes mit der besonderen Hülle vollzog das fünfköpfige Büro mit Archicad von Graphisoft. Feinhals selbst beherrscht das Programm allerdings nicht. „Ich bin davon begeistert, habe auch nichts gegen die Technik, doch da muss man dranbleiben.“ Da ihm die Zeit dafür fehlt, sitzen seine Mitarbeiter am Computer und setzen das um, was Feinhals vorskizziert hat. Dies führt oft bis in Details, da seine Frau Angela die passende Innenarchitektur plant.
Die Feinhals sind vor allem mit Wohnungsbau sowie Versicherungs- und Gewerbebauten beschäftigt. Mithilfe des Zusatzprodukts Artlantis erstellen sie Visualisierungen von Bildern und Animationen. „Diese direkte Verbindung mit Fotos zur Realität macht unsere Planungen von Projekten sehr deutlich und bringt uns Aufträge“, so Georg Feinhals. Momentan zum Beispiel eine Kommunikationsetage für einen Verband, der in Bergheim bei Köln seinen Sitz hat. Das bestehende Gebäude sollte aufgestockt werden und das Büro Feinhals bettete die Planungen in die als Fotos aufgenommenen Gegebenheiten ein. Das überzeugte.
Doch nicht immer nutzt Feinhals die Software. Manchmal erstellt das Büro gezielt Zeichnungen oder Aquarelle per Hand: „Der Bauherr kann pingelig werden, wenn jedes Detail in der Animation genau der späteren Realisierung entsprechen muss. Da sind Skizzen manchmal besser, um den Bauherrn zu eigenen Vorstellungen zu animieren.“
Für jeden Geldbeutel
Anschaffung, Einarbeitung und Pflege – welche Kosten kommen bei Software auf Büros zu? Und welche Kompromisslösungen gibt es, die kein großes Budget verlangen?
Allplan (Nemetschek)
Nemetschek Allplan bietet für Existenzgründer Vollversionen zu Startkonditionen an. Anwender können die Software für 24 Monate günstig mieten und erhalten bei Kaufübernahme 80 Prozent der bereits entrichteten Gebühren auf den Kaufpreis angerechnet (bei einer Laufzeit von zwölf Monaten: 100 Prozent). Zusätzlich können Existenzgründer die Serviceplus-Mitgliedschaft nutzen. Dazu gehören regelmäßige Upgrades und Updates, Seminare und die Unterstützung per Hotline. Kleinen Büros, die durch Auftragsspitzen einen erhöhten Softwarebedarf haben, bietet Nemetschek Mietmodelle an: Sie können Allplan für 36 Monate mieten und haben dabei den vollen Serviceanspruch. Auch hier kann der Kunde die Software unter Anrechnung der Mietraten kaufen. Der Anwender zahlt bei beiden Mietmodellen je nach Umfang des Softwarepakets zwischen 150 und 250 Euro pro Monat.
Revit (Autodesk)
Die meisten Autodesk-Händler bieten spezielle Existenzgründerpakete an. Diese beinhalten rund 30 Prozent Rabatt auf die Listenpreise für die Architekturlösungen von Autodesk. Für Existenzgründer sind ein Jahr Support sowie die Updates für ihre Softwarelösung inklusive.
Die Listenpreise für Autodesk-Lösungen fangen zurzeit bei rund 1 450 Euro an und gehen bis zu etwa 5 500 Euro für Revit Architecture. Für 775 Euro laut Liste sind unter anderem Updates für ein Jahr, die Unterstützung per Internet und neue Applikationen enthalten. Die Händler bieten zu Preisen ab ca. 300 Euro pro Jahr „Carepakete“ an. Darin sind meist Telefonhotlines enthalten, die mit individuellen Ansprechpartnern bei Fragen und Problemen helfen. Der weitere Umfang ist unterschiedlich.
ArchiCAD (Graphisoft)
Die Star(t)edition Archicad 2008 bietet eine Reihe von Tools wie beispielsweise den integrierten Layoutbereich, neue 2-D-Werkzeuge und einen verbesserten Datenaustausch. Alles findet auf der Basis des virtuellen Gebäudemodells statt, das den Anwender durch alle Leistungsphasen vom ersten Entwurf bis zur Ausführungsplanung begleitet: egal ob Wettbewerbe, Bauanträge, Entwurfsplanung, Visualisierung, Ausführungsplanung oder Massenermittlung.
Die Star(t)edition ist zu einem Preis von 2 950 Euro zzgl. MwSt. und Versandkosten verfügbar. Anwender, die zusätzliche Möglichkeiten und Funktionalitäten nutzen möchten, können auf die aktuelle Archicad-Version upgraden.
ArCon (Eleco)
Speziell für kleine Büros und anspruchsvolle Privatanwender bietet Eleco eine „abgespeckte“ Version an. ArCon Small Business kostet 300 Euro zzgl. MwSt. Mit dem Programm können Projekte bis zum Bauantrag bearbeitet werden. Zur weiteren Detailplanung wird für einen Aufpreis von 50 Euro ein zusätzliches 2-D-Programm angeboten.
Das normale ArCon Eleco kostet in der Vollversion 1 475 Euro plus MwSt. Mit dieser Version kann der Architekt alle Planungsaufgaben in 2-D und 3-D bearbeiten. Die Wartungsgebühr beträgt 350 Euro pro Jahr und beinhaltet einen kostenlosen Hotline- und Update Service.
www.elceo-software.de
Spirit (Softtech)
Die Kosten liegen bei der ersten Lizenz bei 5 500 Euro, jede weitere Lizenz kostet die Hälfte. Die Softwarewartung inklusive Update und Basissupport beträgt 620 Euro pro Jahr, bei weiteren Lizenzen 320 Euro.
Für kleine Büros gibt es Spirit werkplan 16 als Einsteigerlösung für 2750 Euro. Auch hier kostet jede weitere Lizenz die Hälfte. Hier kostet die Softwarewartung inklusive Update und Basissupport 320 Euro pro Jahr (jede weitere Lizenz 170 Euro). Für Existenzgründer gibt es Sonderangebote.
www.softtech.de
ARRIBA (RIB)
Im CAD-Bereich bietet RIB zwei Lösungen: ARRIBA CA3D und ARRIBA CA3D KOMPAKT. Die Kompaktlösung ist insbesondere für kleinere Büros gedacht und bereits für 1900 Euro (Einzelplatzlizenz) erhältlich.
Das Programm, das sich nur in Spezialfunktionen von ARRIBA CA3D unterscheidet, kann jederzeit auf ARRIBA CA3D erweitert werden. ARRIBA CA3D ist für 3400 Euro (Einzelplatzlizenz) erhältlich.
www.rib-software.com
Cadder (Reico)
Das Planungsprogramm ohne Holzrahmenbau und Stahlbau, inklusive Visualisierung, Flächen- und Umbau-Raum-Berechnung kostet 3 980 Euro. Der Preis der Einstiegsversion mit einer Begrenzung auf 45 Wände pro Geschoss beträgt 1 980 Euro, jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer. Weitere individuelle Paketangebote sind online abrufbar.