Markus Schedensack, Architekt und Director Design Execution Architecture von ECE Projektmanagement
Herr Schedensack, wie viele Absolventen aus dem Fachbereich Architektur suchen Sie zurzeit und für welche Aufgaben?
In den letzten zwei Jahren haben wir sowohl im Entwurfs- als auch im Planungsbereich die Funktion des Junior Architekten eingeführt, um Absolventen die Möglichkeit zu geben, in die Architektur der ECE einsteigen zu können. Zurzeit werden sechs Junior Architekten konsequent an die komplexen Aufgaben einer Shopping-Center Entwicklung und Planung herangeführt. Hier haben wir ständigen Bedarf.
Welche Voraussetzungen müssen Absolventen erfüllen, um bei Ihnen den Einstieg schaffen zu können?
Neben einer fundierten Architekturausbildung mit sehr gutem Abschluss muss ein ausgeprägtes Interesse an der Bearbeitung von Großprojekten bestehen. Besonderes Interesse sollte nicht nur an der städtebaulichen und gestalterischen Komponente bestehen, sondern auch an dem funktionalen und technisch-koordinativen Verständnis für die Planung eines komplexen Projektes. Zudem gehören das Interesse an Handelsimmobilien und eine ausgeprägte Teamfähigkeit zu den Voraussetzungen.
Passt das Architekturstudium heute noch zu dem, was Sie sich an Fähigkeiten von Mitarbeiten wünschen?
Aus unserer Sicht liegt der inhaltliche Schwerpunkt zu oft auf Wohnungsbau und öffentlichen Bauten wie Museen. Wir würden uns wünschen, dass die Bearbeitung eines Studienprojektes nicht bei Städtebau und Gestaltung aufhört, sondern auch funktionale und technische Komponenten beleuchtet. Die Verbindung mit Flächen- und Funktionsoptimierung, Tragwerk und Haustechnik, sowie Brandschutz sind bei uns ‚planerischer Alltag‘, wird im Studium aber kaum hergestellt – hier stehen wir oft am Anfang.
Was würden Sie sich von den Hochschulen wünschen?
Handel ist eine essentielle und prägende Komponente in der Zusammensetzung einer Stadt, spielt aber in der Architekturausbildung nahezu keine Rolle. Einige Städtebaufakultäten beschäftigen sich inzwischen intensiv mit Handel in der Stadt – in der Architekturausbildung ist dieses Thema aus unserer Sicht aber noch nicht angekommen. Hier könnten die Lehrstühle für Gebäudelehre ihr Aufgabenspektrum erweitern und gemeinsam mit Tragwerkslehre und Haustechnik integrierte Projekte anbieten.
Beate Mini, Managerin Employer Branding & Retention, IKEA Deutschland
Frau Mini, Sie waren mit Ihren Kollegen auf Deutschlands größter Jobmesse, dem Absolventenkongress in Köln, mit einem Stand vertreten. Wieso?
Wir wollen uns regelmäßig mit Studierenden und Absolventen austauschen. Uns interessiert, welche Wünsche sie an ihren ersten (oder nächsten) Arbeitgeber haben, was für Vorstellungen sie von uns als Arbeitgeber haben, was für sie ein guter erster Job ist und was sie motiviert, sich dann auch tatsächlich zu bewerben. Außerdem möchten wir mit starken, aufrichtigen und neugierigen Menschen ins Gespräch über unsere Direkteinstiegsmöglichkeiten kommen, gerne auch mit Studierenden oder Absolventen des Fachbereiches Architektur.
Wieso sind junge Planer für Sie interessant?
Wir suchen nicht explizit Architekturstudenten, aber bei uns arbeiten viele Kollegen, die mal Architektur studiert haben. Sie arbeiten bei uns nicht als Architekten, sondern häufig als Spezialisten oder Führungskräfte in einem unserer Geschäftsbereiche. Gerade zum Bereich Kommunikation & Einrichtung bestehen natürlich gute Anknüpfungspunkte mit einem (Innen-)Architekturstudium. Ansonsten rekrutieren wir unabhängig von Fachrichtungen und Abschlüssen. Uns interessiert vor allem die Persönlichkeit eines Bewerbers.
Persönlichkeit ist ein gern verwendeter Begriff. Was verstehen Sie konkret darunter?
Uns interessiert, wie engagiert ein Bewerber ist, welche Fähigkeiten er mitbringt und welches Potenzial er hat. Wir suchen zukünftige Führungskräfte, die gerne Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen können – und sich bewusst für unser Unternehmen entscheiden. Wir suchen Menschen mit außergewöhnlichen Willen, Energie und der Fähigkeit, Konzepte weiter zu entwickeln und Menschen zu begeistern. Menschen, denen die Entwicklung ihrer Mitarbeiter genauso wichtig ist wie der Erfolg ihres Bereiches. Bewerber sollten Zahlen verstehen und Menschen begeistern können. Deswegen zählen bei uns soziale Kompetenz und zwischenmenschliche Werte ebenso viel wie Fach- und Konzeptwissen.
Und das bringen Architekturabsolventen mit?
Die beste Freundin meiner Bonustochter studiert Architektur. Sie hat ein außergewöhnliches Raumempfinden, transformiert Zahlen in Emotionen und umgekehrt, arbeitet projekthaft, oft eigenständig, aber auch im Team, entwickelt Konzepte, die sie für andere sicht- und fühlbar umsetzt, vermittelt über ihre Modelle, was sie plant und begeistert andere dafür… das alles sind Fähigkeiten, die wir brauchen und suchen.
Wenn Sie so jemanden gefunden haben, was erwartet ihn dann bei IKEA?
Absolventen, die bei uns über einen Direkteinstieg starten, bekommen ihren persönlichen Einarbeitungsplan – der auf das eingeht, was jemand mitbringt. Die Einarbeitung beginnt mit einem mehrwöchigen Hausdurchgang, bei dem sie nacheinander alle Abteilungen, Abläufe, Schnittstellen und Besonderheiten kennen lernen. Danach erfahren sie weitere wichtige Dinge über das Unternehmen und ihren Fachbereich, lernen in einer zentralen Veranstaltung unser Konzept kennen und was unseren Führungsstil so erfolgreich macht. Zusätzlich durchlaufen sie verschiedene Trainings, die sie dabei unterstützen, im Unternehmen und ihren konkreten Aufgaben erfolgreich zu sein. Daneben sind die neuen Mitarbeiter schnell im praktischen Tagesgeschäft dabei und lernen „on the job“. Während der gesamten Einarbeitungszeit steht ihnen ein Pate zur Seite.