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Einfach planen

Muss das Bauen billiger werden wegen des dramatisch gestiegenen Wohnungsbedarfs, oder kann es nur teuer werden, weil Nachhaltigkeit und knappe Ressourcen intelligente Investitionen verlangen? Die Fachpresse liefert zeitgleich konkurrierende Vorschläge.

17.03.20162 Min. Kommentar schreiben
Wolfgang Bachmann. (Foto: M. Jarisch)
Wolfgang Bachmann. (Foto: M. Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

In der Debatte, wie man für die zu uns drängenden Flüchtlinge rasch bezahlbaren Wohnraum schaffen könnte, hat sich Philipp Meuser im aktuellen „Baumeister“ zu Wort gemeldet. Er empfiehlt, knapp bemessene, billigste Eigentums-Apartments unter dem Sozialbaustandard herzustellen, etwa 30 Quadratmeter für eine Person, vergleichbar den fahrbaren Untersätzen, die Mercedes als „Smart“ anbietet. Diese einfachen Behausungen sollen sich die Bewohner später selbst komfortabler ausbauen.

Nun ist jeder unkonventionelle Vorschlag willkommen, aber gerade der Vergleich mit dem Auto zeigt, wie halbgar der Einfall ist. Denn aus einem Smart wird durch ein paar Mitbringsel aus dem Zubehörhandel keine S-Klasse. Ähnlich ist es mit der Architektur. Gerade passend propagiert der Bauwelt-Chef einen „Quantensprung“ beim Bauen, weil nur mit ambitioniertem Hightech die geforderten CO2-Ziele zu erreichen seien. Das Bauen muss also teurer werden. Was könnte Meurer also einsparen? Es reicht ja nicht, statt der Türklinken aus Brakel die Plagiate aus China zu montieren, es geht um Konstruktion, Dämmung und Haustechnik. Doch da kommt man später nicht mehr dran ohne gravierende Abrisse. Wollen wir deshalb Thermohaut, Pappdächern und PVC-Fenstern die Absolution erteilen, um massenhaft Wohnungen herzustellen, für die mittelfristig ein Schuttberg an Sondermüll aufgetürmt wird?

Meuser setzt ein „neues Verständnis von Wohnkultur“ voraus. Okay, aber es reicht nicht, Tunnelbeton und Aufputzleitungen im Wohnzimmer zu akzeptieren. Es geht um Architektur und Architekten!

Deshalb bitte:

1. Die schrittweise Aufwertung eines Spargehäuses muss systematisch vorausgeplant und bei der Ausführung begleitet werden, es wird eine neue Typologie von Wohngebäuden sein.

2. Man darf deren Eigner nicht in die Baumärkte ausschwärmen lassen, Handwerker müssen in Rufweite bleiben und mit Rat und Tat und Leihwerkzeug helfen.

3. Die Bauindustrie darf nicht nur Designprodukte nach dem Marketingkalkül von Komfort und Lifestyle entwickeln, sondern muss preiswerte, gut gestaltete Artikel anbieten, die firmenübergreifend mit dem regulären Programm kompatibel sind, so dass nicht ganze Komponenten ausgetauscht werden müssen.

Waren wir vor bald 100 Jahren nicht schon mal so weit?

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