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Geduld und Gediegenheit

Münchner Landschaftsarchitekten gewinnen Wettbewerbe in Zürich.

01.09.20094 Min. Kommentar schreiben

Nils Hille

„Wir sind nicht die großen Geschichtenerzähler, sondern bieten statt opulenter Bilder lieber eine solide, robuste Grundausstattung, die von den Benutzern dann in Beschlag genommen werden kann“, sagt Klaus-D. Neumann, einer der beiden Partner von Realgrün Landschaftsarchitekten aus München. Mit dieser lebensnahen Philosophie konnte das zwölfköpfige Büro von ihm und seinem Partner Wolf D. Auch nicht nur in Deutschland punkten, wie bei der Gestaltung des Außenraums der BMW-Welt in München. Auch in der Schweiz war und ist es an größeren Projekten beteiligt.

Klare Strukturen: Mit ihren Planungen für den Stadtpark in Zürich-Hardau konnten Realgrün Landschaftsarchitekten den Wettbewerb gewinnen.

Zunächst durfte Neumann im Nachbarland gar nicht bauen, obwohl er sehr oft vor Ort war. Seine Professur für Gestaltung an der Hochschule für Technik in Rapperswil schloss die Auftragsannahme aus. Nach acht Jahren wollte er sich wieder mehr um sein Büro und Privatleben in München kümmern und gab die Professur auf. „Meine Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten, Gepflogenheiten und Befindlichkeiten helfen seitdem weiter“, so Neumann. Zwei internationale Wettbewerbe konnte Realgrün gewinnen.

Volkes Stimme zählt

Gemeinsam mit Allmann Sattler Wappner überzeugten sie mit ihren Ideen zur Konversion eines Industrieareals der CPH Chemie und Papier Holding am Ufer des Zürichsees. Das Unternehmen wollte den Standort verlassen, allerdings nur, wenn das Gebiet gut weitervermarktet werden konnte. Konzern und Architekten waren sich in dem Ziel einig, die Ufer zu öffnen. Doch unter den Bürgern bildete sich eine Opposition, der dies, obwohl es um einen privaten Raum ging, nicht reichte. Bei einer der in der Schweiz typischen Volksabstimmungen konnte sie sich mit einer geringen Mehrheit durchsetzen.

Die Unternehmensleitung von CPH war davon nicht begeistert, verlagerte die Produktion nicht und ließ schließlich nur die vorhandenen Anlagen sanieren. „Da hatte sich die opponierende Bürgergruppe mit ihren Forderungen verkalkuliert. Jetzt gibt es weiterhin in diesem Bereich keinen öffentlichen Seezugang. Und wir durften leider das Projekt nicht realisieren.“ Das starke Mitspracherecht des „Stimmvolks“ ist eine Besonderheit, in der Neumann auch die positiven Seiten sieht: „Dadurch gibt es eine viel umfangreichere sowie fundiertere Berichterstattung in der Tagespresse und eine weitverbreitete Architekturkultur.“

Gewonnen und gescheitert: Die gemeinsamen Planungen von Realgrün mit Allmann Sattler Wappner zur Konversion eines Industrieareals am Zürichsee konnten sich beim Wettbewerb durchsetzen – doch eine Volksabstimmung verhinderte die Realisierung.

Auch bei dem zweiten Projekt seines Büros muss er Geduld aufbringen: Schon vor fünf Jahren gewann Realgrün den Wettbewerb um den neuen Stadtpark und die angrenzenden Außenanlagen des Oberstufenschulhauses im Züricher Stadtteil Hardau. Der erste Bauabschnitt ist nun fertiggestellt. Der zweite wird auch hier durch eine Volksabstimmung verzögert. Dabei geht es nicht um die Planungen des Büros und der „Grün Stadt Zürich“, sondern um eine angrenzende Tiefgarage, die als Randprojekt dazuzählt. „Dabei hat die mit unserer Arbeit gar nichts zu tun“, erklärt Neumann.Realgrün Architekten gehen an Schweizer Wettbewerbe nicht anders heran als an hiesige – wenn sie denn von ihnen erfahren.

Immer wieder hören die Münchner erst im Nachhinein von Ausschreibungen. „Das wird gar nicht so offen gehandhabt, wie man denken mag.“ Selbst, wenn ein Wettbewerb von einem ausländischen Büro gewonnen wird, soll die Ausführung in der Schweiz bleiben. „Der kommunale Bauherr wollte nicht, dass ich die Bauleitung aus München steuere“, so Neumanns Erfahrungen.

Unterhaltszahlungen

Bei der Materialauswahl erlebt er eine größere Offenheit. Hier muss der Planer nicht so extrem auf die Kosten schauen wie in Deutschland. „Die haben bei der Realisierung von Projekten einen höheren Standard als bei uns in der Landschaftsarchitektur üblich. In der Schweiz werden Parkanlagen später auch nicht ihrem Schicksal überlassen, sondern es ist Geld für den Unterhalt eingeplant“, beobachtet Neumann. Auch die „selteneren kleinkrämerischen Diskussionen“ freuen ihn: „Wir können beispielsweise auch mit Sichtbetonmauern arbeiten, zu denen wir hierzulande oft hören, dass man die doch nicht in einem Park verwenden kann.“ Ob mit Betonwänden oder ohne – Neumanns Traum ist es, an einen Auftrag in der Alpenregion zu gelangen. „Hier mit den Ufern der Seen umzugehen, wäre mehr als spannend.“

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