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Gefordert und gefördert

Es gibt zahlreiche Stipendienprogramme – für Studenten, aber auch für Architekten mit Berufserfahrung.

01.06.20096 Min. Kommentar schreiben

Robert Jöst

Geld bekommen und nichts zurückzahlen müssen – die mit Abstand beste Finanzierungsform für ein Studium ist ein Stipendium. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen fördern derzeit 1 750 Einrichtungen den wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchs monetär, ideell oder durch Sachleistungen. Oft werden Stipendien aufgrund von politischen, religiösen oder sozialen Kriterien oder besonders guten Leistungen gewährt, manchmal aber auch orts- oder studienfachbezogen. Stipendiengeber können unter anderem Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Firmen und Verbände sein. Nach einer Statistik des Deutschen Studentenwerks erhalten zwei Prozent der Studierenden ein Stipendium mit durchschnittlich 328 Euro pro Monat. Somit liegen laut Bundesverband Deutscher Stiftungen „Stipendien als Finanzierungsquelle weit hinter der Unterstützung aus dem Elternhaus (89 Prozent), Einnahmen aus Tätigkeiten während des Studiums (63 Prozent) und der BAföG-Förderung (27,5 Prozent)“.

Geldnehmer gesucht

Wer überdurchschnittliche Leistungen in Verbindung mit besonderem gesellschaftlichem Engagement vorzuweisen hat, sollte zunächst prüfen, ob er Mittel von den elf Begabtenförderungswerken erhalten kann, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt werden. Unter den zahlreichen Stipendiengebern gibt es außerdem häufig kleinere und unbekannte Stiftungen, die sich an Engagierte, aber nicht unbedingt Hochbegabte richten. Manche Stipendiengeber suchen händeringend nach geeigneten Kandidaten und können keine finden. Für Studierende empfiehlt es sich, Stipendiendatenbanken im Internet nach passenden Angeboten für ihre Berufsgruppe durchzusehen oder sich beraten zu lassen (Seite 54 unten). Einige Förderer unterstützen auch die Entwicklung von Studienabsolventen oder die Zeit nach dem Abschluss durch Preisgelder oder ein Aufbaustudium. Für junge Planer sind unter anderem diese interessant:

Neufert

Jeder angehende Architekt kennt „den Neufert“, das Standardwerk der Bauentwurfslehre von Ernst Neufert. Im Jahre 1995 entwickelte sein Sohn Peter, angeregt durch seine Auslandsaufenthalte, die Idee zu einer Stiftung. Ihr Zweck ist unter anderem auch die Förderung des kulturellen und architektonischen Erbes durch Architekten. Die Neufert-Stiftung vergibt seit 2008 Stipendien an Bachelorabsolventen im Fach Architektur, die beabsichtigen, ein Masterstudium anzuschließen. Sie möchte den Studenten dadurch Auslandserfahrungen an internationalen Hochschulen ermöglichen. Pro Semester werden zwei Stipendien vergeben, die jeweils eine Leistung in Höhe von insgesamt 2 500 Euro umfassen.

IKEA-Stiftung

Die 1981 gegründete IKEA-Stiftung unterstützt Projekte aus den Bereichen Wohnen, Wohnumfeld und Wohnkultur, Verbraucheraufklärung und Projekte für Kinder und Jugendliche. An Studierende werden zeitlich begrenzte Stipendien vergeben, wenn ein Forschungsvorhaben als Abschlussarbeit aus den Bereichen der Landschaftsgestaltung, der Architektur, der Inneneinrichtung oder des Designs angefertigt werden soll. Anliegen der Stiftung ist es, ambitionierte und hilfreiche Initiativen zu unterstützen. Nach Angabe der Homepage verzichtet sie auf Formulare jeglicher Art, sodass jeder Antragsteller sein Vorhaben nach eigenem Ermessen schriftlich präsentieren kann – nur das ungebundene DIN-A4-Format ist vorgegeben.

Über eine Projektförderung entscheidet das zuständige Stiftungsgremium bei seinen zweimal jährlich stattfindenden Beratungen. Das Stipendium ist mit 500 Euro monatlich für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten dotiert. Da es als Begabtenförderung konzipiert wurde, ist es auf Studierende ab dem fünften Semester beziehungsweise mit Vordiplom beschränkt. Vollständige Bewerbungen können zweimal jährlich bis zum 1. April oder 1. September abgegeben werden.

Leonardo/Building Europe

Das Projekt Leonardo da Vinci ist das Berufsbildungsprogramm der Europäischen Union und Teil des Programms für lebenslanges Lernen. Teilnahmen sind ab dem Bachelorabschluss bis vor Eintritt ins Rentenalter möglich. Als Ziel für das Programm wird die Verstärkung der europäischen Zusammenarbeit in der Berufsbildung und die Kompetenzverbesserung Berufstätiger über die eigenen Landesgrenzen hinaus genannt. Durch Building Europe werden Unternehmenspraktika von drei Wochen bis sechs Monaten gefördert, deren Tätigkeiten sich an den Leistungsphasen der HOAI orientieren sollten.

Die TU Braunschweig koordiniert zusammen mit einigen Partnerhochschulen das Projekt, an dem Bewerber aus ganz Deutschland teilnehmen können. Sie müssen in den Studiengängen Architektur, Bauingenieurwesen, Wirtschaftsingenieur Bau, Stadtplanung, Innenarchitektur oder Landschaftsplanung einen ersten Abschluss nachweisen. Leonardo-Stipendiaten erhalten eine wöchentliche Stipendienrate von 100 bis 300 Euro je nach Zielregion und Praktikumsdauer. Zusätzlich wird die sprachliche und interkulturelle Vorbereitung in Höhe von 300 Euro gefördert. Diese Unterstützung versteht sich nicht als Vollstipendium, sondern als Zuschuss zum Praktikantengehalt, das vom Arbeitgeber im Ausland gezahlt wird. Bis zu 80 Personen können gefördert werden.

Hypo Real Estate Stiftung

Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung sowie des Bundes Deutscher Architekten (BDA) lobt die Hypo Real Estate Stiftung seit 1992 alle zwei Jahre einen Architekturpreis für vorbildliche Gewerbebauten aus. Neben dem Preis für Architekturbüros gibt es für junge Absolventen seit 2006 auch den Hypo-Real-Estate-Nachwuchsarchitekturpreis, der mit insgesamt 10 000 Euro dotiert ist und für vorbildliche Abschlussarbeiten an deutschen Hochschulen vergeben wird. Dies können Hochbauobjekte aus dem gewerblichen Bereich wie zum Beispiel Geschäfts-, Verwaltungs- und Sozialbauten oder Produktionsstätten sein. Absolventen, die sich für den Preis bewerben möchten, können sich mit den geforderten Unterlagen direkt an die Stiftung wenden.

Stiftung Deutscher Architekten

Die Stiftung wurde 1985 als gemeinnützige ­Einrichtung von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen gegründet. Ihre Ziele sind ­unter anderem die Förderung der Architektur, der Baukultur und des Bauwesens, von Angeboten zur Berufsfortbildung, wissenschaftlichen Veranstaltungen und die Durchführung von Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Raum- und Städteplanung sowie der Bau- und Landschaftsplanung. Im Rahmen der Nachwuchsförderung wurden 2008 zwei Promotionsstipendien in enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl Geschichte und Theorie der Architektur der Fakultät Bauwesen an der Technischen Universität Dortmund vergeben.

Voraussetzung für ein Stipendium ist nach Angaben der Stiftung ein besonders qualifizierter Abschluss in Architektur oder Stadtplanung. Über einen Förderungszeitraum von bis zu drei Jahren werden für den Lebensunterhalt maximal 20 000 Euro pro Jahr gewährt. Die Stipendien sind im Rahmen des Graduiertenkollegs „Städtisches Bauen in Nordrhein-Westfalen. Leitbilder, Bautypen und Architekten im 20. Jahrhundert“ angesiedelt.

Sto-Stiftung

Für das Sommersemester vergibt die Sto-Stiftung gemeinsam mit der Zeitschrift Detail zur Förderung junger Menschen aus dem Bereich Bauwesen und Architektur erstmals das „Detail Stipendium“. Hiermit soll angehenden Architekten eine hochwertige internationale und praxisorientierte Ausbildung ermöglicht werden. Das Stipendium richtet sich an vier Studierende der Fachrichtung Architektur, die den Regelabschluss (Diplom/Master) anstreben. Ihnen werden über einen Zeitraum von drei Jahren pro Monat 500 Euro gezahlt sowie Praktika in namhaften Architekturbüros vermittelt. Bewerbungsschluss ist der 9. März 2009.

Taut-Preis

Der Taut-Preis für den begabten Architektennachwuchs wird nach einer völligen Neukonzeptionierung voraussichtlich in diesem Jahr wieder ausgelobt.

Stipendiendatenbanken:

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