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Bestmögliche Nachhaltigkeit

28.04.20225 Min. Kommentar schreiben

Dank einer vor 40 Jahren gestarteten Initiative aus der deutschen Industrie steht dem Bausektor mit der Umweltproduktdeklaration ein international etabliertes Informationssystem zur Verfügung, das sachlich, neutral und wissenschaftlich fundiert Aussagen über Nutzen und Umweltwirkungen von Bauprodukten ermöglicht. Ihre konsequente Digitalisierung verhilft der Nachhaltigkeit im Bausektor nun zu einem weiteren Quantensprung.

Laut Bundesamt für Umwelt gehen rund 28 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland auf das Konto von Gebäuden. Darin sind sowohl direkte Emissionen eingerechnet, die mit dem Energieverbrauch während der Nutzungsphase zusammenhängen, als auch Emissionen aus der Herstellung, der Erhaltung, dem Rückbau sowie der Entsorgung und dem Recycling aller Materialien. Zur Erfüllung des deutschen Klimaschutzplans 2045 und einer deutlichen Treibhausgasreduzierung bereits bis 2030 sind höhere Neubaustandards, langfristige Sanierungsstrategien und der Einsatz erneuerbarer Energien bei Heizungssystemen notwendig. Notwendig ist die THG-Emissionen über den ganzen Lebenszyklus zu reduzieren. Um die Ziele zur Netto-Null-Emission einhalten und geeignete Maßnahmen ableiten zu können, müssen verlässliche Daten ermittelt, einheitlich interpretiert und schließlich Planern in BIM-Modellen unter anderem zur Berechnung der Treibhausgasemissionen zur Verfügung gestellt werden.

 

Mit die wichtigste Datengrundlage sind Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs), die auf Basis von Ökobilanzen produkt- und anwendungsspezifische Daten sowie technische Informationen liefern und von unabhängigen Dritten verifiziert sind. Aufbauend auf diesen EPDs kann man die Umweltauswirkungen auch von komplexen Bauprojekten berechnen und bewerten. Die weiter steigenden Anforderungen an Qualität und Quantität der Inhalte einer EPD macht die Ökobilanzierung immer datenintensiver. Die Veröffentlichung und Bereitstellung der Daten in reiner Broschürenform ist nicht mehr zeitgemäß und zudem fehleranfällig. Das Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) setzt daher verstärkt auf Digitalisierung. Davon sollen vor allem Architekten, Planer und sonstige Baubeteiligte profitieren. Ihnen stehen EPDs als digitale Datensätze im XML-Format zur Verfügung. Diese können über eine entsprechende Schnittstelle beispielsweise in externe Planungs- und Berechnungssoftware importiert und unmittelbar verwendet werden. Dies ist sowohl in Prozessen der Gebäude-Ökobilanzierung, als auch der integralen Planung möglich. Bei letzterem kann die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit frühzeitig geplant werden, da verschiedene Bauteile modelliert und Vergleichsrechnungen durchgeführt werden können. Dabei kann die gesamte Nutzungsdauer mit dem Instrumentarium der Lebenszyklus-Analyse (LZA) betrachtet werden – von der Errichtung des Gebäudes bis hin zum Rückbau und zur Entsorgung oder zum Recycling der Produkte. Der Vorteil: Bereits in der Entwurfsphase kann die unter ökologischen Aspekten ideale Kombination von Bauprodukten ausgewählt werden.

 

Ibu.data, ÖKOBAUDAT und ECO Portal – Geprüfte Ökobilanzdaten von Bauprodukten in einheitlichem digitalem Format

 

Aktuell stellt das IBU nicht nur in seiner eigenen Datenbank ibu.data, sondern auch in der Plattform ÖKOBAUDAT und im ECO Portal digitalisierte Datensätze für eine Vielzahl von Bauprodukten zur Nutzung in Bau- und Planungsprozessen zur Verfügung. Die ÖKOBAUDAT ist eine wesentliche Grundlage insbesondere für das neue Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) sowie Zertifizierungen nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen der Bundesregierung (BNB). Das ECO Portal ist wichtiger Datenknoten der ECO Platform, der Dachorganisation der verschiedenen nationalen EPD-Programmhalter in Europa, die sich für die Harmonisierung nationaler EPDs auf Basis der europäischen Norm EN 15804 einsetzt. Die eng abgestimmte Zusammenarbeit der großen EPD-Programmhalter auf europäischer Ebene sowie die vollständige Anerkennung in Europa stellt für alle Produkte mit ECO Platform EPDs einen enormen Mehrwert dar.

Beim Datenformat für ÖKOBAUDAT und ECO Platform hat man sich auf das vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) entwickelte Format ILCD+EPD verständigt. Dieses baut auf dem vom Joint Research Centre (JRC) der europäischen Kommission definierten ILCD-Format auf. Dank eines UUID (Universally Unique Identifier) können die EPD-Daten beispielsweise auch problemlos in BIM-Datensätzen eingebunden werden, ohne letztere durch die nicht zu unterschätzende Komplexität der umweltbezogenen Daten aufzublähen. Mit dieser Lösung bieten die EPD-Programmhalter eine einfache Möglichkeit, Umweltproduktdeklarationen in andere digitale Anwendungen einzubinden.

 

SuPIM – vereinfachte und beschleunigte Nachweisführung für DGNB-, BNB-, LEEB- und BREEAM-Zertifizierungen

 

SuPIM – kurz für Sustainable Products Information Module – ist ein vom IBU entwickeltes Produkt-Informationssystem, in dem Hersteller für ihre Produkte die bauproduktbezogenen Anforderungen der Green-Building-Zertifizierungssysteme DGNB, BNB, LEED und BREEAM passgenau zusammenstellen können. Alle zertifizierungsrelevanten Produktdaten sollen in Zukunft einschließlich Nachweisdokumenten kompakt einsehbar und zum Download zur Verfügung stehen. Dadurch wird SuPIM zu einem nützlichen Tool für Architekten, aber auch für alle Auditoren der implementierten Gebäudezertifizierungssysteme und ermöglicht eine vereinfachte und beschleunigte Nachweisführung. Zudem soll SuPIM den am Produktauswahlprozess beteiligten Akteuren wie Architekten, Planern und Bauherren als wichtige Datenbank mit zahlreichen Recherchefunktionen dienen.

Implementiert sind aktuell die Green-Building-Systeme DGNB (Version 2018), BNB (Version 2015), LEED (Version v4) und BREEAM (Versionen DE 2018 und International 2016). Neuere Versionen werden nachgeführt. Die Einstellung von Produktdaten in SuPIM steht neben IBU-Mitgliedern auch Nichtmitgliedern offen, um eine hohe Marktdurchdringung sicherzustellen.

 

Die Zukunft der Digitalisierung

 

Die weitere Professionalisierung der Digitalisierung ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen der Baubranche und wird auch vom IBU vorangetrieben. Sie ist nicht nur eine Voraussetzung, um EPDs in einer immer stärker durch BIM (Building Information Model) geprägten Planung und Projektsteuerung zu verankern, sondern bietet auch großes Potenzial, um EPDs schneller und mit weniger Aufwand zu erstellen. Als Schnittstelle zwischen den Herstellern als Deklarationsinhaber einerseits und den Datennutzern andererseits denkt das IBU dabei Digitalisierung konsequent in zwei Richtungen: In Richtung auf die Anwendung und in Richtung auf die Erstellung. In beiden Fällen hat das IBU in den vergangenen Jahren schon wichtige Meilensteine erreicht, die ständig optimiert und um diesbezügliche Prozesse und Dienstleistungen erweitert werden. Darüber hinaus arbeitet das IBU mit einer Reihe von Firmen, Instituten und Initiativen wie beispielsweise building smart zusammen, um eine reibungslose Integration von EPDs in die BIM-Welt zu erreichen.

 

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