Text: Roland Stimpel
Von Frauen geführte Architekturbüros nehmen im Schnitt ein Drittel weniger Geld pro Beschäftigten ein als die im Besitz von Männern. Sie wirtschaften zwar deutlich sparsamer; dennoch erzielt jede Inhaberin nur etwas mehr als die Hälfte des Überschusses, den männliche Büroinhaber im Durchschnitt für sich verbuchen. In den von Frauen geführten Büros ist der Anteil der Bestandsprojekte und Privataufträge deutlich höher, dagegen der Anteil der Gewerbe- und Staatsprojekte weit geringer. All das sind Ergebnisse der Umfrage von zwölf Architektenkammern bei 4.750 selbstständigen Mitgliedern, durchgeführt vom Büro Hommerich Forschung. Wichtige Ergebnisse standen bereits hier. Auch zum Geschlechter-Unterschied macht die Studie einige Aussagen.
77 Prozent der Befragten waren Männer, 23 Prozent Frauen – das entspricht dem Anteil beider Geschlechter bei den Büroinhabern. Die Männer hatten im Schnitt einen Jahresumsatz von 62.139 Euro pro Vollzeit-Beschäftigten im Büro, die Frauen nur 41.566 Euro. Sie wirtschaften aber nicht schlechter, sondern haben in der Regel kleinere Büros mit geringeren Einnahmen. Daher ist auch der Überschuss pro Inhaber geringer. Bei von Frauen geführten Büros beträgt er im Schnitt 36.363 Euro, während männliche Chefs es auf 69.883 Euro bringen.
Weitere Zahlen zeigen, dass von Frauen geführte Büros vor allem in den weniger gewinnträchtigen Gebieten arbeiten. Nur 35 Prozent ihres Umsatzes erzielen sie mit Neubauten, dagegen 65 Prozent im Bestand. Bei Männer-Büros beträgt das Verhältnis 45 zu 55 Prozent. Sie kommen auch eher an öffentliche Aufträge. Diese tragen in männlich geführten Büros 24 Prozent zum Auftragsvolumen bei, in weiblich geführten nur 16 Prozent. Die Honorarsummen klaffen noch viel deutlicher auseinander, da diese Zahl Bezug zu dem bei Männern viel höheren Umsatz hat. Noch deutlicher ist der Unterschied bei den gewerblichen Projekten: Mit ihnen ernähren sich die Büros von Frauen zu 29 Prozent, dagegen die von Männern zu 39 Prozent. Da hilft auch die Spezialisierung nichts, die bei Frauen etwas größer ist. Sie geben zu 64 Prozent an, dass sie auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert seien, von den Männern nur 58 Prozent.
Was sind die Ursachen für die Geld-Differenz? Es ist nicht bekannt, dass Frauen schlechter verhandeln oder ihre Projekte in niedrigere Honorarzonen einstufen lassen würden. Hauptgründe für den geringeren finanziellen Ertrag dürften die geringere Bürogröße und das kleinere Projektvolumen sein. Hier senken wohl vor allem Mütter den Schnitt, die ein Architekturbüro führen und zugleich Kinder erziehen. Häufig sind dies Eine-Frau-Büros. Darauf deuten auch die wesentlich geringeren Kosten hin, die pro Kopf inklusive Inhaber aufgewandt werden. Mutter sein ist bei allem ideellen und psychischen Gewinn nach wie vor ein Nachteil für Karriere und Finanzen.
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