Jury-Jurierung: Roland Stimpel
Juror sein ist wirklich schwer – vor allem am Schluss, wenn das Ergebnis irgendwie in ein Protokoll fließen muss. Aktuelle Jury-Begründungen zeigen diese Mühsal. Etwa bei dem Preisrichter, der sich und uns per Text einen ambitionierten Museums-Entwurf in Wien erschließen wollte: „Als Bild ausgedrückt, könnte man von einem Deckel sprechen, der auf eine bestehende Truhe gesetzt wird. Architektonisch gesprochen, handelt es sich natürlich nicht um einen Deckel, sondern um einen Baukörper. Die Autoren sprechen auch davon, dass die (Bestands-)Architektur gewissermaßen als Sockel verstanden wird.“
Bei einem Mitbewerber stellt die Jury fest: „Obwohl der Bewegungsfluss im Bereich vor den Treppen etwas abbricht, kann das komprimierte Hochschrauben im Kontrast zu den als Offenfläche angelegten Ausstellungsflächen überzeugen.“ Trotzdem ist sie skeptisch: „Die Hinterfragung der gewünschten Großzügigkeit dieser Geste stellt das Preisgericht in gewisser Weise stellvertretend für das gesamte Projekt.“ Immerhin wird aber „der Zugang zum Museum durch den daraus entstehenden Außenraum freigespielt“. Zum Inneren heißt es: „Die Verteilung der Museumsflächen ist einfach und intuitiv verständlich.“ Jedenfalls, solange man nicht auf den Grundriss guckt: „Bei genauer Lektüre der Pläne wird diese Klarheit jedoch eingeschränkt.“
In Augsburg war es wohl ein Sachpreisrichter vom Tiefbauamt, der schrieb: „Es kann eine sichere Querung der Fußgängerzahlen sichergestellt werden.“ Und das ganz cool: „Der breite Überweg erfolgt signalgesteuert in sparsamster, völlig unaufgeregter Gestaltung.“ Relativ aufregend klingt dagegen dies aus Berlin: „Die Erschließung erfolgt über einen überdachten Weg, der sich aus dem auskragenden Vordach entwickelt.“
Besonders gut sind Juroren, wenn sie ganz knapp werden: „Die Hoffläche ist unverständlich.“ Oder „der Glasanteil ist bezüglich der Energiebilanz sehr hoch.“ Gut sind auch „klare Kanten als Spannungsbogen“. Nur „die 4-geschossigen Einheiten verlassen ein wenig diesen Gedanken“. Aber Hauptsache, „das Bauwerk zeigt sich der Stadt.“ Das verdient ultimatives Lob: „Die Sichtbarkeit wird positiv gesehen.“
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