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Lasst mal die Architekten ran!

29.07.201414 Min. Kommentar schreiben
Präsidium Bundesarchitektenkammer
Barbara Ettinger-Brinckmann ist Präsidentin der Bundesarchitektenkammer. Foto: BAK

Lasst mal die Architekten ran! Das ist das Motto, unter dem Barbara Ettinger-Brinckmann unermüdlich bei Bauherren und ­Öffentlichkeit dafür wirbt, die Qualitäten und Potenziale des Berufsstands stärker zu nutzen. Unter diesem Titel hat Ettinger-Brinckmann kürzlich eine Rede gehalten, die potenziellen Bauherren ans Herz gelegt sei und deren Lektüre für Architekten selbst ­Ermutigung und Motivation bieten kann. Anlass war ihr Abschied nach zehn Jahren als Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen in Wiesbaden am 2. Juli – ein Amt, das sie nun als Präsidentin der Bundesarchitektenkammer nicht mehr ausübt. Das DAB dokumentiert die Rede von Barbara Ettinger Brinckmann:

Es gibt genug zu tun für Architekten – und dazu gehören die drei Fachrichtungen Hochbauarchitekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und die vierte Fachrichtung der Stadtplaner – es gibt viel zu tun für uns Architekten, global und lokal.

Global: Das Wachstum der Weltbevölkerung von heute ca. 7 Mrd. auf im Jahre 2050 prognostizierte 9 Mrd. Menschen heißt in diesen knapp 36 Jahren grob etwa jede Woche Wohnraum für 1 Mio. Menschen neu zu bauen, also jährlich mehr als 50 Millionenstädte, und das bei wachsenden Anforderungen an die Qualität des Wohnens und der Umwelt.

Lokal: Hier in Deutschland liegen die Aufgaben etwas anders, denn wir erwarten Bevölkerungsrückgang statt Bevölkerungswachstum, jedoch regional große Unterschiede, Abwanderungen, Landflucht auf der einen, Zuwächse in Ballungsräumen auf der anderen Seite mit der Notwendigkeit der Erneuerung unserer Städte. Der demographische Wandel und ehrgeizige politische Ziele hinsichtlich Klimaschutz und Energieeinsparung stellen uns vor vergleichbar große Aufgaben, sei es im Zuge der Deindustralisierung, der Erhaltung unserer Innenstädte, des Rückbaus von Verkehrsflächen oder von Einkaufszentren in der Zwischenstadt und der Korrektur von Fehlern aus den Zeiten des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg.

Die Löcher in der Stadt gilt es zu stopfen, um die Infrastruktur wirtschaftlich betreiben, um wohnungsnahe Versorgung sichern zu können, um den Verkehrsbedarf zu reduzieren. Viele Aufgaben für qualifizierte Architekten und Stadtplaner, denn es darf nicht mehr nur darum gehen, schnell und billig (dringenden) Bedarf zu decken. Es muss uns vor allem um Qualität gehen, um Gestaltung, um lebenswerte Städte und Dörfer, den ländlichen Raum, also schlicht und umfassend um Baukultur als den entscheidenden Mehrwert, den wir Architekten liefern wollen und liefern können.

Womit haben uns die 27 europäischen Bauminister 2007 in der Charta von Leipzig beauftragt? Ich zitiere: „Die Qualitäten von öffentlichen Räumen, urbanen Kulturlandschaften und von Architektur und Städtebau spielen für die konkreten Lebensbedingungen der Stadtbewohner eine zentrale Rolle. Deshalb muss das Zusammenwirken von Architektur, Infrastruktur- und Stadtplanung mit dem Ziel intensiviert werden, attraktive, nutzerorientierte öffentliche Räume mit hohem baukulturellen Niveau zu schaffen. Baukultur ist in einem umfassenden Sinne zu verstehen, als Gesamtheit aller die Qualität des Planen und Bauens beeinflussenden kulturellen, ökonomischen, technischen, sozialen und ökologischen Aspekte, … von daher eine Gemeinschaftsaufgabe der nationalen, regionalen und kommunalen Behörden, aber auch der Bürger und Unternehmen“.

In einen Begriff zusammengefasst: Die europäische Stadt zu erhalten oder – wo verloren gegangen – wieder zu gewinnen, ist der Auftrag, und dieses Konzept verlangt Qualität, verlangt Dichte und Vielfalt – Vielfalt der Nutzungen, Vielfalt der Bewohner, Vielfalt der Architekturen. Die alten Städte gefallen ihren Bewohnern und Besuchern ja vor allem deshalb, weil jedes Haus anders ist und sich zugleich einfügt in sein Umfeld und so zum Baustein wird für die dritte Dimension im öffentlichen Raum.

Neulich schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter dem Titel „Die Probleme mit dem Traum vom Eigenheim“: “Mag der Wunsch auch noch so groß sein, gebaut wird in diesem Segment kaum. Schon gar nicht frei und individuell. Nur eine Minderheit wagt sich an der Seite eines Architekten oder einer Architektin ins Abenteuer Hausbau…. Die Vorbehalte sind hoch: Was da alles schiefgehen kann! Das wird viel zu teuer! Die Furcht sitzt tief. Dabei kommt es nicht selten vor, dass Architekten im (knappen) Budgetrahmen bleiben und zu ganz wunderbaren Lösungen kommen.“ So das Zitat der FAZ und dem kann ich nur beipflichten: Nur mit den Architekten gelingt es, zu diesen ‚ganz wunderbaren Lösungen‘ zu kommen – sei es im Städtebau, im Neubau oder in dem großen Feld des Bauens im Bestand, mit und ohne Denkmalschutz.

Auf dem deutschen Architektentag in Dresden 2011 beklagte Dominik Wichmann, seinerzeit stellvertretender Chefredakteur des STERN, Diskurse über Gestaltungsfragen würden nur am Rande und nicht in der Mitte der Gesellschaft geführt. Er forderte uns Architekten auf, uns stärker in den öffentlichen Diskurs einzubringen und zu positionieren. Dies wollen wir tun! Wir, die Bundesarchitektenkammer als Stimme der 16 Länderkammern zusammen mit der Bundesstiftung Baukultur.

Sieht man nicht vielen der neuen Bauten an, dass sie von Menschen beauftragt worden sind, die nur Dollar- oder Euro-Zeichen in den Augen haben? Und bestimmen nicht noch immer die Verkehrsplaner den Städtebau? Waren es in den 1970er Jahren die Planer des Individualverkehrs, Stichwort ‚autogerechte Stadt‘, so setzt sich heute der Öffentliche Nahverkehr gnadenlos durch und verwandelt die Innenstädte zu einer Kette von Bahnhöfchen im Namen der Umwelt. Und was ist mit der Stadttechnik, die überall dort, wo es für sie optimal ist, ihre grauen, oder sagen wir besser grauenvollen Kästen hinstellt – ohne Rücksicht!

Die Charta von Leipzig ist sicher ein guter Anfang, aber wir müssen auch erreichen, dass Baukultur ein tragender Bestandteil aller Eingriffe in die gebaute Umwelt darstellt, dass der Mehrwert, der in allem schlummert, von uns herausgefordert wird und in diesem Zusammenhang müssen wir auch von nur funktionalen und dabei nicht einmal dauerhaften Brücken des Straßenbaus (die Bauminister sollten mal ihre Charta wieder lesen) oder von den Brücken der Bahn – vor dem Hintergrund phantastischer früherer und auch immer mal wieder zeitgenössischer Beispiele. Auch für die Masten der neuen Stromtrassen gibt es qualitätvolle ästhetische Vorbilder. Und wann wird ein Architekt oder Landschaftsplaner gefragt, wenn ein neues Windrad der trostlosen Gesellschaft der Betonpfähle in der Landschaft hinzugefügt werden soll. Also auch und gerade, wenn es um Infrastruktur geht, gilt es die qualifizierten Planer einbeziehen.

Hier fehlt es an einer integrativen Gestaltung, die die verschiedenen Interessen und Funktionen gegeneinander abwägt und die Stadt- und Landschaftsgestalt als Ganzes nicht aus dem Blick verliert. Und wenn Ulrich Wickert uns kurz vor der Tagesschau das Dämmen unserer Altbauten ans Herz legt_ Sagt er dann auch, dass dies nur mithilfe eines Architekten gelingen kann, dass auch diese Aufgabe gestalterische Qualität verlangt und nicht nur auf das rein Technische beschränkt bleiben darf, damit aus unserer ‚verdämmten‘ Welt keine verdammte wird? Also lasst die Architekten ran.

Aber, und deshalb der Imperativ: Wir können noch so gut sein mit unseren Ideen, wenn sie in unseren Köpfen, auf den Skizzenblöcken oder heute auf der Festplatte bleiben: Der Architekt bedarf sozusagen eines Mäzens, um Chancen zu haben bei der Gestaltung, wie Kultur überhaupt der Mäzene bedarf. Wenn ich auch davon ausgehe, dass Architektur, also das qualitätvolle Bauen, das die drei schon von Vitruv beschworenen Eigenschaften von utilitas (also Funktion, Nützlichkeit), firmitas (also heute Nachhaltigkeit) und venustas (also die Schönheit) vereint, nicht mehr kosten muss als ein schlechtes Haus, so ist doch ein besonderes Interesse des Investors erforderlich und ein produktives Zusammenspiel von Bauherren und Architekten und ausführenden Firmen, und nicht eine Beschränkung auf die billigste und schnellste Lösung.

Der mäzenatische Bauherr begnügt sich nicht mit solider Bauausführung allein; er beauftragt einen Experten, dessen Qualifikation über die technische Seite der Errichtung eines Bauwerks oder einer Sanierung hinausgeht, der einen umfassenderen Anspruch repräsentiert und um die „Tugenden“ des Bauwerks besorgt ist. Und als solche Tugenden kann man nach Alan Bottons Buch „Glück und Architektur: Von der Kunst, daheim zu Hause zu sein“ nennen: Ordnung, Balance, Kohärenz, Eleganz, Empathie. Und die Aufgabe des Architekten als Experten für diesen „Mehrwert“ ist es, diesen Tugenden an einem konkreten Ort für einen konkreten Zweck in einem ökonomischen Rahmen mit einem bestimmten Bauherrn zu verwirklichen.

Also ihr Bauherren, Land und Kommunen, Investoren und Eigenheimbauer – fordert diesen Mehrwert ein und sucht nach einer qualitätvollen, der besten, der wirtschaftlichsten und schönsten aller möglichen Lösungen. Und wir Architekten können das und sind ja bereit – im Übrigen, wie keine andere Berufsgruppe – uns dem Wettbewerb zu stellen, und zwar gerade nicht dem Preiswettbewerb um die billigste Lösung, sondern dem Qualitätswettbewerb um die beste Lösung, die am Ende natürlich auch die preiswerteste bzw. wirtschaftliche ist.

Einen Wettbewerb auszuloben ist nicht nur im Städtebau sondern auch bei kleineren Baumaßnahmen und beim Bauen im Bestand das Mittel der Wahl, kann er doch hervorragende Resultate liefern, kann überraschendes kreatives Potential freisetzen. Planungswettbewerbe sind auch besonders geeignet, die Öffentlichkeit in den Planungsprozess einzubeziehen, ermöglichen also die im Interesse der Baukultur wünschenswerte, politisch gebotene bürgerschaftliche Partizipation.

Aufzuräumen gilt es immer noch im privaten wie im öffentlichen Bereich mit der Vorstellung, Wettbewerbe seien grundsätzlich zeitaufwendig und teuer. Sie sind es – aber nur für die teilnehmenden Planungsbüros, nicht aber für den Auslober, den Bauherrn. Er ist immer der Sieger. Die Wettbewerbsregeln sind flexibel genug, um für jedes nur denkbare Projekt ein leichtgängiges Verfahren maßgeschneidert und kostengünstig zu konzipieren. Dass Wettbewerbe nicht teurer und zeitaufwändiger sind als andere Vergabeverfahren – im Gegenteil: sie amortisieren sich – zeigen mir nicht nur meine langjährige persönliche Erfahrung im Wettbewerbswesen, sondern auch die Ergebnisse eines abgeschlossenen Forschungsvorhabens des Bauministeriums zur „Evaluierung der zeitlichen Abläufe und der monetären Aufwendung bei Vergabeverfahren von Planungsleistungen im Hochbau“ (Achatzi).

Gebt den Architekten und damit der Gesellschaft also so viele Chancen wie möglich, im Wettbewerb nach der besten Lösung, nach dem gelungensten Mehrwert an Baukultur zu suchen. Wir Architekten sind bereit, dies auch weitgehend auf eigene Kosten zu tun – kein Betriebswirt würde sagen, an einem Wettbewerb teilzunehmen lohne den Einsatz. Finanziell stimmt dies zweifellos, zeigt eine im letzten Herbst in der FAZ veröffentlichte Statistik uns Architekten doch an zweitletzter Stelle der Einkommen akademischer Berufe. Wir aber machen es dennoch. Also lasst die Architekten im Wettbewerb ihre Kreativität zeigen und auch und ausdrücklich und nachdrücklich die Kreativität der Jungen – sie muss von der Gesellschaft genutzt und eingefordert werden. Wozu sonst leisten wir uns die aufwendige Ausbildung so vieler, wenn diese Qualifikation dann nicht abgenommen, stattdessen Erfahrung der Älteren dem innovativen Potenzial der Jüngeren systematisch vorgezogen wird. Das ist leider Folge einer missverstandenen Anwendung des Vergaberechts, und hier spreche ich die unsinnigen Zugangshürden an, die auch in den anderen Vergabearten im Wege stehen.

Architekten sind Generalisten und Experten zugleich, Experten auch im Zusammenführen von Experten Expertisen, geht es doch immer um das kluge Miteinander der verschiedenen Fachingenieure und Gewerke mit und im Interesse des Bauherrn. Und sie fügen dieser arbeitsteiligen, kooperativen Leistung der „am Bau Beteiligten“ den Mehrwert hinzu, der dem Anspruch der Baukultur gerecht wird. Dieser Mehrwert kostet dem Bauherrn keinen zusätzlichen Euro, aber er stellt einen Gewinn für ihn und für die Gesellschaft dar. Denn immer wieder muss ich Manfred Sack, den ehemaligen Redakteur der Zeit zitieren, der es so einfach wie richtig auf den Punkt gebracht: Bauen ist nie nur privat, es ist immer auch öffentlich. Ein missgestaltetes Gebäude verursacht gemeinhin die gleichen Baukosten wie ein wohlgestaltetes – und dieses Geld ist es niemals wert! Qualität ist nicht unbedingt für den Investor ein zusätzlicher Kostenfaktor. Aber ein schlecht gestaltetes Bauwerk – ob Haus oder Quartier, ob Straße oder Freiraum, verursacht soziale Kosten, und zwar jedem Betrachter jeden Tag, bedeutet Verzicht auf Wohlbefinden, degradiert, was immer in der Nähe ist, und hat eine geringere Lebenserwartung und einen schnelleren Wertverlust – und ist damit am Ende auch ökonomisch und ökologisch unsinnig.

Lasst also Architekten an all die Aufgaben heran, die in unserer gebauten Umwelt anstehen, und macht etwa deutlich, dass auch erneuerbare Energien eine Herausforderung für Baukultur darstellen, dass ein in der Ferne blaureflektierendes Dorf mit wild aufgebrachten Solarzellen die Gegend verunstalten, dass Solarfelder zu einem Landschaftsschaden werden können. Wo es doch auch anders ginge, mit uns, ohne dass der ökologische Ertrag dabei verloren geht.

Ich betone nochmals: Wir müssen für diese neuen Aufgaben von Architektur und Städtebau einen ganzheitlichen Ansatz wählen. Wir müssen Architekten in die energetische Optimierung von Gebäuden einbeziehen: Welche Energie muss aufgewendet werden, die Baustoffe zu gewinnen oder zu produzieren? Welche Ressourcen müssen eingesetzt werden, die Baustoffe zur Baustelle zu transportieren? Wie energieaufwändig ist der Prozess des Bauens selbst? Und natürlich: Wie kann es uns gelingen, den Energieverbrauch eines Gebäudes, eines Quartiers, einer ganzen Stadt so gering wie möglich zu halten, ohne dass dabei die vorab zitierten Tugenden verloren gehen, die nach Alan Botton Architektur mit Glück verbinden.

Einige werden nun sagen, alles schön und gut, aber was ist mit Projekten wie der Elbphilharmonie in Hamburg, dem Stuttgarter Hauptbahnhof, dem Hauptstadtflughafen. Diese Projekte stehen symptomatisch für unzureichende Planungs- und Handlungskompetenz. In der Regel werden hier die Architekten als Sündenböcke gebrandmarkt – aber auch die gesamte Baubranche insgesamt diskreditiert. Und die Medien vermitteln – getreu ihren eigenen Wirkungsmechanismen – das Bild, beim Bauen sei alles ‚aus dem Ruder gelaufen‘. Die Gründe für das Debakel sind bekannt: Es fehlt an zureichender Projektvorbereitung, also der Planung der Planung, an gründlicher Planungstiefe vor Vergabe der Bauausführung. Stattdessen: Änderungen während des Planungs- und Bauprozesses und Zeitdruck. Es fehlt an Kostenehrlichkeit und Ehrlichkeit in Bezug auf die Zeit, die ein Projekt braucht, um ‚reif‘ zu sein – und auch zum ‚Aus‘ eines politisch gewollten Projekts führen könnte. Hier müssen wir uns als Experten für die Steuerung auch des Prozesses wieder stärker einbringen. Denn natürlich: auch das ist Baukultur.

Wir Architekten haben gelernt und üben täglich Hand-in-Hand-Planung von Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten, Ingenieuren, Stadtplanern und den Haustechnikern zusammen mit dem Handwerk. Um Selbstverwirklichung geht und ging es nur schlechten Architekten. Jeder qualifizierte Architekt berücksichtigt etwa Energiebedarf von Anfang an bei seiner Planung, schon bei der Erarbeitung flächeneffizienter Grundrisse, einer optimierten Ausrichtung von Fenstern bis hin zu einem amortisierbaren Maß der Wärmedämmung. Aber er betreibt nicht die Optimierung der einzelnen Sub-Elemente, was zur suboptimalen Gesamtlösung führt, sondern er optimiert das Gesamte zu einem auch gestalterisch wohlgelungenen Ergebnis mit sichtbarem und erlebbarem Mehrwert.

Aber dieser Mehrwert, den das Bauen, Umbauen, Sanieren mit qualifizierten Architekten und Stadtplanern schafft, muss auch von der Gesellschaft insgesamt nachgefragt werden und kraft öffentlichen Drucks muss sich jeder Bauherr wie selbstverständlich verpflichtet fühlen, für sein Projekt Baukultur vom Planer einzufordern.

‚Baut auf den Prinzen‘ rief Hanno Rauterberg in der ZEIT – er meint Prinz Charles – und es stimmt doch, was er schrieb, auch wenn wir damit dem rückwärtsgewandten Blick von Prinz Charles nicht das Wort reden wollen: „Hierzulande fehlt einer wie er, einer, der sich nicht abfindet mit den ungezählten Scheußlichkeiten, die das Land überziehen. Der gegen die Beliebigkeit, die Kälte, die Geschichtsvergessenheit vieler neuer Bauwerke zu Felde zieht. Kein deutscher Politiker wagt sich auf dieses unsichere Terrain der Architekturästhetik. Kein Parteiprogramm fordert Schönheit für deutsche Städte. … Nachhaltigkeit (ist) allenfalls ein ökologisches Thema. Ob das Geld auch gestalterisch nachhaltig angelegt ist, ob also das Gebaute den Menschen gefällt, ob sie gut und gern darin leben, scheint kaum zu interessieren. … Das Thema muss auf die politische Agenda!“

Baukultur braucht das Land. Und die kann nur mithilfe von qualifizierten und sich stetig fortbildenden Architekten und Stadtplanern entstehen, die – auch im Interesse des Wohls der Allgemeinheit – unter anständigen Rahmenbedingungen – Vergaberecht, Haftungsrecht, Honorierung – arbeiten. Wir, unser Land, hat sie, die qualifizierten Architekten. Es geht um Stärkung der Wahrnehmung unserer Leistungsfähigkeit, um die Erfahrung der Älteren und um die Innovation durch die Jungen.

So gewinnen und erhalten wir Baukultur. Do it with an architect! – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Barbara Ettinger-Brinckmann auf einer Veranstaltung der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen am 2. Juli 2014 in Wiesbaden.

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