Fred Wagner
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Warum kommen Architekten zu Ihnen?
Licht ist ein Mittel, um die Wertigkeit eines Gebäudes zu erhöhen, das ist bei allen Architekten angekommen. Sie sind also grundsätzlich an Beleuchtung interessiert, wissen aber nicht genau, wie sie es machen müssen. Sie kommen in der Regel in der Entwurfsphase zu mir.
Wie steht es denn um das Wissen zum Thema Licht?
Polemisch formuliert: Nur jeder zehnte Architekt hat ein etwas tieferes Wissen. Ich hatte Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen, unter anderem an der Bauhaus-Universität in Weimar. Da ging es jeweils um die Grundlagen der Beleuchtungstechnik. Gerade die Grundlagenkenntnis ist nach wie vor nicht sehr ausgeprägt. Als Innenarchitekt sehe ich meinen Berufsstand besonders in der Pflicht. Innenarchitekten sind immer – ob sie es wollen oder nicht – indirekt durch ihre Materialauswahl am Ergebnis von Lichtplanung beteiligt.
Wie zahlt sich das Wissen aus?
Sicher nicht durch ein höheres Honorar. Aber ein Architekt kann sein Projekt universeller gestalten, wenn er die Ausdrucksmöglichkeiten, die ihm das Licht bietet, besser anwenden kann. Vorausgesetzt, er kann mit den grundlegenden Dingen umgehen. Dann ist er auch dem Wissen der Elektrotechnik-Ingenieure nicht ahnungslos ausgeliefert. Ein Innenarchitekt, der in einem großen Architekturbüro arbeitet, erhöht natürlich seine Existenzberechtigung dadurch, dass er das Thema Licht auch abdecken kann. Lichtwissen ist aber auch gut für die Akquise. Ein Beispiel: Architekturbüros, die an Wettbewerben teilnehmen und für den ersten Entwurf bereits einen Lichtplaner hinzuziehen, haben begriffen, dass das von Juroren und Bauherrenseite honoriert wird. Dass Licht ein notwendiges Element der Architektur ist, wissen heute auch Bauherren.
Welches Basiswissen Licht sollte ein Architekt besitzen?
Er muss die grundlegenden Unterschiede der Leuchtmitteltechnologien kennen. Im Wesentlichen gibt es drei große Leuchtmittelarten: Glühlampen, Energiesparlampen oder Leuchtstoffröhren und Hochdruckentladungslampen. Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Farbwiedergabe, also der spektralen Kontinuität, Lebensdauer und den Lumen pro Watt, das sind die PS des Lichts. Das sind ganz einfache Kriterien, aber wenn man diese kennt, kann man sich schon viel Achtung in den Planungsrunden verschaffen.
Wie sieht Ihre Arbeit mit Architekturbüros konkret aus?
Über die Jahre haben sich da feste Partnerschaften ergeben. Das betrifft vor allem große Büros in Düsseldorf wie HPP, RKW oder JSK Architekten. Meist geht es um Verwaltungsgebäude oder mehrgeschossige Häuser, bei denen es auch ein großes Budget für die Beleuchtung gibt. Es gibt die verschiedensten Projekttypen, und das wirkt sich sofort auf die Beleuchtungslösung aus. Bei einer Einzelvergabe plant man bis ins Detail, bei einem GU-Verfahren macht der Architekt nur einen Entwurf, den Rest plant dann der GU weiter.
Und welche Leistungen übernehmen Sie?
Natürlich gibt es die kostenlose Beratung für Architekten, die ja auch Kontakte schaffen. Dabei setzen wir auf eine langfristige Bindung. Im Übrigen bietet ein Hersteller wie Siteco, für den ich arbeite, keine Planungsleistungen nach HOAI. Er kann nur beraten. Die Beratung kann jedoch unterschiedlich intensiv sein. Tatsache ist, wenn man lange mit jemandem zusammenarbeitet, dann übernimmt man zumindest in dieser beratenden Funktion die Phase des Entwurfs. Der Lichtplaner wird deshalb jedoch nicht überflüssig, die Leistungen überschneiden sich nicht.
Nur, dass der in vielen Fällen gar nicht zum Einsatz kommt, weil der Architekt Angst vor den Kosten hat.
Ein Lichtplaner hat ein ganz anderes Honorarvolumen als ein Architekt. Da gibt es eine ganz einfache Faustformel: Ein Prozent des Bauvolumens ist das Lichtvolumen. Reden wir von 20 Millionen Euro Bauvolumen, sind das 200 000 Euro für das Licht. Das ist aber das gesamte Budget. Der Lichtplaner bekommt davon nur einen anrechenbaren Anteil nach HOAI.
Welche Rolle spielt die Energieeffizienz bei der Lichtplanung?
Lichtplaner kommen heute um dieses Thema nicht mehr herum. Es gibt zum Beispiel den Gebäudeenergiepass und große Unternehmen, die sich bewusst einer Zertifizierung unterziehen, um damit später werben zu können. Am Ende der Planung steht dann ein Energiebedarf von zehn bis zwölf Watt pro Quadratmeter für die Beleuchtung auf dem Papier. Das ist derzeit die untere Grenze für eine normgerechte Beleuchtung. Alles zwischen 15 und 20 Watt pro Quadratmeter wird als Beleuchtung für Büroräume toleriert. Alles darüber ist nicht mehr diskutabel.
Sollte sich ein Architekturbüro an einen Lichtplaner binden oder von Projekt zu Projekt wechseln?
In der Vergangenheit hatten Architekturbüros feste Lichtplaner. Heute ist das Angebot der Lichtexperten viel größer, sodass man meist von Projekt zu Projekt wechselt. Auch weil sich Lichtplaner inzwischen auf bestimmte Bauaufgaben spezialisiert haben. Über die Wettbewerbsergebnisse und das Internet lässt sich relativ leicht ein geeigneter Lichtplaner finden.
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