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Pionier in Sachen Sonne

Wie ein Karlsruher Büro energieeffizient plant und baut.

01.05.20086 Min. Kommentar schreiben

Gesine Liskien-Penning

(Hinweis zum Text: Herr Löffler ist mittlerweile nicht mehr Partner des Büros PIA.)

Manchmal kann sich Andreas Löffler nur wundern. Der Architekt steht in seinem Karlsruher Büro und fasst sich an den Kopf: „Ich beschäftige mich schon so lange Zeit mit ökologischer Architektur, dass es für mich absolut selbstverständlich ist, energieeffizient zu bauen. Aber immer noch kommen Kollegen und Bauherren zu uns, die dieses Thema gerade erst entdecken – als wäre das völliges Neuland.“ Löffler, der mittlerweile auch eine Professur an der Hochschule für Technik in Stuttgart innehat, befasst sich seit mehr als dreißig Jahren mit ökologischem Bauen und hat hier wahre Pionierarbeit geleistet: Anfangs als Hiwi, später in seiner Diplomarbeit und schließlich als Inhaber des Planungsbüros PIA.

Der Name steht folgerichtig für Planung, Innovation, Architektur und bringt das Profil des 1985 gegründeten Büros auf den Punkt: Andreas Löffler und seine beiden Partner Gerhard Leicht und Matthias Schmeling haben es sich auf die Fahne geschrieben, innovative Konzepte zu finden und Ästhetik mit sozialen und ökologischen Aspekten zu verbinden. Letzteres beinhaltet zum einen die Verwendung natürlicher Baustoffe, zum anderen auch die Einbindung solarer Technologien.

Das bekannteste Projekt von PIA ist die Siedlung ­Geroldsäcker in Karlsruhe, vor 15 Jahren fertiggestellt und damals eine der ersten energieeffizienten Siedlungen Deutschlands. Mit mehreren Preisen ausgezeichnet, ist sie ein Erfolgsbeispiel für nachhaltiges Bauen und als solches auch heute noch Anziehungspunkt für Interessierte aus dem In- und Ausland. Anlaufstelle ist dort das Büro der Planungsgruppe PIA, das sich neben dem Gemeinschaftshaus am Rande der Siedlung befindet – ein großzügig verglaster Bau, der das Sonnenlicht zur Genüge einfängt und deshalb auch im Winter kaum beheizt werden muss.

Christliches Weltbild

Hier erarbeiten Löffler, Leicht und Schmeling ihre innovativen Konzepte, suchen Lösungen, die sich im Einklang mit der Natur befinden. „Als Christ versuche ich, mit meiner Arbeit einen Beitrag zu einer gerechteren Welt zu leisten“, begründet Andreas Löffler seine Motivation. „Das ist für mich letztendlich der ethische Überbau, warum ich die Themen Energie und Ökologie so ernst nehme.“ Im Mittelpunkt der Projekte steht für PIA immer der Mensch. So hat sich der Wohnungsbau zu einem der Schwerpunkte des Karlsruher Büros entwickelt, und hier insbesondere das Bauen für Ältere und Demenzkranke. Zum Repertoire gehören außerdem die Planung von Mehrgenerationenhäusern und Kindergärten sowie die Unterstützung von Bauherrengemeinschaften. Aus der starken Affinität Löfflers zum Christentum heraus ist zudem der Kirchenbau zu einem weiteren Standbein der Planer geworden.

Solar-KiTa: In Holzbauweise erstellt, verfügt die Kindertagesstätte in Karlsruhe-Grünwinkel über Photovoltaikzellen auf 400 Quadratmetern.

Parallel dazu hat sich PIA aber auch als Spezialist für Industrie- und Verwaltungsbauten einen Namen gemacht, also für eher technisch orientierte Projekte. Auf den ersten Blick vielleicht ein Widerspruch, letztendlich aber nur eine konsequente Entwicklung: „Klimagerechtes Bauen heißt für mich zwar in erster Linie, natürliche Regelprozesse durch die Architektur zu nutzen“, so Löffler. „Also beispielsweise den Grundriss der Besonnung entsprechend zu zonieren, Nachtkühlung einzusetzen und die Verglasung so anzuordnen, dass das Sonnenlicht möglichst optimal eingefangen wird. Wenn diese Maßnahmen aber nicht ausreichen, kommt die Technik hinzu.“

Solarzellenästhetik

Die Architekten würden allerdings beileibe nicht alles tun, um Sonnenenergie nutzbar zu machen. So sind sie sehr vorsichtig, was die Integration von Fotovoltaik betrifft: „Wir glauben, dass man nicht auf jedem Dach Solarzellen zur Stromerzeugung anbringen muss. Wenn sich solche Elemente in die Glasfassade integrieren lassen, ist das sehr gut. Oftmals werden sie aber einfach auf Dächer geschraubt, was dann in der Masse furchtbar aussieht“, sagt Löffler. „Und es ist technisch auch gar nicht sinnvoll. Strom kann transportiert und muss deshalb nicht direkt auf dem eigenen Gebäude erzeugt werden.

Besser ist es, sich an einem großen, gemeinschaftlich genutzten Solardach zu beteiligen.“ Etwas anderes sind für den Planer ­dagegen Solarkollektoren, die warmes Wasser erzeugen, etwa zum Duschen und zur Unterstützung der Warm­wasserheizung. Hierfür, so Löffler, können Flach- oder Röhrenkollektoren verwendet werden, die keine großen Flächen brauchen und sich sehr gut in die Architektur integrieren lassen.

Planung, Innovation, Architektur: Energieeffizienz und Ästhetik bilden keine Gegensätze

Diese Kombination aus architektonisch-ästhetischem Denken, ökologischer Ausrichtung und technischem Know-how macht die Stärke von PIA aus. Von Vorteil ist dabei Löfflers Kontakt zu Lehre und Forschung. Als Professor für klimagerechte Architektur und Gebäudetechnik an der HFT Stuttgart ist er auf dem neuesten Stand der technischen Möglichkeiten. So kommt es vor, dass der Architekt in sein Tageslichtlabor an der Hochschule geht, um anhand von künstlicher Sonne und Himmel genau zu simulieren, wie die Tageslichtverhältnisse in einem Gebäude aussehen werden.

Außerdem nutzen die Planer bei PIA moderne Werkzeuge wie thermische Simulationsprogramme, um den Energieverbrauch eines Gebäudes möglichst genau zu berechnen. Und die Vorschriften der Energieeinsparverordnung sowie Förderungsmöglichkeiten wie KfW40- oder KfW60-Häuser werden bereits im Vorentwurf berücksichtigt. „Dadurch können wir dem Bauherrn schon in einer ganz frühen Phase konkrete Alternativen aufzeigen und verdeutlichen, welche Auswirkungen bestimmte energiespezifische Maßnahmen auf Architektur und Kosten haben.“

Komplett regenerativ: Durch Solarkollektoren und Pelletheizung ist das Wohnhaus Knipper in Karlsruhe-Grötzingen mit Wärme versorgt.

Es rechnet sich

Die Beratungsfunktion der Architekten geht dabei so weit, dass sie sogar die Berechnung von Amortisationszeiten für technische Anlagen umfasst. So hat PIA ein Pflegezentrum mit 120 Plätzen in Karlsruhe gebaut, dessen Be- und Entlüftung über einen riesigen Erdkanal erfolgt. Den Sinn einer solchen Installation konnten die Planer schon in der Vorplanung nachweisen: Anhand einer Simulation wurde deutlich, dass ein konventioneller Luftaustausch der größte Energiefresser wäre, während sich der Bau eines Erdkanals bereits nach sieben Jahren amortisieren würde.

Löffler und seine Partner verstehen sich als Baumeister im klassischen Sinne – und übernehmen in dieser Funktion alle Aufgaben bis hin zu Generalplanung, Projektentwicklung und Projektmanagement. Letzteres sind Leistungen, die durch ein Schwesterunternehmen erbracht werden. Ganzheitliches Denken, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und darauf aufbauend schlüssige Lösungskonzepte anzubieten – das ist es, was Löffler aktuell am Herzen liegt. Dass dabei ökologisch gedacht wird, versteht sich für ihn von selbst.

Dipl.-Ing. Gesine Liskien-Penning ist freie Fachredakteurin in Heidelberg.

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