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Schau-Gestalter

Ein neuer Masterstudiengang macht aus Architekten Experten für Ausstellungsdesign.

01.04.20095 Min. Kommentar schreiben

Nils Hille

„Da wird richtig Geld verdient, auch von Architekten“, sagt Professor Uwe J. Reinhardt von der Fachhochschule Düsseldorf. Diese positiven Aussichten sieht er für das Arbeitsfeld Ausstellungs-, Messe- und Eventdesign, für das er mit Kollegen einen neuen Masterstudiengang konzipiert hat. „Wir reagieren damit auf den Markt, denn für diesen Bereich gibt es bisher keine Ausbildung“, erklärt er.

Nicht nur in größeren Architektur- oder Designbüros gibt es mittlerweile eigene Abteilungen für „Exhibition Design“. Auch direkt von Kunden kommen zahlreiche Anfragen an Architekten und Designer. „Und große Wirtschaftsunternehmen, die zum Beispiel dreimal pro Jahr einen neuen Messestand brauchen, haben mittlerweile eigene Abteilungen dafür“, so Reinhardt. Auch große Museen suchen „Regisseure der Ausstellung“.

Gut zu hören: Ausstellungsprojekt „Sounddesign – auf den Spuren von Bild und Ton“ als Diplomarbeit von Studenten des Masterstudiengangs Exhibition Design an der FH Düsseldorf

Die Voraussetzungen für eine spätere Beschäftigung sind also erfüllt. Trotzdem verlangt die Düsseldorfer Fachhochschule für den „Master Exhibition Design“ keine Gebühren. Sie leistet sich sogar den Luxus, nur 15 Plätze pro Jahr und damit eine intensive Betreuung anzubieten. „Im Endeffekt ist es Elite“, gibt Reinhardt zu.

Dafür sind auch die angestrebten Ziele auf beiden Seiten nicht ohne. Die Dozenten sollen den Studenten einen großen theoretischen Zugang zu dem Thema liefern und so deren inhaltliche Kompetenz steigern. Gleichzeitig lernt der Nachwuchs, gestalterisch hochwertige Entwürfe zu liefern. Theoretisch wie praktisch – nach vier Semestern sollen die Absolventen auf beiden Ebenen als Experten für „Exhibition Design“ gelten.

Praxistest im Studio

Während des Studiums stellen die Studenten sich aus dem vorhandenen Portfolio der Hochschulveranstaltungen die für sie interessantesten zusammen. Darunter dürfen nicht allein nur Seminare zu gestalterischen Themen sein. Auch Bereiche wie Wirtschaft und Medien müssen ihren Platz im Stundenplan finden.

An einem Tag pro Woche treffen sich alle Ausstellungsdesigner in ihrem „Master-Studio“. Dort besprechen sie mit den Dozenten spezielle Themen und arbeiten mal gemeinsam, mal einzeln an konkreten Aufgaben. Die „praktische Erprobung des konzeptionell Erdachten im experimentellen Labor“, wie Reinhardt das nennt, bietet den Studenten also die praktische Möglichkeit, mit Techniken und Materialien zu experimentieren. Möglichst viele Ideen sollen auf ihre Tauglichkeit getestet werden. „Natürlich können wir nicht alles eins zu eins nachbauen, aber in Ausschnitten“, sagt er.

Plakate platziert: Neue deutsche Filmgrafik der 60er-Jahre, Ausstellungskonzeption für die Filmmuseen in Düsseldorf und Frankfurt

Immer wieder werden auch richtige Aufträge von Kunden erfüllt. Bisherige Projekte waren gestalterische Ausstellungskonzepte für die Europäische Kommission, für Daimler Benz sowie für das Museum im Polizeipräsidium Düsseldorf. „Wenn möglich, bieten wir das Komplettprogramm von der ersten Idee bis zum Aufbau und Anschluss der Leuchten. Dabei lernen die Studenten am meisten“, erklärt Reinhardt. Auch speziellen Anfragen stellen sich die Lernenden. So arbeiten sie zum Beispiel an einem Soundkonzept für das Filmmuseum Frankfurt.

Ziel der Projekte ist im Idealfall direkt die „Eintrittskarte zur späteren Arbeit“, wie Reinhardt das nennt. Das Projekt im Filmmuseum könnte für die zwei beteiligten Studenten dazu führen. Wenn sie Glück haben, gehen ihre Ideen auf Tour durch die Filmmuseen des Landes. Die beiden arbeiten parallel auch an ihrer passenden wissenschaftlichen Arbeit mit dem Titel: „Sounddesign in Ausstellungen“. Denn jeder Student forscht die gesamten vier Semester über immer weiter an seinem Thema. Diese Ergebnisse münden schließlich in die Masterthesis.

Zueinander finden

Nur durch die sowieso enge Zusammenarbeit der Bereiche Architektur und Design an der Fachhochschule kam der Master zustande. Denn das Angebot ist nicht nur für Architekten, sondern gezielt interdisziplinär konzipiert. Schon ihrer Bewerbung müssen die Absolventen eines ersten gestalterischen Studiums die Ideenskizzen zu ihrem potenziellen Forschungsthema beilegen. Dazu gehört neben den Standardunterlagen Lebenslauf, Zeugnisse und Arbeitsproben auch ein Motivationsschreiben. Sind die Unterlagen vollständig und in den Augen der Dozenten aussagekräftig, werden die Bewerber zum Gespräch eingeladen. „Welche Erwartungen haben Sie an uns?“, ist eine der wichtigsten Fragen, die ihnen gestellt wird. So will Reinhardt erfahren, ob die Vorstellungen zu ihrem Konzept des Studiengangs passen.

Zum ersten Jahrgang, der letztes Jahr im Herbst startete, haben sich auf Anhieb mehr Bewerber gefunden als Plätze zur Verfügung standen. Auch aus dem Ausland kamen erste Bewerbungen, die aber nicht den Vorstellungen des Auswahlgremiums entsprachen. In Zukunft kann dies anders sein, was den Unterricht verändern würde: „Sobald ein ausländischer Student bei uns anfängt, wird, wenn nötig, alles in Englisch unterrichtet.“ Die Dozenten kommen alle direkt aus der Fachhochschule – teure Gaststars sind bei einer Finanzierung ohne Studiengebühren nicht drin. Reinhardt: „Gurus von außen laden wir nur in speziellen Workshopwochen ein.“

Master Exhibition Design

Abschluss: Master of Arts
Ort: FH Düsseldorf
Dauer: vier Semester
Voraussetzungen: abgeschlossenes Studium (Bachelor, Diplom), erste Beschäftigung mit dem Thema, Englischkenntnisse
Start: Mitte September 2009

Buchtipp

Uwe J. Reinhardt, ­Philipp Teufel
New Exhibition ­Design 01

Das Buch stellt gestalterisch und inhaltlich außergewöhnliche sowie technologisch und sozial innovative Projekte in Text und Bild vor: Museen, Expos, Markenmuseen, Showrooms, Bühne und Shops.
Dazu kommen Fachbeiträge, die den aktuellen Diskurs reflektieren und auf aktuelle Trends und Entwicklungen reagieren. 50 Euro, avedition

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