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Zurück Rückblick: Tag der Architektur 2009

Schönes Wochenende

Eine Erfolgsbilanz: Seit 15 Jahren öffnen Architekturbüros ihre Türen.

01.08.20094 Min. Kommentar schreiben

Annette Müller

Im deutschen Südwesten hat der Tag der Architektur seine Wurzeln. Rheinland-Pfalz, Hessen, das Saarland und Thüringen hatten 1995 erstmals interessierte Bürger auf „architektouren“ eingeladen. Hierhin kehrte der Bundesauftakt, der stets an einem wechselnden Ort stattfindet, in diesem Jahr zurück: Austragungsort war das Hambacher Schloss im rheinland-pfälzischen Neustadt an der Weinstraße.

Es ist seit dem Hambacher Fest von 1832 ein Gründungsort der deutschen Demokratie – also der richtige Ort für das Jahr, in dem das Grundgesetz 60-jähriges und der Mauerfall 20-jähriges Jubiläum feiern. Seit 2006 wird es vom Architekten Max Dudler behutsam umgestaltet.Zugleich waren am letzten Juniwochenende rund 1 800 Wohnhäuser, Gärten, Schulen und Betriebsgebäude an 800 Orten in ganz Deutschland geöffnet. Die Stimmung war gut – und wurde auch nicht durch die vereinzelte Kritik getrübt, die sich ein bundesweit vollkommen einheitliches Erscheinungsbild und Veranstaltungsprogramm wünschte.

Denn wen stört die Vielfalt der Programme? Wem fällt sie überhaupt auf? Denjenigen, die jedes Landesprogramm in erster Linie ansprechen will, die architekturinteressierten Menschen zwischen Aachen und Zwickau, sicher nicht. Sie haben meist nur ein Programm in Händen, das ihres Bundeslandes. Oft kennen sie es aus den vergangenen Jahren, freuen sich darauf und tun das, wozu der Tag der Architektur sie einlädt: Sie fahren hin.

Ansturm in Anhausen

Rund 143 000 Menschen waren es im vorigen Jahr. Die aktuellen Zahlen liegen noch nicht vor, jedoch steht fest: Es dürften kaum weniger gewesen sein. Wer da mäkelt, das seien bei 706 teilnehmenden Städten und Gemeinden gerade mal 202 Menschen pro Kommune gewesen, verkennt die Bedeutung von 202 architekturinteressierten Besuchern in Orten wie Anhausen (Westerwald, rund 1 400 Einwohner), Uedem (Kreis Kleve, 8 457 Einwohner) oder Theeßen (Kreis Jerichower Land, 494 Einwohner).

Er verkennt auch, dass zwei-, drei- oder gar sechshundert Besucher in einem Einfamilienhaus an einem einzigen Wochenende den Statistiker freuen, dem Architekten und den Bauherren aber einiges abverlangen. Wer sein Haus diesem Ansturm preisgibt, völlig fremden Menschen auf Bustouren, mit Führungen oder individuell seine Privaträume öffnet, ihren Fragen zusammen mit dem Architekten Rede und Antwort steht, hat viel zu tun. Und das nur, weil er stolz ist auf das schöne Haus, das er zusammen mit seinem Architekten gebaut hat und in dem er sich mit seinen Lieben wohlfühlt.

Süffig ist das Thema nicht

Da freut er sich sicherlich über die vielen Besucher, ist am Ende wohl ziemlich erschlagen, genießt auch den Erfolg und die Anerkennung, braucht aber schwerlich noch mehr davon. Inzwischen gibt es sogar Mutige, die selbst auf der Suche nach „ihrem“ Architekten das Angebot des Tages genutzt haben und zwei, drei oder vier Jahre später nun ihrerseits gerne Gastgeber sind. Sie wissen genau, worauf sie sich einlassen und sie tun es trotzdem oder gerade deshalb. Eine eindrucksvollere Bestätigung fürs Bauen mit dem Architekten kann es kaum geben.

Trotzdem stimmt es: Moderne Architektur ist nicht so süffig vermittelbar wie das zeitgenössische Bauen von 1785, zum Tag des offenen Denkmals gibt es einen gehörigen Abstand. Leicht könnte man es sich mit dem Argument machen, da gehe es dem Bauen wie der Musik – Mozart geht, Atonales nicht – oder der bildenden Kunst – für Impressionisten steht man gerne busweise Schlange, Gegenwärtiges bleibt weitgehend eine Closed-Shop-Veranstaltung. Das hilft aber nichts. Wer mehr will, mehr intelligente, kritische Fragen bei den oft mühsamen Bürgerbeteiligungsverfahren, mehr Engagement, Mut und Vertrauen für und in zeitgenössisches Bauen, der wird den Diskurs engagiert, respektvoll und beständig über Fachzeitschriften, Verbände und Stiftungen hinaustragen müssen. Genau das tut der Tag der Architektur – seit 15 Jahren.

Annette Müller ist Geschäftsführerin/Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.


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