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Talkin’ Heads

Wolfgang Bachmann ist kein Fan von TV-Talkshows, in denen heiße Luft produziert wird. Wenn die Gäste doch nur nicht immer dieselben wären oder interessante Berufe hätten … Architekt zum Beispiel!

13.10.20162 Min. Kommentar schreiben
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

Die Älteren unter uns werden sich noch an den Internationalen Frühschoppen erinnern. „Sechs Journalisten aus fünf Ländern“, vorwiegend Männer in grauen Anzügen, qualmten wie die Schlote, ließen sich von einer Bedienung im weißen Schürzchen Rheinwein einschenken und redeten unter der Anleitung von Werner Höfer über den Kalten Krieg. Das war Anfang der 1950er Jahre der Beginn der Talk-Shows, die mittlerweile dutzendfach die Fernsehprogramme verunstalten. Über Geschmack lässt sich streiten, also tun wir’s.

Über 80 verschiedene Formate gab oder gibt es bis jetzt, die zur ansteckenden „Maul- und Plauderseuche“ (Focus) beitragen. Medienpsychologen haben eruiert, was die Zuschauer daran reizt, wo doch so wenig Nahrhaftes zu erfahren ist und auch der Unterhaltungswert gegen Null tendiert, wenn die Personaldecke so kurz ist und sich immer dieselben Menschen in die Sessel lümmeln. Ich vermute, es ist die stille Lust am Fremdschämen, die uns auf diese Sendungen neugierig macht. Tiefpunkte sind erreicht, wenn sich die Moderatoren genseitig einladen und aus dem reichen Erfahrungsschatz ihrer Polsterrunden berichten. Einzig die eingeschobenen Lieddarbietungen sind eine Neuland-Exkursion, denn niemals würden wir uns freiwillig Tim Bendzko oder Hartmut Engler anhören. So kriegt man das auch mal mit.

Was fehlt, sind unterhaltsame Figuren, die einen interessanten Beruf ausüben und die Ergebnisse ihrer Arbeit nachvollziehbar darstellen können: Architekten und Architektur! Das wären Höhepunkte im Showbusiness, denn Gebautes gibt es seit wir sesshaft geworden sind. Architekten bauen die Bühnen für unser richtiges Leben. Jeden Tag halten wir uns in unterschiedlichen Gebäuden auf, die Sehnsucht nach dem eigenen Haus plagt Dreiviertel der Deutschen. Unsere Städte umgeben uns mit gebauten Kulissen, die Räume ausschneiden und unser Befinden bestimmen. Politik, Wirtschaft, Klima und Mobilität sind direkt damit verknüpft. Fehlplanung, Spekulation und undurchschaubare Verfahren bestimmen regelmäßig die Schlagzeilen des Boulevards: Hamburg, Berlin, Stuttgart. Was ließe sich darüber streiten, lästern und lernen! Mit Bürgern und Baubeflissenen. Einmal Jórunn Ragnarsdóttir statt Alice Schwarzer in so einer Talkrunde! Wir wollen nicht undankbar sein, aber gelungene TV-Architekturquartette würden uns mehr fesseln als die gebotene Verseichtung am Freitagabend.

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