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Wenn die Website tanzt

Zwei Meister des elektronischen Verrätselns präsentieren in Venedig Architektur aus Deutschland (oder irgendwas anderes)

01.11.20132 Min. Kommentar schreiben

Text: Roland Stimpel

Illustration: E. Merheim
Illustration: E. Merheim

Venedig ist nicht von dieser Welt. Das färbt auf die dortige Biennale ab, die das deutsche Bauministerium gerade als „weltweit wichtigste Architektur-Ausstellung“ bezeichnet hat. Hier trifft sich die große Welt des Berufsstands unter einem oft recht diffusen Motto. Zuletzt hieß es „Common Ground“, vorher „People Meet in Architecture“, und am ehrlichsten in jüngerer Zeit war noch das Motto von 2008: „Beyond Buil- ding“ – jenseits des Gebauten. Auch das Motto von 2014, „Fundamentals“, erlaubt ziemlich viel. Wenige Stunden vor Redaktionsschluss dieses Hefts wurden die Verantwortlichen des deutschen Beitrags zur Biennale bekannt, tituliert als „Generalkommissare“. Ernannt sind Alex Lehnerer und Savvas Ciriacidis. Wer? Das Ministerium teilt mit: Die beiden haben Preise für Bauten wie für Bücher gewonnen und ein Büro in Zürich, und Lehnerer hat ein „Department of Urban Speculation“ gegründet.

Bleibt als Instant-Quelle für mehr nur die Website der beiden. Auf ihr sieht man unscharfe Buchseiten sowie Architekturen, Skulpturen und Ähnliches. Klickt man probehalber auf das Bild eines verschachtelten Innenraums mit zwei Türen und zwei Stühlen darin, dann erscheint eine Schneelandschaft, danach der Grundriss eines fünfeckigen Gebäudes und schließlich ein Stadtmodell. Noch mal klicken, und man erfährt: Das alles hat irgendwas mit einem „Dialog Center“ in Naters an der Rhone zu tun, für dessen Entwurf die beiden in einem Wettbewerb den siebten Preis erhalten haben. Andere Bilder der Website verwirren dadurch, dass bei Berührung plötzlich die Felder ringsum wild durch die Gegend tanzen. Wo man eben noch geklickt hat, ist plötzlich nichts mehr. Und was das verschwundene Bild sagen sollte, erfährt man nie.

Über das Konzept der beiden für Venedig ist noch nichts bekannt. Wir können nur hoffen, dass es nichts Elektronisches ist. Aber auch bei Zwei- oder Dreidimensionalem zum Anfassen bitten wir um ein klein wenig Benutzerführung. Sonst bleibt nur eines: raus aus der Biennale fundamentale, rein ins Labyrinth von Venedig. Da verrennt man sich auch, aber es macht viel mehr Spaß.

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