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Zukunft im Keller

Eine Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen/Rhein (noch bis zum 28. Februar 2016) zelebriert vergangene Zukunftsvisionen in Architektur, Kunst und Design. Aber je näher sie der Gegenwart kommt, desto dünner werden die Beiträge.

21.01.20162 Min. Kommentar schreiben
Wolfgang Bachmann. (Foto: M. Jarisch)
Wolfgang Bachmann. (Foto: M. Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

Wenn man in Ludwigshafen, weil das Museum erst um 11Uhr öffnet, in die Fußgängerzone gerät, ist das eine Exkursion in die prekäre Stadtkultur: armselige Fassaden, einfachste Läden, Raucherlokale mit Spielautomaten und Sportfernsehen, in denen Arbeitslose bei einem Kaffee Asyl gefunden haben. „Wie leben?“ Ja, so heißt unser Ziel, eine Ausstellung mit dem Untertitel „Zukunftsbilder von Malewitsch bis Fujimoto“.

Eingerichtet wurde sie zum 150-jährigen Bestehen der BASF,  verlässlicher Sponsor eines breiten Kulturprogramms. Für dies derzeit laufende Präsentation hat das Unternehmen den Kuratoren freie Hand gelassen; dass ab und zu seine eigenen Produkte Erwähnung finden, akzeptiert man als Lokalkolorit. Die ausgestellten Zukunftsbilder sind eine wunderbare Rekapitulation der über weite Strecken von uns selbst erlebten Baukultur: Mies und Corbu sind dabei, die Ebertsiedlung in Ludwigshafen, Jonas’ Trichterstadt, Kurokawas Kapseln, Haus-Rucker-Co und Coop Himmelb(l)au – okay.

Gut ist, dass es sich um keine chronologische Reihung handelt. Stattdessen führt immer ein Strang in die Gegenwart, also von der Fabrikarbeit im 19. Jahrhundert zu den Fotos von Bernd und Hilla Becher, während sich zu Pantons poppigen Stühlen Tobias Rehbergers rote Strukturen kräuseln. Was werden die Besucher aber bei dem aus Putzfrauen-Perspektive gedrehten Film über die von Bauschäden geschüttelte Koolhaas-Villa in Bordeaux denken, wenn daneben Tatis Erfahrungen mit der Moderne laufen? Architekten sind doch zu blöd?

Überhaupt bleibt vieles rätselhaft. Die Firma Braun ist dabei, aber nicht Apple; es geht um das von Taut propagierte Bauen mit Glas, aber was das Material heute vermag, wird nicht gezeigt. Das ist die Crux der Präsentation: Aktuelle Zukunftsbilder bleiben im Dunkeln oder tauchen nur als Fußnoten auf. Was Design und Architektur heute prägt und uns leise Hoffnung für das nachhaltige Weiterleben gibt, das „Reduce, Reuse, Recycle“, wird vollkommen ausgespart. Man muss annehmen, Denkmalpfleger hätten die Exponate zusammengetragen und nur berücksichtigt, was garantiert abgelagert ist. Das passt weder zu dem auf Zukunft fixierten Sponsor der Schau („We create chemistry“), noch zur Stadt, der man wahrhaftig einen Blick auf baubare Avantgarde-Architektur gönnt.

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