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Aufwertung für Arme

Deutschlands schlechteste, billigste Siedlung ist noch im Notzustand der Nachkriegszeit. Engagierte Bürger modernisieren jetzt – wollen sie aber für die Bewohner bezahlbar halten.

28.03.20177 Min. Kommentar schreiben

Text: Christoph Gunßer

Wie einfach das war, was man in den 1950er-Jahren als „Schlichtwohnungen“ baute, ist leicht vorstellbar: keine Bäder, kein warmes Wasser, Kohleöfen und Etagenklos. Kaum vorstellbar ist, dass es noch heute in Deutschland elf bewohnte Mehrfamilienhäuser in diesem Entstehungszustand gibt. Sie stehen im pfälzischen Kaiserslautern und gehören der Stadt. Nachdem ihr Siedlungsname „Kalkofen in Verruf geraten war, laufen sie jetzt unter der Bezeichnung „Asternweg“. Die Stadt vermietet sie nicht, sondern vergibt sie für ein sogenanntes „Nutzungsentgelt“, eine Nebenkostenpauschale von rund 75 Euro im Monat.

Deutschland ganz unten: Wohnungen in Schlichtbauten mit dem Standard der Nachkriegszeit und Spuren von 70 Jahren Verschleiß.

Hier leben die Verlierer der Gesellschaft. „Asternweg – eine Straße ohne Ausweg“ hieß vor zwei Jahren eine TV-Doku zur besten Sendezeit, in der das Elend der Leute, die hier wohnen, publik gemacht wurde. Vielleicht war die Sendung etwas rührselig, doch seither bewegt sich etwas in „Deutschlands letztem Slum“, zaghaft zwar, aber erste Arbeiten sind im Gange. Allzu lang beließ man die Häuser „im baulichen Zustand der Errichtungsjahre“, wie es offiziell heißt: Die nüchtern verputzten Zeilen mit Zweispännern vermitteln die Atmosphäre ihrer ärmlichen Entstehungszeit. Was Historiker spannend finden mögen, war im Alltag schlicht Vernachlässigung. Wände verschimmelten, der Putz blätterte von den Wänden, Höfe und Treppenhäuser vermüllten. Um den Ruf des sozialen Brennpunktes zu verbessern, wurden vor Jahren (auf Drängen von Anwohnern) die Straßen nach Blumen benannt. Straßenschilder kosten nicht viel – blühen wollte hier trotzdem nichts. Es herrschten weiter unglaubliche Zustände für ein so reiches Land. Die Stadt Kaiserslautern ist allerdings nicht reich, sondern hat Schulden in Milliardenhöhe – mit über 12.000 Euro die pro Kopf bundesweit höchsten. Für die „ganz unten“ hatte man da, neben den üblichen Transferleistungen, kein Geld übrig.

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