Ich wohne seit 20 Jahren in einem sozialen Wohnungsbau. Unfairerweise muss ich keine Fehlbelegungsabgabe zahlen, aber das ist eine andere Geschichte. Unsere Nachbarschaft ist eine herzliche und kunterbunt gemischte Gemeinschaft. Meine Nachbarn sind, neben inzwischen Besserverdienenden, alleinerziehende Mütter, Rentner, die sich finanziell gerade so über Wasser halten, Eltern in unterbezahlten Jobs und Studenten. Sie alle trifft die Krise hart. Ich höre täglich von Kündigungen, von der irrwitzigen Jonglage zwischen Kindeswohl und Arbeitspensum, von Angst und Vereinsamung. Was alle eint, ist Dankbarkeit für das angenehme Wohnumfeld und die bezahlbare Miete.
Leider haben viele diese Sicherheit nicht, dass ihnen neben der verlässlichen Zukunftsperspektive nicht auch noch das jetzige Zuhause genommen wird. Angemessene Mieten waren schon vor der Krise immer seltener. Die Entwicklungen der letzten Monate werden die ökonomische Spaltung der Gesellschaft noch weiter vertiefen. Wir widmen unsere diesjährige Wohn-Ausgabe daher dem bezahlbaren Mietwohnungsbau und seinen engagierten Architektinnen und Architekten, die in Bremen oder Frankfurt, in Berlin, Hamburg oder Köln intelligente Konzepte erdenken und umsetzen, bei denen günstig nicht billig ist und Bezahlbarkeit mit Qualität Hand in Hand geht. Ich wünsche uns mehr solch guter Beispiele und mehr sozialen Wohnungsbau, gerade jetzt! Wir werden ihn brauchen.
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