Der Teppich ist ausgerollt! Sein Muster aus anthrazitfarbenen Längsstreifen mit farbigen Tupfern breitet sich vor dem Betrachter aus. Der kleine Garten im belgischen Leuven ist eine Augenweide, doch betreten möchte man ihn lieber nicht. Der Boden ist von hochkant gesetztem Schiefer bedeckt, unterbrochen von gesplitterten Ziegelbrocken. Darauf lösen Moose, Primeln und Osterglocken grüne Farbexplosionen aus; die Blumen werden sich im Laufe der Zeit immer weiter ausbreiten. Künstliche Luftbefeuchtung verstärkt das Mikroklima des von Mauern umschlossenen Stadtgartens; üppiges Wachstum verdrängt allmählich den abweisenden Charakter der steinernen Oberfläche. Das historische Stadthaus beherbergt eine Zahnarztpraxis. Man kann sich die beruhigende Wirkung vorstellen, die die Bühne des Wucherns auf den Patienten ausübt. Im Frühjahr wird der Blick aus dem Haus von den überbordenden Blütentrauben eines alten Blauregens gerahmt. Über einen schmalen seitlichen Pfad aus Blaustein gelangt man zum tiefer gelegenen Ende des Gartens. Ein Sitzplatz in abgeschiedener Privatheit ermöglicht den Blick zurück auf den dynamischen Teppich, dessen weiche Moospolster man in einigen Jahren vielleicht doch gerne betreten möchte.
Bühne des Wucherns
Ein Privatgarten in Leuven von Landschaftsarchitekt Erik Dhont, Brüssel, zusammen mit 360 Architects
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