Text: Roland Stimpel
Eigentlich, meint der Landschaftsarchitekt Helmut Wartner, müssten ihn alle Naturschützer lieben. „Wo ich plane, da bringt nachher der Imker seine Bienen hin. Da kommt der Acker für Jahrzehnte zur Ruhe und es kann sich neuer Humus bilden. Es gibt keine Erosion und keinen Schadstoff-Eintrag. Stattdessen Regenerationsflächen für Pflanzen und Tiere, eine erstaunliche Vielfalt an Lebensräumen und Arten. Und die Leute sagen: Endlich blüht da wieder was.“
Aber manche Natur- und Landschaftsschützer schrecken vor seinem Projekten erstmal zurück. Denn das Büro Wartner & Zeitzler im bayerischen Landshut plant keine Naturschutzgebiete, sondern er bedeckt Äcker und Wiesen seiner Heimat mit Photovoltaik-Anlagen im großen Stil – „Solarfelder“ nennt Helmut Wartner sie lieber. Das Solarfeld ist für ihn das, was für den ertragsorientierten Landwirt die „eierlegende Wollmilchsau“ war – das Wundermittel für alle Zwecke: Energiewende, Naturschutz, neue Aufgaben und neue Ertragsquellen für kleine Landwirte, Tourismus, Landschaftsgestaltung und nicht zuletzt neue Aufgaben für den eigenen Berufsstand.
Das Thema kam vor gut zehn Jahren auf, mit hässlichen Begleiterscheinungen. „Das war ja technisch noch Steinzeit. Da legte man Streifenfundamente und stellte Holzgestelle drauf.“ Doch bald erfand jemand den Schraubanker als Befestigung: „Der braucht kein Fundament, und man kann ihn später rückstandsfrei entfernen.“ Ökologisch und planerisch noch spannender wurde für ihn das Thema, als Bayern Ausgleichsflächen verlangte. „Da können Sie wirklich etwas gestalten“ – Aussichtshügel zum Beispiel, Spazierwege oder Biotope. „Und die Begrenzung des Solarfelds gestalte ich nicht als hässlichen Zaun, sondern als grüne Einfriedung.“
Wie Wartner berichtet, „kommen die Städter und staunen“. Zum Beispiel nach Mühlhausen in der Oberpfalz, das sich mit dem anfangs weltgrößten Feld als „Solardorf“ touristisch vermarktet und für Besucher einen Energiepfad angelegt hat – das Ganze in einer ohnehin künstlichen Landschaft, die beim Bau des nahen Rhein-Main-Donau-Kanals entstand. Aber Solarfelder entstehen auch in sensibleren Räumen – „Landschaftsschutzgebiete, Fauna-Flora-Habitate oder sogenannte Vorbehaltsgebiete“.
Ein Solarschaf für Barack Obama
Zudem seien Solarfelder die effizienteste Form der Energielandschaft: „Hier gewinnt man auf gleicher Fläche 150-mal mehr als durch Rapsanbau.“ Wären nur zwei bis vier Prozent der Fläche Deutschlands mit Solarfeldern bedeckt, dann würde das nach seiner Schätzung für den Strom des ganzen Landes reichen (jedenfalls, wenn die Speicherfrage gelöst ist).
Doch nicht jeder findet die Solar-Idee gut. Bayern fördert nach anfänglicher Euphorie jetzt nur noch Solarfelder auf 110 Meter breiten Säumen an großen Straßen und Bahnlinien. Die bizarre Folge: Unwissende Überlandfahrer erleben das Land erst recht als ein viele Kilometer langes, fast ununterbrochenes Solargebiet. Und Wartner macht nicht mehr 40 Prozent seines Büroumsatzes mit Solarfeldern, sondern nur noch zwei Prozent. So hat er etwas mehr Zeit, um zum Beispiel über eine Gestaltung der öden Boxen nachzudenken, in denen auf den Solarfeldern die Wechselrichter-Trafos untergebracht sind.
Wartner verweist auf andere Eingriffe ins Landschaftbild – durch Treibhäuser, Folien auf Spargeläckern oder durch Hopfenstangen – „die sind so hoch, dass man die Kirche nicht mehr sieht.“ Als Positiv-Propaganda hat er mit einer fünfstelligen Summe den Comic vom Solarschaf Sunny zeichnen und drucken lassen, das mit seinen mähenden Kumpeln eine magere Weide zur fetten Energieplantage macht (Ansicht und Bestellung über www.wartner-zeitzler.de/sunny.html). Er hat sogar eine englischsprachige Version anfertigen lassen und sie Barack Obama ins Weiße Haus geschickt.
Und für die Heimat schwebt ihm eine landschaftliche Auszeichnung vor: „Man sollte regelmäßig das Solarfeld des Jahres küren. Wir Landschaftsarchitekten können da tolle Sachen entwickeln.“
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Na da hat aber ein Landschaftsplaner mal tief in die Rethorikkiste gegriffen, um seine Arbeit zu sichern. „Und die Begrenzung des Solarfeldes gestalte ich nicht als hässlichen Zaun, sondern als grüne Einfriedung.“ Seite 17 zeigt dann gleich mal drei Zäune. Eine Eingrünung in der gezeigten Form kann jeder Bauer selbst vornehmen, dafür muss man nicht mit einem akademischen Grad ausgerüstet sein. Auch interessant, einen Mehrertrag durch Solarenergie gegenüber Rapsanbau zu erklären…als wenn der die Alternative wäre. Wenn die Sonne nicht scheint wirds nix mit Solarenergie. Biogas würde ganztägig liefern können. Es ist wie immer und zu jederzeit, jeder möchte seinen Arbeitsplatz erhalten und sucht händeringend nach guten Argumenten seine Leistung an den Mann zu bringen. Viel Glück weiterhin dabei!