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Das Wichtigste für ein erfolgreiches Berufsleben

Sieben erfahrene Architektinnen und Architekten verraten, worauf es ihnen ankommt – und was sie gerne am Anfang ihrer Karriere gewusst hätten

03.01.20208 Min. Kommentar schreiben

Ursulina Schüler-Witte (Jahrgang 1933)

Was raten Sie jungen Architekten, was ist das wichtigste für ein erfolgreiches Berufsleben als Architektin?
Kreativität, Überzeugungskraft und Durchsetzungsvermögen sowie Freude am Beruf des.

Wenn Sie rückblickend etwas anders machen könnten in Ihrer Arbeit als Architektin: Was wäre das?
Eigentlich fällt mir rückblickend nichts unmittelbar ein, was ich gerne anders gemacht hätte. Vielleicht sich nicht so schnell von der Überzeugung abbringen zu lassen, das richtige Konzept zu haben.

Was hätten Sie sich gewünscht, dass es Ihnen jemand am Anfang Ihrer Karriere verraten hätte?
Hüte Dich vor Ratschlägen der Konkurrenz, die dich in deiner Kreativität stoppen will, es sei denn, die Ratschläge kommen von erkennbar kompetenter Seite!

 

Fritz Auer (Jahrgang 1933)

Was raten Sie jungen Architekten, Was ist das wichtigste für ein erfolgreiches Berufsleben als Architektin?
Offen bleiben für Neues, nicht nur im erlernten Beruf; Reisen bildet! Biegsam bleiben, sich aber nicht verbiegen lassen

Wenn Sie rückblickend etwas anders machen könnten in Ihrer Arbeit als Architekt: Was wäre das?
Noch stärker den eigenen Gestaltungswillen in die Pflicht nehmen zugunsten einer versöhnlichen Auseinandersetzung mit unserer Umwelt und ihren Ressourcen

Was hätten Sie sich gewünscht, dass es Ihnen jemand am Anfang Ihrer Karriere verraten hätte?
Dass mit diesem Beruf viel Ideal mit wenig Geld verbunden ist.

 

Ingeborg Kuhler (Jahrgang 1943)

Was raten Sie jungen Architekten, Was ist das wichtigste für ein erfolgreiches Berufsleben als Architektin?
Die Entwicklung einer herausragenden Kompetenz, die alle am Projekt Beteiligten überzeugt und begeistert. Man muss nicht alles können, aber man sollte mit Architektur argumentieren können!

Wenn Sie rückblickend etwas anders machen könnten in Ihrer Arbeit als Architektin: Was wäre das?
Ich würde mir mein „fantastisches Architekturarchiv“ aufbauen! Und: Mit sehr viel Wissen um die  zu lösenden Projektaufgaben würde ich die Zeitplanung  radikal mitbestimmen!

Was hätten Sie sich gewünscht, dass es Ihnen jemand am Anfang Ihrer Karriere verraten hätte?
Parallel zur Entwicklung der erforderlichen Kompetenz schon im Studium intensiv nach möglichen PartnerInnen zu suchen und für eine Zusammenarbeit zu gewinnen!

Ingeborg Kuhler wurde auch in der Ausstellung „Frau Architekt“ des Deutschen Architekturmuseums vorgestellt.

 

Rüdiger Patzschke (Jahrgang 1938)

Was raten Sie jungen Architekten, Was ist das wichtigste für ein erfolgreiches Berufsleben als Architektin?
Aus meiner Sicht sollte ein Architekt eine signifikante „Marke“ entwickeln, d. h. eine Architektur die wiedererkennbar ist, die auf ihn als Entwerfer hinweist. Unser Büro hat sich z. B. für klassisch-traditionelle Architektur entschieden. Trotz aller Häme und zum Teil unqualifizierter Kritik haben mein Bruder und ich uns zur Architektur der europäischen Stadt bekannt.

Wenn Sie rückblickend etwas anders machen könnten in Ihrer Arbeit als Architekt: Was wäre das?
Wir würden uns auf eine Teilleistung aus der HOAI beschränken, also z.B. auf die Leistungsphasen 1 bis 5 und die Bauleitung an andere Büros abgeben. Nicht jeder entwerfende Architekt ist ein guter Bauleiter und umgekehrt.

Was hätten Sie sich gewünscht, dass es Ihnen jemand am Anfang Ihrer Karriere verraten hätte?
An mögliche Bauherren heranzutreten, wenn man eine gute Idee einschließlich Projektskizze hat, d. h. über ein preisgünstiges Grundstück mit einem Bauherrn reden (möglicherweise unter Einbeziehung von Grundstücksmaklern). Es ist nicht aufdringlich, Projektentwickler in dieser Hinsicht anzusprechen. Jder Bauträger freut sich über ein interessantes Projektangebot.

 

Christiane Thalgott (Jahrgang 1942)

Was raten Sie jungen Architekten, Was ist das wichtigste für ein erfolgreiches Berufsleben als Architektin?
Machen Sie Ihre ersten Berufserfahrungen in einem kleineren oder mittelgroßen Büro. Da sind Denken und Entwerfen, Tun und die Folgen daraus überschaubar. Das ist lehrreich und Sie müssen nicht alle Fehler selber bezahlen. Es braucht viel Menschenliebe und Respekt, auch gegenüber den schwierigsten Partnern, und dazu Geduld, sonst wird man eine böse Zynikerin oder ein arroganter Schnösel (gibt es nur in der männlichen Form, erstaunlich!).

Wenn Sie rückblickend etwas anders machen könnten in Ihrer Arbeit: Was wäre das?
Da fällt mir nichts ein; der Weg war nicht geplant und wenn sich Gelegenheiten für Veränderungen boten, brauchte es, mit 3 Kindern im Gepäck, etwas Mut sie zu ergreifen.

Was hätten Sie sich gewünscht, dass es Ihnen jemand am Anfang Ihrer Karriere verraten hätte?
Mir wurde nur abgeraten Architektin oder Stadtplanerin werden zu wollen, zu technisch, zu politisch, zu männlich dominiert. Aber wenn trotzdem, braucht es einen „Henkel zum Anfassen“: d.h. TU nicht FH. Außerdem: erkennbare, auch für andere interessante Arbeiten, wohlwollende Förderer ohne Vorurteile gegenüber Frauen (meist Männer mit Töchtern).

 

Inken Baller (Jahrgang 1942)

Was raten Sie jungen Architekten, Was ist das wichtigste für ein erfolgreiches Berufsleben als Architektin?
Was für Fragen! Sie haben dazu geführt, dass ich noch einmal grundsätzlich über mein Berufsleben nachgedacht und dabei festgestellt habe, dass ich im Rückblick doch damit sehr zufrieden bin und oft auch viel Glück gehabt habe. Meine Architektentätigkeit begann vor über 50 Jahren. Fraglos ist der Beruf in dieser Zeit sehr viel komplizierter geworden, und es sind immer mehr Fachdisziplinen ausgegliedert worden, deren Vertreter einem das Leben schwer machen. Besser ist das Bauen dadurch nicht geworden. Architektur wird, im Gegenteil, immer mehr zur Schmuggelware. Unsere Generation hat sich gegen diese Entwicklung viel zu wenig gewehrt. Durch die Digitalisierung wird sich unsere Berufswelt noch weiter und einschneidender verändern. Der Beruf des Architekten, so wie ich ihn liebe, kann nur überleben, wenn wir Qualitäten erzeugen, die über Gesetze, Regelwerke und Programme hinausgehen. Ein Haus ist kein optimiertes System sondern der Raum für das Leben in seiner ganzen Vielfalt, auch für das Unerwartete.

Wenn Sie rückblickend etwas anders machen könnten in Ihrer Arbeit als Architektin: Was wäre das?
Nach Beendigung der Büropartnerschaft mit Hinrich Baller hätte ich mir sofort eine neue suchen und nicht das Büro alleine führen sollen. Die Aufgaben in einem Büro sind so vielfältig und komplex, dass es hilfreich ist, sich auf Augenhöhe Verantwortung teilen und einen ständigen Gedankenaustausch führen zu können.

Was hätten Sie sich gewünscht, dass es Ihnen jemand am Anfang Ihrer Karriere verraten hätte?
Wenn ein Projekt schon mit Ärger startet und von Beginn an mit negativen Gefühlen begleitet wird, sollte man lieber die Finger davon lassen. Erfahrungsgemäß bleibt es ein Projekt voller Schrecken und Unannehmlichkeiten. Man sollte seinem Bauchgefühl trauen, auch wenn die Aufgabe noch so spannend und verlockend ist, und den Architektenvertrag nicht unterschreiben.

Ein Gespräch mit Inken Baller über das Berliner Planungsgeschehen der letzten Jahrzehnte ist im Buch „Berliner Portraits“ zu finden.

 

Eckhard Gerber (Jahrgang. 1938)

Was raten Sie jungen Architekten, Was ist das wichtigste für ein erfolgreiches Berufsleben als Architektin?
Am wichtigsten ist es, immer wieder an Wettbewerben teilzunehmen. Man gewinnt oder verliert, aber selbstwenn man verliert, gewinnt man wertvolle Erfahrungen. Jeder verlorene Wettbewerb ist eine Übung für den nächsten, den man gewinnt. Auch in der Entwicklung von Konzepten, im Entwerfen und in der planerischen Umsetzung ist es wichtig, sich kontinuierlich zu erproben und zu verbessern. Nichts geht über kontinuierliches Arbeiten.

Wenn Sie rückblickend etwas anders machen könnten in Ihrer Arbeit als Architekt: Was wäre das?
Ich hätte mehr Fremdsprachen gelernt. Der Austausch über ein Projekt, die Diskussion über die Aufgabenstellung und die adäquate Lösung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Unsere Projekte gestalten sich zunehmend international, demzufolge sind es unsere Bauherren, Partner und Mitarbeiter auch. Deshalb finde ich es sehr wichtig, durch persönliche Gespräche andere Kulturen und Befindlichkeiten unmittelbar erfassen und unsere Arbeit darstellen zu können.

Was hätten Sie sich gewünscht, dass es Ihnen jemand am Anfang Ihrer Karriere verraten hätte?
Dass sich ein Konzept, wenn es wirklich stark ist, tatsächlich durchsetzt. Es ist richtig, seine eigenen architektonischen Ideen zu verfolgen, auch wenn manchmal die Zeit dafür scheinbar noch nicht reif ist. Der Kerngedanke des Konzepts ist das Entscheidende – und man muss den Blick dafür haben, zu verstehen, wer seitens der Bauherrenschaft in Entscheidungsprozessen das Sagen hat. Es ist nicht notwendig, dass jeder einzelne Beteiligte überzeugt werden kann, sondern dass man sich auf seine Arbeit und die entscheidenden Personen fokussiert.

 

Alle Beiträge zum Thema finden Sie auch in unserem Schwerpunkt Junge Architekten

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