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Zurück Nachhaltigkeit und Architektur

„Dauerhaft umweltgerecht“

Die einen verstehen unter Nachhaltigkeit alles Mögliche. Andere reduzieren sie auf wenige Umwelttechniken. Der Architekt und Philosoph Martin Düchs sucht den Mittelweg. Zur Nachhaltigkeit gehört für ihn auch Verzicht, dem er aber Gutes abgewinnen kann

01.03.20129 Min. 3 Kommentar schreiben

Interview: Roland Stimpel

3 Gedanken zu „„Dauerhaft umweltgerecht“

  1. Die (selbst)kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff ‚Nachhaltigkeit‘
    ist sehr zu begrüßen, ja überfällig. Insbesondere gilt dies für die Erkenntnis,
    dass der Mut zum Verzicht und damit verminderter Ressourcenverbrauch
    oftmals zielführender und ehrlicher ist als das Nebelkerzenwerfen mit
    Begriffen wie ‚Plusenergie‘ oder ‚Null-Emission‘, welches nur allzu oft für
    das Kaschieren des eigentlichen Zwecks, zusätzlicher Wertschöpfung
    nämlich, herhalten muss. Mit Planung und Erstellung dieser
    überdurchschnittlich technisierten und Kapital bedürftigen Gebäude
    geht nicht selten einher der nahezu zwanghaft anmutende Wunsch nach
    Inanspruchnahme von Fördermitteln oder/und einer gut sichtbar angebrachten
    Öko-Plakette an der Fassade in Eingangsnähe als eine Art Gutmenschen-
    Deklaration für die Selbstbestätigung richtigen Handelns.
    Architektinnen und Architekten sollten sich den Verweis auf einen energetisch
    schlechten Zustand des Altbestandes seitens Politik, dena und Bauindustrie
    nicht unreflektiert zu eigen machen. Abgesehen von Bauwerken mit kultur-
    historisch herausragender Bedeutung (s. Bauhaus Dessau) ist die Masse
    der Häuser unter dem Aspekt tatsächlicher Nachhaltigkeit energetisch
    nur begrenzt oder gar nicht sanierungswürdig, geschweige denn mit
    vertretbarem Aufwand in die Nähe Neubau-ähnlicher Standards zu bringen.
    Ein Oldtimer lässt sich eben nicht mit Airbags und ABS nachrüsten.
    Die schlichte Akzeptanz des Ist-Zustandes für eine begrenzte
    Restnutzungsdauer ist bei vielen Häusern die richtige Entscheidung.
    Bei seriöser Bestandsanalyse kann insbesondere der Appell für große Teile
    des Baubestandes aus den 40er bis 70er Jahren letztlich nur lauten:
    Mehr Mut zum Abriss!

    Antworten
  2. Nach wie vor besteht anscheinend die Meinung, man könnte mit immer weiterer Technisierung die Umweltprobleme lösen, die, im Grunde genommen, eben diese Technisierung erzeugt.

    Im High-Tech-Haus mit computergesteuertem Normklima, Winter wie Sommer möglichst gleich, mit kontrollierter Atemluft, frei von allen Umwelteinflüssen (negative und positive), mit intelligenter Fassade etc., verabschiedet sich der Mensch vollends von jeglichem Kontakt zu, und Bewusstsein für, Natur und Umwelt. Doch genau dieses gilt es doch zu bewahren bzw. zu stärken, als Grundvoraussetzung für eine entsprechende Lebensweise.

    Hier ist die Kreativität der Planer gefragt. Wenn Häuser z. B. (wieder) räumliche Schichtungen zwischen innen und außen hätten, also vorgelagerte überdeckte Bereiche, (echte) Wintergärten, Wirtschaftsbereiche, etc., dann kann sich das Bewohnen im natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten dahinein ausdehnen und wieder zurückziehen. Ganz nebenbei sind solche Pufferzonen „natürliche“ Wärmedämmung, und schaffen eine lebendige Wohnatmosphäre (im Gegensatz zur A/V-Optimierung). Die Möglichkeit, in einem regengeschützten Bereich an der Außenluft Wäsche im Wind zum Trocknen aufzuhängen, (in der Nähe der Waschmaschine – nicht vor dem Wohnzimmer), findet man selten. Dagegen gilt es heute als ökologisch vorbildlich, wenn der Wäschetrockner mit Gas betrieben wird anstelle mit Strom.

    Nachhaltigkeit und Ökologie hat, m. E., seitens der Gebäude immer mit Einfachheit und Langlebigkeit zu tun, (und seitens der Menschen mit Demut vor der Schöpfung!)

    Markus Pröhmer, Architekt, Stegen

    Antworten
  3. Betreff: DAB Ausgabe 3/012, Seite 10-15

    Einerseits ist es sehr erfreulich, dass im DAB dieses so brennend wichtige Thema behandelt wird, andererseits ärgert mich die Ängstlichkeit der Autoren die Problematik beim Nahmen zu nennen: Wir Architekten sind es , die aus Eitelkeit und aus Egoismus von Ökosuffiziens nichts wissen wollen – Prestigeobjekte im Sinne unserer Starkollegen würde es nicht mehr geben.

    Offenbar fällt es uns zu schwer war zu nehmen, dass für nachhaltige Architektur die Kenntnis umweltethischer Themen (s. Konrad Ott, Martin Gorke) substantiell und Voraussetzung beim Bauen für eine Zukunft sind. Günther Moewes hat das Thema schon öfter – auch hier – auf seine eigene Weise deutlich gemacht.

    Jörg Riedel, Architekt, Felde

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