Text: Myrta Köhler
Das Bild der Elbphilharmonie in Hamburg kennt seit Jahren jeder, obwohl das Gebäude noch weit von der Fertigstellung entfernt ist. Produziert hat es das Hamburger Unternehmen Bloomimages, gegründet 2008 von André Feldewert und Christian Zöllner, der zuvor unter anderem bei Herzog & de Meuron gearbeitet hatte. Binnen Kurzem konnte sich das Unternehmen etablieren; mittlerweile gibt es eine zweite Niederlassung in Berlin. Bloomimages kooperieren mit Büros wie OMA und Zaha Hadid.
Hier arbeiten nur ausgebildete Architekten. „Erstens ist es für das Erstellen der Bilder von Vorteil, wenn man Pläne lesen kann“, meint Zöllner. „Zweitens ist man in den Gesprächen mit den Architekten ein gleichberechtigter Gesprächspartner.“ Wie kommt man zu den Spezialkenntnissen? „Es ist sozusagen noch eine Mini-Branche, für die es keine Ausbildung gibt. Wir haben uns alle Kenntnisse nach dem Prinzip Learning by Doing angeeignet und können sie als Gruppe weiterentwickeln.“
Die 2010 gegründete Agentur Hochfarbe in Schwerte an der Ruhr bietet neben Architektur-Renderings auch Produktfotografie, Animation und weitere Leistungen aus dem Bereich der visuellen Kommunikation. Im Gegensatz zu Bloomimages hat sich Hochfarbe auf fotorealistisches Arbeiten spezialisiert. „Oft werden wir dann von den Kunden gebeten, die Bilder nachträglich etwas ‚schmutziger‘ zu machen“, meint der „Senior Digital Artist“ Christoph Hein. „Das ist aber weniger 3D- als nachträgliche Retusche-Arbeit.“
Gegen jede stilistische Einschränkung sprechen sich Felix Volland und Alexander Pfeiffer aus, Inhaber des Unternehmens rendertaxi in Aachen und Barcelona. Der Büroname stand anfangs für den Traum, in einem zum Büro umgebauten VW-Bus zu arbeiten. Volland: „Wir gehörten zu der kleinen Zahl von Studenten, die sich Fähigkeiten im Bereich der Visualisierung angeeignet hatten und dann von Architekturbüros beauftragt wurden. Noch vor dem Diplom haben wir uns dann selbständig gemacht. Und unser Konzept ist aufgegangen.“
Das Portfolio ist breit gefächert. „Es gibt Büros, die haben sich auf einen Stil spezialisiert und werden demnach auch nur von bestimmten Architekten beauftragt“, sagt Volland. Bei rendertaxi sei das anders. „Ursprünglich haben wir beispielsweise gar nicht fotorealistisch gearbeitet, sondern nur abstrakt. Mittlerweile hat sich das etwas verändert, bedingt durch die technischen Möglichkeiten und die Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten.“
Wie entsteht ein Bild?
Für das Erstellen eines guten Bildes ist alles hilfreich, was der Architekt an Material liefern kann: Häufig sind 3D-Modelle vorhanden, manchmal nur Pläne, Text oder Skizzen. „Als Designer sollte man sich bestmöglich in den Entwurf hineinversetzen können“, meint Zöllner. „Besonders spannend ist es, wenn wir in die Entwurfsfindung eingebunden sind.“
Auch Fotos seien oft vorhanden, berichtet Hein – „vor allem bei einer Aufsicht erleichtert das die Arbeit“. In letzter Zeit visualisiert Hochfarbe überwiegend Innenräume – allerdings mehr für Hersteller als für Innenarchitekten. „Mittels Angaben zu Umgebung, Lichtstimmung und Settings lassen sich schon sogenannte ‚Look-and-feel‘-Skizzen erstellen: Die geometrischen Grundformen sind dabei oft einfach gehalten. Bei Werbezwecken werden die Vorgaben aber oft 1:1 umgesetzt.“
Die Ausgangsbasis für ein gutes Bild hängt stark von der Arbeitsweise der Architekten ab, erklärt Felix Volland von rendertaxi: „Manchmal müssen wir das 3D-Modell erstellen. Doch viele Büros bauen die Modelle lieber selbst, weil sie daran auch ihren Entwurf entwickeln. Vor allem bei der Fassadengestaltung können wir uns aber einbringen.“ Manchmal wird das gerenderte Gebäude auch in Fotos eingefügt, wenn das stilistisch erwünscht ist. Auch die Möglichkeiten der Animation faszinieren Volland: „Damit lässt sich der Raum auf völlig andere Art zeigen.“ Doch nicht jedes Projekt braucht eine solche Darstellung: „Wenn man virtuell durch ein Gebäude geht, sollte man alles, was man sieht, fertig entworfen haben – sonst zeigt man womöglich unvorteilhafte Bereiche.“
Die wachsende Bedeutung von Renderings beeinflusse bereits die Ausbildung, berichtet Christian Zöllner von Bloomimages: „Ich habe das Gefühl, dass der visuelle Aspekt der Architektur in den letzten Jahren immer stärker in den Vordergrund rückt. In der klassischen Ausbildung reiste man, skizzierte vor Ort, machte Notizen – so bekam man ein Gefühl für den Raum. Heutzutage reisen junge Architekten weniger, sondern recherchieren stattdessen im Internet.“ Die Gefahr, dass dadurch das Gefühl für Raum verloren geht, sieht Zöllner aber nicht. „Raum und Bild sind einfach zwei Dinge, die man nicht verwechseln sollte. Und Architekten dürfen nicht in die Falle gehen, nur nach der Optik zu bauen.“ Er selbst träumt von einer Rendering-Aufgabe, die es als reale Architektur auf absehbare Zeit nicht geben wird: „Eine Siedlung auf dem Mond oder Mars oder auch unter Wasser – das wäre spannend.“
Myrta Köhler ist freie Fachjournalistin in Berlin.