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Diskrete Partnerschaften

Von Fall zu Fall gemeinsam, doch weiterhin frei: Wie eine Innenarchitektin sich mit Kollegen vernetzt

31.12.20104 Min. Kommentar schreiben
Heidrun Walter, Innenarchitkektin in Rostock

Von Roland Stimpel

Für die Rostocker Innenarchitektin Heidrun Walter ist das Netzwerken einerseits Nebensache: „Um das regelmäßig zu pflegen, hat man gar keine Zeit“, sagt die Inhaberin des Büros walter + planer norddeutsch-nüchtern. Andererseits ist es für sie Hauptsache: „Gerade in den letzten 10 bis 15 Jahren ist das ganze Architekturthema so komplex geworden, dass man viele Aufgaben nur im Verbund mit anderen bewältigen kann.“ Also ist das Netzwerken für Walter kein Partythema, sondern Alltag: „Man kennt sich, man tauscht sich aus und man findet immer wieder bei Projekten zusammen.“

Heidrun Walters Rostocker Netzwerk besteht aus Innen- und Hochbauarchitekten sowie aus Fachplanern verschiedenster technischer Richtungen. Die Beteiligten finden immer wieder in wechselnden Konstellationen zusammen, je nach Bauvorhaben. „Wir arbeiten mit sechs Architektenbüros regelmäßig zusammen. Das sind Projektpartnerschaften mit Leuten, die man zum Teil seit 30 Jahren kennt und denen man vertraut.“

Vertrauen braucht man auch. Denn das Netzwerk ist nicht formalisiert; über Arbeitsteilung und Geld wird jedes Mal neu entschieden. Initiator kann jeder sein: „Oft kommen Hochbauarchitekten auf mich zu, die innenarchitektonische Kompetenz suchen, ob in Raumakustik, Energieplanung im Innenraum oder Licht. Gerade jetzt gibt es aber auch viele private Bauherren, die unser Büro beauftragen, aber dann auch Hochbau haben möchten. Da suchen wir uns wiederum Partner, die diese Aufgaben leisten.“

Ihre Partnerschaften arbeiten oft diskret. „Viele Bauherren wollen nur einen Ansprechpartner und vom ganzen Netzwerk gar nichts mitbekommen. Gerade manche öffentlichen Bauherren erkennen noch nicht die Komplexität des Bauprozesses und verstehen nicht, warum nicht ein Büro alles für sie leisten kann.“ Lieber wäre es meist allen Beteiligten, der Bauherr würde jeden von ihnen direkt beauftragen. Aber viele wollen einfach nicht: „Ein mir bekannter Hochbauarchitekt hat einmal ein Jahr auf den Bauherrn eingeredet, er möge mit bestimmten Aufgaben einen Innenarchitekten beauftragen. Aber auch das Argument half nicht, dass er so am Ende viel mehr sparen würde, als er an Honorar ausgibt. So wurde ich da schließlich Nachauftragnehmerin.“

Beispielhafte Kooperation: Das historische Rathaus von Rostock wurde von den Architektinnen Diana Albert und Kerstin Beyer gemeinsam mit dem Innenarchitekturbüro walter + planer denkmalgerecht modernisiert.

Partner im Hintergrund

Das Büro, das den Auftrag bekommt, lässt in solchen Fällen seine Netzwerkpartner im Hintergrund arbeiten. „Es ist dann ja nicht erwünscht, dass die Partner auch bei Besprechungen dabei sind.“ Was die Planung nicht gerade leichter macht: Der beim Bauherrn auftretende Partner muss Fachfragen erst einmal weiterreichen, statt sofort zu antworten. Die getrennte Kommunikation mit dem Bauherrn hier und den Partnern dort bringt immer wieder Reibungsverluste. Dass der eine im Unterauftrag des anderen arbeitet, wirft manchmal heikle Honorarfragen auf. „Da muss man sorgsam die Schnittstellen festlegen; auch die Haftpflichtversicherung muss darauf abgestimmt werden. Meine ist so aufgebaut, dass ich die allein verantworteten Projekte und die mit anderen gemeinsam geleisteten getrennt abrechnen kann.“ Wo das nicht geht, droht entweder Unter- oder teure Überversicherung. Eine wichtige Rolle im Alltag ihrer Netze spielt das Internet. „In laufenden Projekten tauschen wir uns fast nur noch digital aus. Dadurch ist überhaupt erst eine unkomplizierte und flexible Netzwerkarbeit möglich geworden.“ Die elektronische wie menschliche Zusammenarbeit mit Hochbauern ist für Walter meist angenehmer als die mit Fachplanern. „Architekten neigen im Allgemeinen zur Harmonie. Da findet man sich immer irgendwo zusammen. Fachplaner sind oft schwieriger. Ein Elektroingenieur hat mir mal offen gesagt, ihm gehe es nicht um das große Ganze, er wolle nur sein eigenes Geld. Und manche Heizungs- und Sanitärplaner scheinen zu glauben, sie wüssten sowieso alles besser als wir.“

Offene Auftritte als Netzwerk haben für Heidrun Walter bisher wenig gefruchtet. „Ich habe schon mal mit einem Hochbau-Kollegen, drei Statikern, einem Elektro- sowie einem ­Sanitär- und Heizungsplaner eine Arge gegründet. Wir haben vor allem Schulprojekte akquiriert und versucht, in VOF-Verfahren zu kommen. Aber die Fachplaner waren das ­Akquirieren nicht gewohnt oder hatten es nicht nötig. Und von den Bauherren wurden wir als Arge nicht so geschätzt wie zum Beispiel eine GmbH.“

Neben ihren Alltagskontakten setzt Heidrun Walter vor allem auf das ­institutionalisierte Architektennetzwerk. In Mecklenburg-­Vorpommerns Kammer ist sie im Vorstand und in zwei ­Ausschüssen. Und einmal im Jahr gibt sie ein Bürofest – auf dem ihr nüchternes Netzwerk zur Spaßgesellschaft wird.

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