Ideale Architekturen sind für mich zuerst jene, die nicht erreichbar sind, vielleicht weil sie geografisch oder auch historisch entfernt sind, oder einfach, weil sie es nie aus dem oft verlachten Stadium der vermeintlich rein papiernen Repräsentation in die gemeinhin als gewichtiger geltende konkrete Realität geschafft haben. Irgendwie geartete Entlegenheit ist also mein erstes Kriterium idealer Architekturen.
Mein zweites Kriterium ist das der Sehnsucht, der Wünsche, die die jeweilige Entlegenheit dieser ideellen Architekturen in mir erweckt. Ideal-ideelle Architekturen erwecken in mir eine natürlich unstillbare Sehnsucht, die sich entweder im Wunsch der Identifikation mit der Sensibilität ihrer Autoren äußert, oder in dem Wunsch, jene Techniken zu beherrschen, die ihre jeweilige Beschaffenheit erst ermöglichten, oder in dem Wunsch, sie in irgendeiner Weise zu bewohnen.
Nicht zuletzt sind diese Kriterien dem Wandel – als einem dritten Kriterium – der eigenen Biografie, der eigenen beruflichen Evolution unterworfen. Ideale Architektur zeichnet sich aus meiner Sicht also durch die Kriterien der Entfernung, der Sehnsucht und des Wandels aus. Heute fällt es mir relativ leicht, zum Beispiel die Architekturen aus den formativen Jahren der Studienzeit in ihrer Entlegenheit von ihnen, der Identifikation mit ihnen und der sich wandelnden Perspektive durch sie zu nennen: 01. OMAs Entwurf für den Parc de La Villette in Paris. 02. Aldo Rossis Entwurf für ein Partisanendenkmal in Cuneo und 03. Peter Märklis Entwurf für ein Bananenpflanzerhaus (Wer weiß schon wo?). Ich habe sie schnell nochmals für mich gezeichnet und teile sie mit Freude mit Ihnen.
Marc Britz, Architekt, Athen
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